Unsere außergewöhnliche Norwegen-Reise

Monatelang hat die Corona-Pandemie 2020 das Reisen ganz unmöglich gemacht. Umso mehr haben wir uns gefreut, dass als eine der ersten Hirsch-Reisen unsere Norwegen-Fjordreise im August stattfinden konnte. Erst zwei Wochen zuvor hatte das nur gering betroffene Land seine Grenzen wieder für Touristen aus Deutschland geöffnet. Mit elf mutigen, aufgeschlossenen und ausgesprochen netten Gästen (also 14 einschließlich unserer Familie) durften wir dieses herrliche Land im Norden erleben – und das schöner denn je.

Da es ja schon einen ausführlichen Bericht zu unserem Programm auf dieser Seite gibt, versuche ich jetzt mal, mich kurz zu fassen …    

Tag 1: Willkommen an Bord!

Unsere Reisegäste haben sich vorbildlich mit Corona-Abstand im Bus verteilt – ist ja genügend Platz – selbstverständlich alle mit Maske.

Elch Olav hält die erste Reihe frei. Sein Besitzer, unser Sohn Jan, hat sich lieber nach ganz hinten zurückgezogen.

Es läuft ganz prächtig auf der deutschen Autobahn von Karlsruhe bis Kiel. Wir sind äußerst pünktlich und gehen um 17 Uhr an Bord der Stena Line. Unser Fahrer, mein Mann Wolfgang Behrends, erleichtert in Kiel. Sicher denkt er daran, wie wir letztes Jahr das Schiff beinahe verpasst hätten …  Doch heute kann er ganz entspannt an Bord fahren.

Bei unserer Abfahrt sehen wir ein verlassenes „Mein Schiff“ am Kai liegen.

Es ist wenig los auf der Stena, nur drei Busse insgesamt. Am Büffet tragen alle brav ihre Masken und holen sich ihr fertig portioniertes Essen ab.

Tag 2: Oslos blendende Eisschollen-Oper

Land in Sicht! Als wir den großen Hafen von Göteborg erreichen, sind alle „Hirsche“ sind an Deck.

Wegen der norwegischen Corona-Bestimmungen muss der Transit durch Schweden auf schnellstem Weg erfolgen – wir verlassen daher die Autobahn nicht. An der Grenze am Svinesund wird jedes Fahrzeug kontrolliert, der deutsche Bus vor uns mit der Anglergruppe sogar richtig gefilzt. Wir dürfen schnell weiter. Das wäre geschafft!

Pausenbeschäftigung für Wolfgang und Jan: Bus desinfizieren.

Oslo empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein. Auch das neuen Wahrzeichen der Stadt strahlt heute: die Oper, die wie eine Eisscholle in die Bärenbucht“ zu gleiten scheint.

Wir spazieren auf ihr herum, schauen zum Büroviertel „Barcode“ und zum neuem Munch-Museum (o.re.), dessen Eröffnung wegen Corona auf Ende 2020 verschoben wurde. Viele Leute genießen vor der frisch eröffneten Nationalbibliothek nebenan das schöne Wetter.

Eine Überraschung erleben wir beim Frognerpark: Wo sonst bis zu 15 Busse stehen, ist heute kein einziger! Wir haben den großen Skulpturengarten des Bildhauers Gustav Vigeland fast für uns.

Im Hotel herrscht keine Maskenpflicht – wie übrigens nirgendwo in Norwegen. Abstand beim Abendbuffet ist kein Problem: Außer uns sind nur ein Fußballteam da.

Tag 3: Seefahrer und Abenteurer seit 1000 Jahren

Es regnet, doch das macht uns am Museums-Vormittag nichts aus. Geänderte Frühstücks- und Öffnungszeiten, Termin-Jonglieren, Corona-Visier aufsetzen – alles kein Problem. Und schon sind wir auf der Spur der norwegischen Entdecker: Die Fram ließ Fridtjof Nansen 1893 für seine Polardrift bauen. Drei Jahre steckte das Schiff im Packeis fest. Nansen, der das Schiff verließ, um den Nordpol mit einem Gefährten und Schlittenhunden zu erreichen, überlebte nach 15 Monaten Irrfahrt wie durch ein Wunder. Später fuhr Amundsen mit der Fram gen Südpol.

Wir sind hier die ersten und können uns in aller Ruhe auf dem Schiff und den Ausstellungsgalerien ringsherum umsehen.
Nationalheld Nansen

Unglaublich, was die Forscher damals riskierten! Das gilt auch für Thor Heyerdahl, dessen Kon-Tiki-Floß wir nebenan besuchen. 1947 fuhr er damit 8000 km über den Pazifik, um zu beweisen, dass Polynesien von Südamerika aus besiedelt worden war. Verrückt und spektakulär.

Nun noch ins Mittelalter: Im Wikingerschiffmuseum treffen wir viele norwegische Familien – kein Wunder, ist hier doch der größte Wikingerschatz überhaupt zu sehen, entdeckt in uralten Hügelgräbern, zerbröselt in abertausend Stücke.

Im Osebergschiff wurde im 9. Jahrhundert eine Königin bestattet.

Auf dem Parkplatz ist der Hirsch-Bus wieder der einzige (sonst bringen die Kreuzfahrt-Busse Touristen in Scharen her). Es regnet noch ein wenig in den freien Nachmittag hinein, aber nach einer kleinen Mittagsruhe im Hotel lockt es uns wieder heraus. Diesmal zu einem Bummel zum Schlossgarten.

Tag 4: Von Oslo an den Hardangerfjord

Dichter Nebel verschluckt beinahe auch den ehemaligen König Olav, dem ein ebenfalls sportliches Denkmal am Holmenkollen errichtet wurde. Unter ihm trainieren Biathleten auf Rollschuh-Skiern.

Hier verabschieden wir uns von Oslo und fahren in Richtung Bergen. Grüne Landschaften, gelbe Äcker, blaue Seen. Im Hallingdal besuchen wir die 800 Jahre alte Stabkirche von Torpo – vielmehr das, was von ihr übrig blieb, nachdem sie im 19. Jh. für die neue Kirche fast abgerissen werden sollte.

Die Gleise der Bergenbahn begleiten uns bis hinauf auf die Hardangervidda, wo stellenweise noch Schnee liegt. Tundralandschaft mit Seen, Felsen, Moos auf 1200 m Höhe:

Der Doppelwasserfall Vøringfossen ist der erste einer langen Reihe spektakulärer Wasserfälle. Kaum jemand hier außer uns. Wir genießen das – und natürlich die spektakulären Blicke, das schöne Wetter, die gute Luft …

Wasserfälle sehen wir auf dieser Reise in jeder Art und Größe hier eine kleine Vorschau:

Nun erreichen wir aber erstmal unseren ersten „richtigen“ Fjord: Abfahrt durch Kehrtunnel zum Eidfjord. Stilles, dunkles Wasser, steile Felswände. Nun sind wir schon am verzweigten Hardangerfjords, zu dem auch der liebliche Ulvikfjord gehört. Hier erreichen wir unserem Hotel in allerbester Lage. Außer uns sind nur einige norwegische Gäste da. Und nicht ein Dutzend asiatische Gruppen wie sonst so oft. Juhu! wir bekommen alle ein Upgrade: Zimmer mit Balkon zum Fjord – könnte nicht besser sein! Und ein köstliches Buffet gibt es auch. Dann sitzen Wolfgang und ich noch lange auf unserem Balkon und genießen den Feierabend.

Tag 5: Schöne Aussichten auf Bergen

Was ist das für ein entspanntes Reisen dank Corona! Im Frühstücksraum sind wir die einzige Gruppe.
Der Steindalsfossen, hinter dem man durchlaufen kann.

Mittags kommen wir nach Bergen, wo kein einziges Kreuzfahrtschiff liegt. In der Stadt ist es leer, allerdings ist auch der Fischmarkt sehr reduziert. Selbst die Hurtigrute startet zurzeit nur jeden zweiten Tag. Nach Covid-19-Ausbruch auf einem Expeditionsschiff müssen diese erstmal im Hafen bleiben.

Bergens Postkartenmotiv „Bryggen“ erinnert an die deutschen Hansekaufleute, die 400 Jahre lang hier Handel trieben.
Berühmter Sohn der Stadt, ausnahmsweise ohne Möwe auf dem Kopf: Edvard Grieg

Absolute Ausnahme: Kein Regen in der regenreichsten Stadt Europas! Wir nutzen die Chance und fahren am freien Nachmittag auf den Hausberg Fløyen zum 7-Berge-und-Insel-Blick.

Tag 6: In den Welterbe-Fjorden

Neben zahlreichen Corona-Vorteilen müssen wir heute mal eine kleine Einschränkung verkraften: Wegen der vorverlegten Schiffsabfahrt heute Mittag müssen wir schon um 7.30 Uhr starten und bekommen nur ein kümmerliches Lunchpaket zum Frühstück. Dafür gibt’s Kaffee und Kekse am See vor Voss, wo wir ein paar Camper aufwecken.

Im ehrwürdigen Stalheim-Hotel hoch über der Schlucht sind wir nur kurz zu Gast, um die Aussicht aus dem Hotelgarten zu genießen. Leider setzt heftiger Regen ein …

Gleich gehen wir an Bord dieses Elektroschiffes – und der Regen hört auf! Fahrt durch den Naerøy- und Aurlandsfjord, kleineSeitenarme des riesigen Sognefjords, schmal und wild und einfach grandios!

Den Großteil der Fahrt verbringen wir an Bord, als es zwischendurch nass wird, sitzen Jan und ich am Panoramafenster und essen Rentier-Hotdogs.

Ziel ist das winzige Flåm – ausnahmsweise mal sichtbar und nicht von einer gigantischen „Aida“ verdeckt. Hier startet die legendäre Flåmsbahnauf die Hardangervidda – doch unsere Richtung ist eine andere: Durch den 25 km langen Lærdalstunnel und nach kurzer Fährüberfahrt erreichen wir das Städtchen Sogndal.

Tag 7: Gletscherwelten

Unser Gletschertag, an dem uns der riesige Jostedalsbreen den halben Tag aus der Ferne begleitet. Auch heute müssen wir geänderte Schifffahrtszeiten beachten – aber dank unserer Hirsch-Kollegen öffnet das hervorragende Gletschermuseums extra früher für uns (obwohl Sonntag ist – der nette Mitarbeiter freut sich über unseren mitgebrachten badischen Wein). Das Rundkino zeigt den brandneuen Panoramafilm, an dem drei Jahren lang gearbeitet wurde – und so „fliegen“ wir über den Gletscher, voll Ehrfurcht vor der grandiosen Natur. Und ein bisschen schwindelig wird’s einem auch.

Reise in die Eiszeit im Gletschermuseum

Weiterfahrt über Fjord und Fjell zum Olderdalen mit seinen spiegelglatten Seen. Die vielen Campingplätze sind sehr gut besucht – aber zum Glück gibt es kaum Gegenverkehr, der auf der schmalen Straße eine echte Herausforderung sein kann.    

Bei fantastischem Wetter unternehmen wir eine 2-stündige Wanderung zum Briksdalsbreen – eigentlich ein echter Touristenmagnet. Doch diesmal ist kaum jemand hier. Wie ist das schön, mal Bewegung an der frischen Luft zu haben! Vorbei an weit spritzenden Wasserfällen, immer am wilden Fluss entlang.

Ziel erreicht! Jan fischt Eisbrocken aus dem Gletschersee. Alle „Hirsche“ sind tapfer gelaufen. Nur Wolfgang hat diesmal gekniffen (ja, ja, er hat noch drei Stunden kurvige Bergstrecke vor sich …). Der Besitzer der Cafeteria, der uns am Parkplatz freudig begrüßt, berichtet, der Hirsch-Bus sei erst der 6. in diesem Jahr.

Und wieder geht es hoch hinauf ins kahle Hochgebirge: Auf 1030 m sind die Seen hier teils noch eisbedeckt.

Wie ein Puppendorf liegt Geiranger dort unten. Im Sommer kommen Tausende her. Ein seltener Anblick ist das, so ganz ohne Kreuzfahrtschiff … Ja, und wenig später fahren wir durch den nur 15 km langen Geirangerfjord mit seinen sagenumwobenen Wasserfällen.

Wir sitzen an Deck und genießen den Sonnenschein. Zum ersten Mal brauche ich auf der Geiranger-Fähre keine Regenjacke!

Heute übernachten wir im Hafenstädtchen Stranda, sind überrascht über das frisch renovierte Hotel, essen zum 3. Mal norwegischen Lachs. (Für morgen muss ich unbedingt etwas anderes bestellen! Aber so kann’s gehen, wenn alle wegen Corona auf Menüs umstellen. Die Hirsche nehmen’s gelassen).

Tag 8: Auf der Spur der Trolle

Interessantes Hygiene-Konzept: Gestern abend saßen wir noch alle weit auseinander, heute Morgen alle an einem Tisch. Das Frühstück wurde serviert, aber die Kaffeemaschine musste jeder selbst bedienen … na ja, nach 8 Tagen hat unsere Disziplin beim Abstand-Halten eh etwas gelitten und wir sind ja „unter uns“. Die paar Schritte gehen wir zu Fuß zum Hafen, wo wir die Fähre nehmen und die Fjordregion verlassen.

Hier müssen Trolle mitgebaut haben, so verrückt ist diese Straße ins Isterdalen! Der berühmte Trollstigen mit seinen 11 Haarnadelkurven entstand in 14 Jahren Bauzeit.   

Ebenfalls einzigartig: kein anderer Bus auf dem Parkplatz!

Trolle begleiten uns auch ins Romsdalen, wo sie für die 1000m senkrechte Felswand Trollveggen Pate standen. Am wilden Flusses Rauma laden wir unsere tapferen „Hirsche“ zu einem besonderen Picknick ein: Elchwurst, brauner Käse, Stockfisch, Flatbrød und Multebeermarmelade.
Nur der Wein kommt aus Frankreich (aber da waren die Wikinger schließlich auch).

Später, im breiten, grünen Gudbrandsdal, Peer Gynts Heimat, friedliches Dösen zu Griegs Musik. Leider ist die Stabkirche von Ringebu wegen Corona geschlossen – sehr schade (aber Lars Myttings Roman „Die Glocke im See“ liefert eine tolle Beschreibung).

Dafür betätigen wir uns zum Ausklang des Tages sportlich: Im Olympiastädtchen Lillehammer laufen wir an der Skisprungschanze von 1994 hinunter – mit Blick auf Stadt und See.

In unserem Parkhotel geht es recht lebhaft zu: Es ist voller norwegischer Familien, Kinder spielen im Pool und auf der Wiese, im riesigen Speisesaal sind wir aber alleine. Busgruppen sind rar zurzeit – und es bedarf einigen Verhandelns, um ein frühes Frühstück für uns zu vereinbaren …

Tag 9 und 10: Ha det bra! (Auf Wiedersehen!)

So ganz pünktlich öffnen sich die Türen des Speisesaals dann doch nicht – aber dann haben wir das fantastische Frühstücksbüffet fast nur für uns. Mittags schließt sich der Kreis: Wir sind zurück in Oslo. Der Check-In für die Fähre ist schnell erledigt, für das Boarding gibt es einen genauen Zeitplan, um Gedrängel zu vermeiden. Wir haben noch reichlich Zeit – für einen Extra-Ausflug auf den Holmenkollen, wo wir mit herrlichem Blick auf den Oslofjord mit unseren Gästen auf die Reise anstoßen! Wer hätte gedacht, das es soooo schön würde?

Abschied von Oslo und entspannter Nachmittag auf dem Sonnendeck der Color Magic. Am Abend dann noch eine angenehme Überraschung: Es gibt tatsächlich doch das fantastische Büffet (ohne Andrang und mit vielen wachsamen Mitarbeitern, die einem alle paar Meter die Hände mit Desinfektionsmittel besprühen).

Erleichterte Reiseleiterin: Wir hatten so viel mehr Vorteile als Nachteile durch Corona-Einschränkungen. Vielen DANK unserer sympathischen Reisegruppe für die super Mitwirkung, das Aufeinander-Achten und die stets gute Laune!

Keine Aufregung, kein Notfall. Und wir haben uns immer ganz sicher gefühlt!

Aus den Reisebeurteilungen unserer Gäste:

„Wegen Corona eine besondere Reise! Nur 11 Teilnehmer, daher viel Platz im Bus. Sehr angenehm ????! Vielen, vielen Dank, dass die Reise trotz Corona und den wenigen Teilnehmern stattfinden konnte. Eine wunderschöne, abwechslungsreich zusammengestellte Reise, an der es nichts zu verbessern gibt. Ich habe sie sehr genossen!“

„Dank Corona hatten wir eine sehr entspannte, individuelle und familiäre kleine Reisegruppe. Kein Anstehen bei den Besichtigungen, viel Platz bei Frühstück und Abendessen. Upgrade beim Hotel am Fjord, Wasserfälle nur für unsere Gruppe, kein Anstehen beim Aufsuchen der sanitären Anlagen etc.“

„Hervorragende Leistung ????!! Trotz Corona eine sehr angenehme, interessante Reise aufgrund der kleinen Gruppengröße!! … Die schönste Lage hatte das Hotel in Ulvik. Eine willkommene Abwechslung war auch die Wanderung zum Gletscher!“

„Danke für die Hygiene in Coronazeiten. Habe mich immer sehr sicher gefühlt.“