www.unsere-chefs-auf-inspektion.de – Griechenland

Schon die Benennung dieser Rubrik machte unserem Chef Kopfzerbrechen. Sollte sie heißen „unsere-chefs-in-urlaub.de“? Das wäre nicht angebracht, denn ein Chef macht grundsätzlich niemals Urlaub. Er ist immer auf Inspektion. Gut! Also schickten wir unseren Chef auf Inspektionsreise.

Zum Glück reist unser Chef gern. Schon gleich nach dem Abitur und als junger Kunstgeschichtsstudent bereiste er z.B. Anfang der 1980er Jahre Griechenland. Dass er dabei wirklich auf Inspektionsreise war, zeigt eine folgenreiche Begegnung in Kloster Daphni bei Athen 1984:

Unser Chef und seine Frau (damals noch Freundin) brachen nach dem Frühstück in einem Hotel in der Athener Innenstadt zu einer Besichtigung des vor der Stadt liegenden byzantinischen Klosters Daphni (11. Jh.) und seiner berühmten Mosaiken auf. So instinktsicher unser Chef sonst in fremden Städten im Auto unterwegs ist, so gründlich verfranzte er sich an jenem Tag. Zum Verdruss unseres Chefs war seine Freundin schon immer eine lausige Kartenleserin. Und zum Verdruss seiner Freundin, paarte sich diese Schwäche mit der unerklärlichen Angewohnheit unseres Chefs, beim Aufbruch zu einer Besichtigung stets ohne einen klärenden Blick auf die Landkarte oder den Stadtplan den Wagen sofort zu starten und loszufahren. Athen bietet tausend Möglichkeiten sich zu verfahren, und der Krach für diesen Tag war vorprogrammiert.

Als man nach 1½-stündiger Irrfahrt inmitten eines Wohnviertels am Stadtrand von Athen doch anhielt, um sich zu besprechen, war weder eine Klosterkuppel in Sicht, noch ragte die Akropolis irgendwo zur Orientierung aus dem Häusermeer. Wäre man damals schon verheiratet gewesen, hätte die Scheidung wohl kurz bevorgestanden… Wundersamerweise lag das Kloster dann ganz in der Nähe und die folgende Viertelstunde ist schnell erzählt: Suche nach einem schattigen Parkplatz, Lösen der Eintrittskarten, Eintritt in den kühlen Kirchenraum. Nachdem man den Grundriss erfasst, das Raumvolumen ermessen und das Kuppelgewölbe betrachtet hatte, schlug man die Reiseliteratur auf, um sich gegenseitig die nötigen Detailinformationen über die berühmten Mosaike vorzulesen, so wie das der Chef und seine Freundin immer taten.

Allein an diesem Tag wollte das nicht gelingen. Die Konzentration fiel schwer, da kurz nach ihnen eine muntere Reisegesellschaft eingetreten war und eine Reiseleiterin ihren Vortrag begann. Nicht dass sie gestört hätte – ganz im Gegenteil! Eng war die Gruppe an ihre Führerin herangetreten, mucksmäuschenstill lauschten alle ihrer klaren, warmen Stimme und folgten dem ausgestreckten Finger mit den Augen zum herrlich ausgeschmückten Gewölbe, um Christus als Pantokrator zu erkennen.

© www.icon-art.info, reproduziert nach: Lazarides P. The monastery of Daphni: brief illustrated archaeological guide. Athens.

© www.icon-art.info, reproduziert nach: Lazarides P. The monastery of Daphni: brief illustrated archaeological guide. Athens.

Wir ließen die Bücher sinken. Wie magisch zog uns die fremde Führerin in ihren Bann. Herz und Verstand gingen auf. Auf einer Studienreise darf man das wohl als einen gesegneten Moment bezeichnen, der erhebende Moment eines liebevoll-erkennenden Energieflusses zwischen Reiseleitung, Kunstobjekt und Zuhörerschaft. Schilderungen zur Herstellungstechnik der bunten Steine, schiere Zahlen zur Menge der Steinchen, Erklärungen zur künstlerischen Ausprägung und zur spirituellen Wirkung des Betrachtungsgegenstandes werden eins. Wir waren hin und weg von dem was wir hörten und der Wunsch, unseren Kunden auch solch einen Genuss zu kommen zu lassen, folgte auf den Fuß.

Am Ende des Vortrags trat unser Chef, wie immer mit Visitenkarte und Hirschkatalog bewaffnet, auf die junge, sympathische Reiseleiterin zu und stellte sich vor. Die gewinnende griechische Archäologiestudentin hieß Marina Aloupi und nahm die unverhoffte Kontaktaufnahme freundlich entgegen.

Man kann es kaum glauben, aber Frau Aloupi konnte als Reiseleiterin für Hirsch Reisen gewonnen werden, um Studienreisen durch Griechenland zu führen. Es wundert keinen, der sie kennt, dass sie in den 80er Jahren sozusagen im Sturm eine glühende Fangemeinde gewinnen konnte. Erfolgreich führte sie Hunderte Hirschgäste über antike Ausgrabungen, durch archäologische Museen und in byzantinische Kirchen. Menschlich und fachlich ist Frau Aloupi ein echtes Goldstück! Der Besuch in Kloster Daphni liegt über 25 Jahre zurück. Marina Aloupi, mittlerweile zweifache Mutter, begleitet mittlerweile auch Kulturferien auf der Peloponnes

https://www.hirschreisen.de/reiseziele/oestliches-mittelmeer/griechenland/

und wandert mit unseren Gästen durch ägäische Landschaften auf der Insel Rhodos

https://www.hirschreisen.de/reiseziele/oestliches-mittelmeer/griechenland/rhodos/

Der geneigte Leser lernt aus der o.g. Begebenheit zwei Dinge:

1. Man kann unseren Chef auf Inspektion schicken.

2. Auch eine Kartenleseschwäche kann starke Folgen haben.

Das folgende Foto zeigt unseren Chef übrigens auf dem Mont Ventoux in der Provence im April 2010, doch dazu ein anderes Mal…

Mont Ventoux, Andreas Hirsch