Blick hinter die Kulissen – Herausforderungen 2023

Eine Reise organisieren kann eigentlich jede und jeder. Die meisten haben es privat auch schon gemacht. Viele erleben aber im Moment, dass es vor einigen Jahren noch einfacher und erschwinglicher war, sich um alles selbst zu kümmern. Was genau sind also die Herausforderungen, beruflich Reisen zu organisieren? Wir wollen Sie in den nächsten Wochen mitnehmen auf eine Reise hinter die Kulissen von Hirsch Reisen. Geschäftsführer Mathias Hirsch eröffnet die Reihe.

Herr Hirsch, was sind derzeit die größten Herausforderungen?

Allgemein gesagt: Die Folgen der Corona-Krise. Eine starke Nachfrage und ein großes Nachholbedürfnis treffen auf ein gesunkenes Angebot an Flügen, Hotels, Restaurants – und Personal.

Das bedeutet höhere Preise?

Zunächst einmal bedeutet es fehlende Verfügbarkeit, weil viel ausgebucht ist – wer im Moment auf „Last Minute“ hofft, hat es schwer. An unsere im Reisebuch veröffentlichten Preise sind wir gebunden, die können wir – im Gegensatz zur Online-Welt – nicht einfach der Nachfrage anpassen. Gut für die Kundinnen und Kunden. Wir sind gespannt, wohin sich die Preise im kommenden Jahr entwickeln. Die Tendenz geht immer noch überall nach oben. Insbesondere bei Hotel und Flugbuchungen.

Aber für die geplanten Reisen haben Sie überall fest gebucht?

Die ein oder andere kreative Lösung müssen wir finden. Verträge nützen nicht viel, wenn ein Restaurant wegen Personalmangel kurzfristig beschließt, nicht mehr zu öffnen. Da kann es bei der Reisevorbereitung auch mal hektisch werden. Aber wir finden eigentlich immer eine gute Lösung, meist ohne dass die Gäste das überhaupt merken. Und das ist dann der große Vorteil für die Teilnehmenden an unseren Reisen. Sie müssen sich um nichts kümmern. Wir machen das alles im Hintergrund. Sind Sie individuell unterwegs, stehen Sie einfach vor verschlossenen Türen.

Unterscheidet sich die Situation denn je nach Land?

In Details. In Großbritannien und Irland wird die Hotelsituation zum Beispiel zusätzlich dadurch verschärft, dass die Regierung ganze Hotels für Geflüchtete unter Vertrag nimmt. Da bekommen die Hotels durch die Regierung 100 % Auslastung und eine anschließende Renovierung garantiert – sehr verlockend für die Hoteliers. Das nimmt in diesen Ländern massiv Hotelkapazitäten vom Markt. Das Nachsehen haben die Reisenden. Personalmangel und geringere Kapazitäten durch Schließungen während und nach der Pandemie haben wir aber überall.

Was gibt es noch für Herausforderungen?

Das, was wohl alle Unternehmerinnen und Unternehmer kritisieren: die Bürokratie. Die Regeln zum Beispiel für Lenk- und Ruhezeiten für Busfahrer sind zwar absolut sinnvoll, in ihrer Ausprägung aber manchmal nicht gerade praxisnah – zumal für LKW- und Reisebusfahrer dieselben Regeln gelten, obwohl die Anforderungen und Abläufe ganz andere sind. Es bindet sehr viel Zeit und Energie, die Disposition so zu organisieren, dass man nicht gegen irgendeine Vorschrift verstößt. Auch der kostenpflichtige Zwang vieler Städte, Omnibusse anmelden zu müssen, um ins Zentrum zu fahren, wo unsere Hotels meist liegen, ist nicht nur sehr aufwendig, sondern widerspricht dem Freiheitsgedanken der EU. London macht es da besser, dort ist der Individualverkehr kostenpflichtig, Omnibusse sind wegen ihrer günstigen Umweltbilanz gratis.

Das hört sich alles sehr komplex an.

Reisen optimal zu organisieren, war schon immer eine Herausforderung – aber genau das ist ja der Beruf, den wir seit vielen Jahren mit Leidenschaft ausüben. Wenn das nicht der Fall wäre, könnte es ja jeder (lacht). Für uns ist das die schönste Branche der Welt und wir lieben es, unseren Gästen die schönsten Wochen des Jahres zu bescheren. Wenn unsere Gäste glücklich von einer Reise zurückkommen und sich persönlich oder in ihrer Reisebeurteilung lobend oder dankend äußern, dann wissen wir: unsere Arbeit ist sinnvoll und gut.

Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!