Slowenien – kleines Land, große Vielfalt

Was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn, wenn Sie an Slowenien denken? Bei mir sind es die Prevc-Brüder, bei meiner Kollegin Lea Gramberg die Lipizzaner. Aber das kleine Land zwischen Alpen und Adria hat doch sicher noch mehr zu bieten als erfolgreiche Skispringer und weltberühmte Pferde?! Es wird Zeit dies rauszufinden. Also machen wir uns an einem grauen Oktobermorgen gemeinsam mit den anderen Hirsch-Gästen und unserem Fahrer Achim Mechler auf den Weg in die Hauptstadt Ljubljana.

Die knapp 11-stündige Fahrt verläuft ereignislos, während unserer Mittagspause auf einer österreichischen Raststätte lässt sich sogar die Sonne blicken. In Ljubljana dagegen werden wir bei strömendem Regen von unserem Reiseleiter Aleksander Stec empfangen. Der orientierende Stadtrundgang fällt daher etwas kürzer aus als geplant. Mit Regenschirmen bewaffnet spazieren wir entlang des Flusses Ljubljanica und über den Prešerenplatz. Wir hören von der Legende des Drachens und erfahren erste spannende Fakten über die slowenische Hauptstadt: 40.000 Studenten leben hier, ziemlich viele bei einer Einwohnerzahl von knapp 300.000. Für die etwas betagteren Bewohner und Touristen gibt es den sogenannten „grünen Kavalier“ – ein kleines Elektrofahrzeug, das die Leute innerhalb der verkehrsberuhigten Altstadt kostenlos befördert. Unser Ziel ist das Gasthaus Šestica, wo wir mit einem leckeren slowenischen Menu verwöhnt werden.

Am nächsten Tag widmen wir uns dem Osten Sloweniens, die Region der weiten Felder und sanften Hügellandschaften. Unser erstes Ziel ist Maribor (dt. Marburg an der Drau), Europas Kulturhauptstadt 2012 und zweitgrößte Stadt des Landes. Auf dem Hinweg erzählt uns Herr Stec – zur Freude der ganzen Gruppe – dass es in Slowenien ein erstaunlich gut ausgebautes Netz an öffentlichen Toiletten gibt, die auch noch sauber und größtenteils kostenlos sind. Hier bekommen wir gleich eine „Kostprobe“ davon. Hauptattraktion der Stadt ist ohne Zweifel die älteste Weinrebe der Welt, die bereits seit über 400 Jahren am „Haus der Alten Rebe“ emporwächst und kleine und große Krisen (Befall von Rebläusen, Weltkriege) unbeschadet überstanden hat. Sie produziert nur noch sehr wenig Wein, in seinen Genuss kommen hauptsächlich Spitzenpolitiker. Schade, wir hätten auch gerne gekostet. Ansonsten ist Maribor kein typisches touristisches Highlight, auch wenn wir an einigen schönen Gebäuden, wie dem Rathaus, der Basilika und dem Alten Gymnasium vorbeikommen.

„Haus der Alten Rebe“

Deutlich idyllischer ist es dagegen in Ptuj (dt. Pettau), die älteste Stadt des Landes. Nach einem kurzen Anstieg erreichen wir die trutzige Burg, die das regionale Museum beherbergt. Wir bleiben aber draußen und genießen den wunderbaren Ausblick über die roten Ziegeldächer, die Drau und einen nahegelegenen Stausee.

Blick über Ptuj

Zurück im Ort durchstreifen wir die malerischen Gassen und sehen dabei das ein oder andere Geschäft mit Karnevalskleidung. Das kommt nicht von ungefähr, Ptuj gehört nämlich zu den zehn schönsten Karnevalsstädten der Welt. Zur Mittagspause erwartet uns Herr Mechler an seinem Bus mit Würstchen und Brot und im Anschluss gibt es noch eine Sektüberraschung von einer Teilnehmerin, die heute einen runden Geburtstag feiert.

Gut gestärkt genießen wir die landschaftlich reizvolle Fahrt entlang der Weinstraße. Nahe des kleinen Örtchens Jeruzalem liegt das Winzerhaus Malek der Familie Puklavec. Wir beginnen mit einer kurzen Einführung im Weinkeller, der gar kein richtiger ist, denn die eigentliche Kellerei befindet sich einige Kilometer weiter an der kroatischen Grenze. Das Winzerhaus dient heute nur noch als Anlaufpunkt für Touristen und Weinverkostungen. Auf gemütlichen Sitzgruppen mit Blick auf die umliegenden Weinberge kommen wir in den Genuss der edlen Tropfen, begleitet von leckerem Käse und Brot. Im Anschluss werden noch fleißig Mitbringsel geshoppt. Etwas erschöpft aufgrund der relativ langen Fahrzeit, erreichen wir am Abend Ljubljana und lassen den Tag mit einem 3-Gang-Menu im Hotelrestaurant ausklingen.

Wer dachte, dass Slowenien nur Hügellandschaft zu bieten hat, weit gefehlt. In den Julischen Alpen, die wir heute erkunden, sind die Berge über 2500 m hoch. Der höchste unter ihnen ist der Triglav mit 2864 m und damit fast so hoch wie die Zugspitze. Ein Must-see und mittlerweile weltweit bekannt ist Bled, am Rande des Nationalparks Triglav gelegen. France Prešeren, Sloweniens berühmtester Dichter, bezeichnete den Ort einst als „Abbild des Paradieses“. Das Wetter ist heute wahrlich nicht paradiesisch, die Wolken hängen bis tief ins Tal, trotzdem ist die Aussicht von der Burg auf den See mit der Marieninsel traumhaft schön. Wohlwissend, dass später die Touristenscharen einfallen werden, hat Herr Stec für uns den Eintritt direkt morgens gebucht, sodass wir relativ ungehindert Erinnerungsfotos schießen können.

Blick auf die Marieninsel

Im Anschluss machen wir einen Abstecher zum Wocheiner See (Bohinjsko Jezero), für viele der noch schönere See und etwas weniger touristisch. Vor dem einsetzenden Regen flüchten wir in die Kirche des Hl. Johannes des Täufers und bewundern die wertvollen Fresken. Der Triglav zeigt sich heute leider nicht, aber immerhin bekommen wir einen Regenbogen zu sehen.

Zur Mittagszeit sind wir zurück in Bled und so gönnen wir uns in einem Lokal direkt am See eine wärmende Suppe und die berühmte Bleder Cremeschnitte. Sehr lecker, aber auch sehr mächtig! Direkt gegenüber befindet sich die Anlegestelle der Pletnas, traditionelle Holzboote, die von einem im Heck stehenden Ruderer angetrieben und gelenkt werden. Die Überfahrt zur Insel dauert nur rund 15 Minuten, aber trotzdem entspannend ohne Motorengeräusche über den See zu gleiten. Um zur Marienkirche zu gelangen, müssen 99 Stufen überwunden werden, oder man nimmt, so wie wir, den weniger steilen Weg außen rum. Eine besondere Sehenswürdigkeit ist die „Wunschglocke“, wenn man sie läutet, sollen angeblich alle Wünsche in Erfüllung gehen. Das müssen wir natürlich ausprobieren!

Mit Boot und Bus geht es zurück nach Ljubljana. Da es erst später Nachmittag ist, bleibt noch Zeit für einen Bummel, bevor wir uns zum Abendessen wiedertreffen. In der Altstadt geht es trubelig zu, viele Einheimische und Touristen stören sich nicht an den kälter werdenden Temperaturen und bevölkern die Lokalitäten links und rechts der Ljubljanica. Wir nehmen gefühlt jeden Souvenirshop mit und erstehen einen der omnipräsenten grünen Drachen; unser neues Büromaskottchen. Im Restaurant Šestica genießen wir in heiterer Atmosphäre ein schmackhaftes Menu. Die Portionen sind so üppig, dass danach ein Verdauungsspaziergang dringend notwendig ist.

Abendstimmung an der Ljubljanica

Heute steht die Fahrt von Ljubljana nach Portorož an, aber den Vormittag nutzen wir noch, um die slowenische Hauptstadt bei einem Rundgang besser kennenzulernen. Die Sonne scheint, daher steigt bereits die Vorfreude auf den Ausblick von der Burg, der uns später erwarten wird. Zunächst geht es aber über die Drachenbrücke hinein in die Altstadt, wo aufgrund des heute stattfindenden Marathons besonders viel los ist. Noch ahnen wir nicht, dass dieser unseren Zeitplan für den Nachmittag gehörig durcheinander wirbeln sollte. Wir kommen vorbei am barocken Dom St. Nikolaus, an den Markthallen und an der Franziskanerkirche mit ihrer markanten rosafarbenen Fassade. Allgegenwärtig in der Stadt sind Werke von Jože Plečnik, Sloweniens berühmtestem Architekten, z. B. die Drei Brücken über die Ljubljanica. In der Miklošičeva ulica sehen wir viele Jugendstilbauten, u. a. das reich verzierte Gebäude der Genossenschaftlichen Wirtschaftsbank.
Mit der Standseilbahn geht es hinauf zur Burg, die auf einem Hügel über der Stadt thront. Der Ausblick auf das Dächermeer und die am Horizont liegenden Berge ist tatsächlich sehr schön! Nun ist Freizeit, die wir zur weiteren Erkundung der Burg und einen Spaziergang zurück in die Stadt nutzen. Als Mittagssnack genehmigen wir uns einen Baumstriezel, besonders beliebt in den osteuropäischen Ländern und hier auch in einer herzhaften Version erhältlich.

Zurück am Hotel müssen wir feststellen, dass sich unsere Abfahrt verzögern wird: Unser Bus hängt in einer Straßensperrung fest, die vorher auf den offiziellen Webseiten nicht angekündigt wurde. Da wir nicht wissen, wann es weitergeht – der Marathon ist zum Glück bereits in seinen Endzügen – bleiben wir in der Nähe des Hotels. Herr Stec hat in weiser Voraussicht die Adelsberger Grotten erst für 16.00 Uhr reserviert, was wir dann auch trotz anderthalbstündiger Verspätung schaffen. Die unzähligen Busparkplätze vor den Höhlen zeugen davon, dass wir uns hier vor einer der größten Touristenattraktionen des Landes befinden. Da schon Nebensaison ist und wir das spätmöglichste Zeitfenster gebucht haben, ist es zum Glück nicht ganz so voll. Zunächst geht es mit dem Bähnchen knapp 4 km hinein in die unterirdische Welt, bereits hier lässt sich das gigantische Ausmaß des Höhlensystems erkennen. Bei einem gut einstündigen Spaziergang mit einem örtlichen Guide sehen wir abertausende von Stalagmiten und Stalaktiten (Herrn Stecs Merksatz dazu lassen wir an dieser Stelle lieber weg…) in allen möglichen Formen – ein beeindruckendes Erlebnis! Am Ende des Rundganges warten noch die „Drachenbabys“ auf uns – aber keine Angst, in Wahrheit handelt es sich um den winzigen zahnlosen Grottenolm.

Mit der Bahn geht es zurück ans Tageslicht, wo Herr Stec bereits auf uns wartet. Eigentlich hätte nun noch die Besichtigung der nur wenige Kilometer entfernten Burg Predjama auf dem Programm gestanden. Aufgrund der Verzögerung heute Mittag schaffen wir das leider nicht mehr, für einen lohnenden Fotostopp reicht die Zeit aber allemal. Im Stockdunklen erreichen wir Portorož an der Adriaküste, wo uns das Hotel Apollo mit einem leckeren Buffet erwartet. Zur Freude aller geht ein Getränk auf Kosten der Firma Hirsch, als Entschädigung für die ausgefallene Besichtigung.

Der nächste Tag begrüßt uns mit strahlend blauem Himmel, Sonnenschein und Temperaturen um die 20 Grad. Perfekte Voraussetzungen also, um ihn am Meer zu verbringen. Wir starten mit einem kurzen Abstecher zu den Salinen von Sečovlje. In den Sommermonaten wird hier mit traditionellen Methoden und ohne den Einsatz von Maschinen Salz gewonnen.

Weiter geht es nach Koper, der größte der drei Orte, die wir heute sehen werden, und Heimat des einzigen Seehafens Sloweniens. Bei unserem Rundgang kommen wir vorbei an einer Nachbildung der berühmten Rialto-Brücke, am Prätorenpalast und werfen einen Blick in die imposante Kathedrale auf dem geschäftigen Tito-Platz. Die Freizeit nutzen wir für einen Besuch der Markthalle und um Erinnerungsfotos am Yachthafen zu schießen.

Im charmanten Örtchen Izola ist Zeit für die Mittagspause. Wir widerstehen der Verlockung der zahlreichen Restaurants und essen unseren mitgebrachten Snack auf einer Bank in der Sonne mit Blick auf die sanft schaukelnden Boote. Sommerfeeling pur!

Bei einem kurzen Fotostopp genießen wir den traumhaften Ausblick auf die Bucht, bevor wir Piran, den wohl schönsten Küstenort des Landes, erreichen. Die Altstadt befindet sich auf einer Landzunge und wurde komplett im venezianischen Stil errichtet. Wir spazieren durch die malerischen Gassen und gönnen uns zum Abschluss noch ein original italienisches Eis.

Zurück in Portorož überlegen wir kurz, ob wir den Sprung ins Meer wagen sollen, entscheiden uns aber dagegen, da die Sonne bereits langsam verschwindet. Es ist eben doch schon Oktober. Stattdessen bummeln wir die Promenade entlang, auch hier merkt man, dass die Saison vorbei ist, viele Touristen sind nicht unterwegs. So können wir in Ruhe den Sonnenuntergang genießen, bevor es zum Abendessen zurück ins Hotel geht. Da es heute bereits um 18.30 Uhr stattfindet, bleibt danach noch Zeit den Abend bei einem Aperol Spritz in einer Strandbar ausklingen zu lassen. Der perfekte Abschluss eines wunderbaren Tages!

An unserem letzten Tag vor Ort ist der Herbst zurückgekehrt. Bei deutlich niedrigeren Temperaturen und grauem Himmel erreichen wir das nur 45 Minuten entfernte italienische Triest, wo uns unsere Stadtführerin Alessandra erwartet. Sie nimmt uns mit auf einen knapp zweistündigen Spaziergang und zeigt uns die Highlights der Hafenstadt. Besonders beeindruckend ist die Piazza dell’Unità d’Italia, ein riesengroßer Platz, der sich direkt gegenüber dem Meer befindet. Auf den anderen Seiten wird er gesäumt von neoklassischen und barocken Bauten wie dem Regierungspalast. Am nicht weit entfernten Canal Grande wähnen wir uns kurzzeitig in Venedig.

Nach der Mittagspause geht es zurück nach Slowenien, kurz hinter der Grenze befindet sich das Gestüt Lipica, Heimat der berühmten Lipizzaner. Da es mittlerweile in Strömen regnet, beschränkt sich unsere Führung auf die Stallungen. Die umliegenden weitläufigen Weideflächen, die den Pferden ausreichend Auslauf bieten, konnten wir bei der Anfahrt nur aus dem Bus erahnen. Wir erfahren spannende Fakten, z.B. dass Lipizzaner dunkel geboren werden und erst später ihre markante weiße Farbe erlangen, und können uns am Ende im Museum noch etwas umsehen.

Zurück im Bus erwarten uns wärmender Kaffee und leckere Kekse, bevor wir uns auf den Weg zu unserem letzten Programmpunkt machen: die alte Wehrkirche oberhalb der Ortschaft Hrastovlje. Von außen noch recht unscheinbar, offenbart sie in ihrem Inneren eine Vielzahl an Fresken aus dem 15 Jh., darunter eine ausführliche Darstellung des Totentanzes.

Am nächsten Tag heißt es Abschied nehmen, nach rund 13 Stunden Fahrt sind wir zurück in Karlsruhe. Es eine wunderschöne und abwechslungsreiche Reise und wir haben viel gelernt über das sympathische Land. Ein großer Dank gilt unserem Reiseleiter Aleksander Stec, unserem Fahrer Achim Mechler und den netten Mitreisenden.

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Lea Gramberg (links) und Janine Steinhorst gehen gerne zusammen auf Hirsch-Reise. Aber bei ihren privaten Urlauben sind sie sich nicht ganz einig: Während Lea gerne Ski fährt und den Sommer am Meer verbringt, zieht es Janine u.a. zum Wandern immer wieder nach Skandinavien.