Brüssel kulinarisch

Mittwoch, 3. Mai 2023

Das Schöne an einer kulinarischen Reise ist, dass sie zumeist in der Backstube von Oliver Endle startet. Und wenn der Bus zur ersten Pause auf einem Ratshof hält und die Klappe vom Gep/bäckraum aufgemacht wird und sich zum frischen Kaffee-Aroma der Duft von goldbraun gebackenen Buttercroissants erhebt, dann kann man es endlich glauben: Man ist auf einer Genussreise mit Hirsch!

In Brüssel angekommen zeigt sich die Börse seit langen einmal wieder fast ohne Bauzaun. Und die Süßigkeitenläden locken mit ihren zuckrigen Versuchungen mit den Pommesbuden und ihren goldbraunen Köstlichkeiten um die Wette. Letztere gewinnen! Und mit einem ordentlichen Schlag Mayonnaise oder Ketchup oder Satésauce schmeckt es gleich nochmal so gut. Mit vollem Magen kann man die Chocolaterien schon etwas besser ignorieren.

„Manniken Pis“ springt einen überall an. Und irgendwie sind die bunten Varianten doch noch witziger als das Echte.

Die Galerie St. Hubertus empfängt uns tagsüber und auch in der Nacht auf Hochglanz poliert. Und zwischendurch lockt das Abendessen: Thunfischtartar mit Avocadocrème, Jakobsmuscheln mit Algen und Parmesan, Kalbsbries (oder Kabeljau) schmecken fantastisch. Und das Rathaus leuchtet mit den Sternen um die Wette…

Donnerstag, 4. Mai 2023

Eine kleine Programmänderung wird nötig. Zuerst geht es heute zum Fabrikverkauf der Firma Neuhaus. Man kann probieren, und zwar überall und von allem. Gut, dass man vom Zusehen nicht zunimmt. Denn hier bekommt das Wörtchen „Hüftgold“ eine andere Gewichtung…

Und dann hatten die Mitreisenden fast das Vertrauen in ihren Reiseführer verloren: Denn das Restaurant, das als eines der Besten der Reise beschrieben wurde, liegt in einem eher ungewöhnlichen Viertel. Direkt gegenüber der „Abattoirs“, des ehemaligen Lebendtiermarktes und der Schlachthöfe, im Viertel der Afrikaner und der Straßenmärkte, zwischen Kitsch und Glitterkram soll ein Gourmetrestaurant sein?

„La Paix“ überzeugt nicht nur durch die irrsinnige Anzahl von Origami-Friedenstauben (ein Kunstwerk von Charles Kaisin). Das 130 Jahre alte Restaurant gehört unter Küchenchef David Martin auch zu den Topp Adressen in Sachen Kulinarik.

Am Abend empfängt uns Léo in seinem Käseladen „La Fruitière“. Er ist sowohl für seinen ausgezeichneten Käse bekannt und hat sich darüber hinaus für seine Auswahl an Brüsseler Bierspezialitäten einen ausgezeichneten Ruf erworben. Der Liebe wegen kam er nach Brüssel: Der Liebe zum Bier! Und wenn Käse und Bier zusammenkommen, dann ist das ein Erlebnis der ganz besonderen Art und für Léo der Himmel auf Erden.

Freitag, 5. Mai 2023

Am Freitag erwartet uns Frühsport! Wir erklimmen den Kunstberg und schrauben uns noch weiter nach oben, bis wir am Europaparlament ankommen. Dort empfängt uns mit Axel Heyer ein sprachgewandter Mitarbeiter des Besucherdienstes und erklärt und die politischen Abläufe innerhalb Europas und die Schwierigkeiten, die die Simultandolmetscherinnen und -Dolmetscher haben.

Auf dem Rückweg in die Niederungen der Altstadt durchqueren wir den „Parc de Bruxelles“ und laufen zufällig durch eine Freilichtausstellung von Philippe Gelucks Katzendarstellungen. Am Place St. Catherine lassen wir uns bei Sonnenschein, Bier und Weißwein die frischen Fischspezialitäten im Straßenrestaurant „De Noordzee“ schmecken und bestaunen das Gewusel um uns herum.

Am Abend lockt das „Comme chez soi“. Wir fühlen uns bei Familie Rigolet wirklich ganz „bei uns“ und pudelwohl. Als Ehrengäste am Chef’s Table schauen wir den Köchen bei der Arbeit zu und genießen die Speisen und Weine. Ein Blick in die wunderschönen Jugendstilräume lässt so manchen von uns denken, dass man hier nochmal herkommen möchte. Viel zu schnell ist der Abend vorbei und beschwingt und beseelt und voll guten Essens und guter Erinnerungen geht es zurück zum Hotel.

Samstag, 6. Mai 2023

Am Morgen treffen wir im Reisebus auf die Gruppe, mit der wir den Bus für An- und Abreise geteilt haben. Deren Reiseleiter Johan führt uns nun nochmal in das Europaviertel und bringt uns zudem den Brüsseler Jugendstil näher.

Auf dem Platz Robert Schuhmann findet das Festival des Brotes statt. Auf dem Rückweg machen wir noch Halt in Leuven und bestaunen das schucke Rathaus und die Kathedrale. Und dann geht es auch schon wieder in die Heimat. Unser Chauffeur Joseph bringt uns gekonnt und überpünktlich heile durch den Regen nach Karlsruhe…

Autor und Fotograf: Thorsten Frewer

Thorsten Frewer stammt aus Warburg und absolvierte seine Ausbildung zum Hotelkaufmann im Hotel Bareiss in Baiersbronn. Nach einem Sprachstudium in Paris kehrte er ins Bareiss zurück und organisierte als Reservierungs- und Kassenleiter u.a. Branchentreffs der Spitzengastronomie und -hotellerie. Nach einer Zwischenstation als Berater bei einem Software-Hersteller war er von 2002 – 2019 bei Michelin in Karlsruhe u.a. als Hotel- und Restaurantinspektor beschäftigt. Heute ist er selbständiger Unternehmer, engagiert sich politisch als Stadtrat und ist auf vielfältige Weise ehrenamtlich tätig. Seit 2022 lässt er als weitgereister und polyglotter Kenner auch Hirsch-Reisende an seiner kulinarischen Leidenschaft mit viel persönlichem Engagement teilhaben.

Auf hirschreisen.de finden Sie alle Reisen mit Herrn Frewer.