Welterbe in und um Dessau

Die Stadt Dessau möchte zeigen, was sie hat und lädt deshalb jedes Jahr einige Touristiker ein, die Region besser kennenzulernen. Mir war der Ort bisher nur aus unserem Reiseprogramm “Von Luther zum Bauhaus” ein Begriff, war selbst aber noch nie dort und habe daher die Gelegenheit genutzt.

Am Donnerstagmittag erreiche in nach mehreren Umstiegen den Dessauer Bahnhof – mit dem Reisebus ist die Anreise komfortabler, so viel merke ich schon einmal.

Wir werden im Radisson Blu Hotel empfangen, das zentral nahe des Bahnhofs, schräg gegenüber des Anhaltischen Theaters und neben der Innenstadt liegt. Man merkt dem Haus zwar sein Alter an, aber die Zimmer sind geräumig.

Zuerst unternehmen wir eine Orientierungsrundfahrt zu einigen Bauhaus-Gebäuden wie dem historischen Arbeitsamt und der Siedlung Törten.

hier soll bald wieder Leben einkehren…

Danach gibt es Kaffee und Kuchen im Kornhaus – die Lage ist schön, aber mit dem Wetter haben wir heute noch nicht so viel Glück.

nicht im Bild: die Elbe

Im Anschluss besuchen wir die Anhaltische Gemäldegalerie, die im Schloss Georgium untergebracht ist. Wir haben das Privileg, dass uns der Direktor selbst durch die Räume führt und wir auch noch einen Blick in die aktuelle Sonderausstellung mit Skulpturen von Tony Cragg werfen können.

Deftig geht es abends im Brauhaus zu, wir probieren uns durch die selbst gebrauten Biere (es gibt auch alkoholfreies) und sind fasziniert vom roten Radler, das mit Fassbrause versetzt ist.

Heute ist zum letzten Mal in diesem Jahr die “Open Stage” auf dem Marktplatz, wo lokale Bands auftreten und ihr Können unter Beweis stellen können.

Zum Abschluss gibt es ein grandioses Feuerwerk, das uns begeistert zurücklässt.

Der nächste Tag beginnt mit dem Bauhaus selbst. Wir umrunden das Haus erst von außen, ehe wir das Innere betreten und so das Direktorenzimmer von Gropius sowie die Aula besichtigen.

Weiter geht es in schnellem Schritt zu den Meisterhäusern – denn auch hier gibt es noch viel zu erzählen.

Ich merke, dass ich mich in diesen Gebäuden nicht wohl fühlen würde, aber sie liegen idyllisch im Grünen – das hat schon seinen Reiz. Gewissermaßen kann man hier Mäuschen spielen und erahnen, wie die Großen ihrer Zeit (Feininger, Kandinsky und Klee) gelebt haben.

Die Mittagspause haben wir uns verdient und sind sehr angetan von der Speisenqualität des Bauhaus-Bistros. An ein Beweisfoto habe ich leider nicht gedacht.

Danach widmen wir uns einem Teil des Gartenreichs in Oranienbaum, nur wenige Kilometer von Dessau entfernt.

Das Schloss wird aktuell restauriert und ermöglicht so viele spannende Einblicke. Es ist schön, dass die alte Substanz hier bewahrt und nicht – wie bei vielen anderen Schlössern – durch Reproduktionen oder Nachahmungen ersetzt wird.

Mein persönliches Highlight ist der komplett verflieste Sommerspeisesaal im Keller.

Da das Wetter heute wunderbar sommerlich ist, unternehmen wir noch einen Spaziergang durch den Park, dessen Gebäude – wie auch ein Teil der Schlossausstattung – ein Zeugnis der damaligen China-Begeisterung sind.

Nach einer kurzen Erholungspause im Hotel erwartet uns im Hotelrestaurant ein leckeres Abendessen, ehe wir ins gegenüberliegende Theater gehen und uns zwei Tanzstücke anschauen.

Das erste Stück “Valses” ist in Ordnung, aber in meinen Augen keine Offenbarung – das ist sicherlich Geschmackssache.

Dagegen bin ich vom zweiten Stück “Der Grüne Tisch” von Kurt Jooss restlos begeistert. Es wird in der Originalfassung von 1932 aufgeführt, auch das Lichtdesign und die Kostüme sind noch aus dieser Zeit. So etwas habe ich noch nie gesehen. Daher sei an dieser Stelle jedem der Besuch ausdrücklich empfohlen.

Zwei Flügel reichen für starke Emotionen

Am nächsten Morgen besuchen wir das 2019 errichtete Bauhaus-Museum, das die ehemals in den Meisterhäusern ausgestellten Objekte beherbergt und einen weiteren Zugang vermittelt.

Zum Abschluss des offiziellen Programms unternehmen wir dann noch einen Stadtrundgang und erfahren mehr über Dessaus Vergangenheit und Schönheit, die durch die Bombenangriffe während des zweiten Weltkriegs verloren ging.

Es gibt einen Mittagsimbiss im Teehäuschen, bei dem wir die Reise ausklingen lassen.

Für mich geht es nun noch nach Wörlitz, in den größten Park des Gartenreichs. Die Schlossführung ist bereits ausgebucht, ich nutze die Zeit stattdessen für eine Gondelfahrt – bei dem Wetter ein wahrer Genuss!

erstes klassizistisches Bauwerk auf dem europ. Festland: Schloss Wörlitz

Danach husche ich noch schnell zum Gothischen Haus, auch um ein Gefühl für die Gehwege zu bekommen.

Am späten Nachmittag steige ich in den ersten von vielen Zügen und komme spätabends wieder in Karlsruhe an.

Es war eine vielschichtige Reise und auch die freundlichen Menschen, egal ob Busfahrer, Gondel-Ruderer oder das Personal in Museen und Touristinfo, die alle heimatverbunden und zugleich weltoffen ihrer Arbeit nachgehen, bleiben in Erinnerung.

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