Wandern auf Zypern

Wandern auf der Insel der Aphrodite, wenn hier die Natur im grauen Einerlei versinkt während auf Zypern die Mandelbäume in voller Blüte stehen, das klingt verheißungsvoll. Am Ende bescherte uns diese Wanderwoche viel mehr als nur einen schönen Urlaub.

Tag 1:

Dass sich hier eine ausgesprochen homogene Gruppe von Genusswanderern zusammengefunden hatte, die noch viel Freude an- und miteinander haben sollten, zeigte sich bereits am Flugplatz. Offiziell begleitet bis zum Einchecken offenbarte sich hier doch manche Unsicherheit. Bereits jetzt achteten wir aufeinander und leisteten gegenseitige Unterstützung. Beim anschließenden gemeinsamen Kaffee kleinerer Gruppen wurden die ersten „Du“ ausgetauscht und man hatte sofort das Gefühl „das passt“. Nach allerbestem Flugwetter mit herrlicher Fernsicht landeten wir sicher auf Larnaka und erreichten mit dem Bus unser Hotel in Pafos im Südwesten der Insel.

Tag 2:

Die traumhafte Lage des Vier-Sterne Hotels Pioneer Beach direkt am Meer wurde von einigen Neugierigen bereits am frühen nächsten Morgen erkundet. Die zauberhafte kleine Kapelle Agios Nikolaos direkt neben unserem Hotel mit ihrer leuchtend blauen Kuppel bot mal gleich die ersten Fotomotive. Doch unser Wanderleiter Giorgos entführte uns mit dem Bus in das kleine Bergdorf Pano Panagia. Hier steht die überlebensgroße Bronzestatue des Vaters der griechisch-zypriotischen Nation, Markarios, Erzbischof und erster Präsident von Zypern, der in dem Ort geboren wurde. Weiter ging es über einen von blühenden Mandelbäumen gesäumten Wanderweg, die immer wieder zu Fotostopps verleiteten, zu einem Aussichtspunkt auf 1140 Metern Höhe, mit herrlichem Weitblick in die umgebenden Berge. Hier lud Giorgos zu seiner ersten „Bananenpause“, die während des Urlaubs zum Running Gag bei uns werden sollte. Ein kleines Kirchlein mit hübschen Ikonen wurde besichtigt, bevor wir unser Tagesziel erreichten, das mächtige Kloster Chrysorrogiatissa mit seiner holzgeschnitzten Ikonostase und ausführlichen Informationen unseres sehr belesenen Wanderführers. Das Kloster ist für seine edlen Weine berühmt, die wir unter einem Laubendach verkosten durften und dabei gleich erste Freundschaften verfestigten.

Kapelle des Propheten Elias
An der Strandpromenade

Tag 3:

Das urige Hinterland von Pafos stand heute im Mittelpunkt, ausgehend von dem Bergdorf Pano Arodes. Die Weite der Landschaft, mit lang gezogenen Tälern und steinigen Hochebenen, auf denen sich trotzdem noch Blumen, Macchia und vereinzelte Bäume festkrallen, ließ immer wieder das Auge schweifen. Viel Freude hatten wir unterwegs an zwei sehr neugierigen kleinen Lämmchen, ein schwarzes und ein weißes, die uns interessiert beäugten, sich dann aber doch nicht näher herantrauten. Ein augenscheinlich uralter Olivenbaum avancierte durch seinen beeindruckend windschiefen Wuchs zum beliebten Fotomotiv. Unser Weg sollte uns eigentlich zur Lara Bucht führen, einer geschützten Brutstätte der Caretta Meeresschildkröten, die dort ihre Eier im Sand vergraben. Baumaßnahmen an einer vorherigen Umgehungsstraße vereitelten das zwar, doch die benachbarte Bucht war mindestens ebenso schön. Von weit oben hatten wir bereits einen herrlichen Meerblick, am Bus erwartete uns ein kleines Picknick zur Belohnung, angerichtet von unserem Fahrer George. Im Anschluss bummelten wir nach kurzer Fahrt noch durch den kleinen Ortsteil Pano Pafos, wo uns ein Café zum gemütlichen Verweilen einlud. Wie gut zypriotischer Wein am Abend in einem der offenen Strandpavillons schmeckt wurde heute auch noch von einer kleinen Gruppe getestet.

Beeindruckende Felsformationen
Abendliche Weinverkostung im Strandpavillon

Tag 4:

Ein Besuch der einzigartigen, griechisch-orthodoxen Kirche Agia Paraskevi in Geroskipou, die seit dem achten Jahrhundert ununterbrochen genutzt wird, bot unmittelbares historisches Erleben, das doch sehr berührte. Die beeindruckende Kirche hat fünf Kuppeln und ist Unesco-Weltkulturerbe. Ihre außerordentlich dicken Mauern tragen im Inneren Wandmalereien, die ältesten rein dekorative Motive aus dem neunten Jahrhundert, die meisten entstammen dem 15. Jahrhundert und spiegeln Geschichten aus dem Neuen Testament. Unser Weg führte uns weiter zu dem legendären Felsen Petra tou Romiou. In dieser malerischen Bucht soll die Schaum geborene Aphrodite, die Göttin der Liebe und Schönheit, aus dem Meer an Land gestiegen sein. Riesige Kalksteinbrocken verleihen dem Ort eine wahrhaft mystische Ausstrahlung. Wer den Aphrodite-Felsen schwimmend umrundet, dessen Liebessehnsucht erfüllt sich angeblich. Die meisten suchen sich dafür jedoch den falschen Felsen aus, da es nur ein Winzling neben einem viel beeindruckenderen Monument ist, klärte uns Giorgos schmunzelnd auf. Der studierte Agrarbiologe wusste uns auf allen Wegen immer wieder mit erstaunlichen Details aus Flora und Fauna seiner Heimatinsel zu überraschen, die einige endemische Pflanzen zu bieten hat. Von ihm erfuhren wir auch viel über das soziale Leben, die Historie und das gesellschaftliche Miteinander auf Zypern, dabei würzte er seine Erzählungen immer mit viel Humor und Mutterwitz. Unsere heutige Wanderung bescherte uns ständig einen fantastischen Ausblick aufs Meer. Und ein weiteres gelungenes Picknick, bei dem wir zugleich den Geburtstag unserer Marianne ausgiebig feierten. Auf individuellen Wunsch wurden einige Interessierte im Anschluss zu dem Archäologischen Park mit den Mosaiken von Pafos gefahren, die zu den schönsten im östlichen Mittelmeerraum zählen. Um unsere müden Beine nicht zu sehr zu strapazieren holte unser netter Busfahrer uns danach auch wieder ab.

Wir haben den Weltfrauentag wörtlich genommen
Dessert unseres leckeren Picknicks

Tag 5

Heute hatten alle Damen der Gruppe die Möglichkeit, sich nachhaltig zu verjüngen. Unser Weg führte uns zum Bad der Aphrodite auf der Halbinsel Akamas, die unter Naturschutz steht und für ihren Tier- und Pflanzenreichtum bekannt ist, über den unser Giorgos viel zu erzählen wusste. Die angeblich idyllische Felsgrotte, wo der Jüngling Akamas die nackte Schöne beim Baden überrascht haben soll, entpuppte sich allerdings als wenig ansehnliches Loch, an ein Untertauchen der Schönheits-Aspirantinnen war gar nicht zu denken. Wir finden jedoch, allein das Benetzen der Hände mit dem kühlen Nass hat schon gewirkt!!! Nicht umsonst schwärmte unser Giorgos von der heutigen Tour als einer der schönsten der ganzen Wanderwoche. Oberhalb einer abwechslungsreichen Küste, mit tiefen Einschnitten, glasklaren Buchten und einer Farbenpracht des Meeres, das von Smaragdgrün über Aquamarin bis Königsblau changierte, führte der Weg auch noch durch ein einmaliges Blumenmeer. Bei der Einkehr in ein nettes Restaurant lockte die Bucht direkt unter uns noch an den Strand für einige Fotos. Giorgos und unser Fahrer bewiesen zum wiederholten Mal ihre Flexibilität, als sie auf unseren Wunsch bei der Rückfahrt in dem pittoresken Hafen von Latchi anhielten und uns dort noch eine Stunde zum Bummeln gönnten.

Das Meer schillert in allen Farben
Im Hafen von Latchi

Tag 6:

Mitten im Herzen von Zypern liegt das Troodos-Gebirge, das den Wanderlustigen ein Netz von 85 Touren bietet, eine schöner als die andere. Uns erwartete ein Pfad im östlichen Teil, durch üppige, ausgedehnte Kiefernwälder. Anfangs fanden wir sogar noch zwei Meter Schnee vor – allerdings nur in der Breite, nicht in der Höhe. Eine herrliche Aussicht bis ans Meer belohnte uns unterwegs, besonders der Blick hinunter in die Täler war bezaubernd mit einem Meer aus unzähligen Mandelblüten. Giorgos hatte gut vorgesorgt und für uns einen langen Tisch in einem Restaurant hoch oben in Nikitari reserviert, wo wir überdacht im Freien saßen und uns zypriotische Spezialitäten schmecken ließen. Auf unserem weiteren Weg kamen wir zu der kleinen Kirche Asinou. Diese gut erhaltene, vollständig ausgemalte Scheunendachkirche ist ein Kleinod byzantinischer Kunst. Die kleinen Dorfkirchen wurden früher oft als Scheunen getarnt, um vor Überfällen sicher zu sein, erklärte uns Giorgos. Eine unglaubliche Akribie und Detailverliebtheit hatten die damaligen Künstler bei den Wandmalereien an den Tag gelegt. Das für die Gegend typische Satteldach schützt die ältesten erhaltenen Fresken. Um nicht aufzufallen ist die Kirchenglocke noch heute in dem nebenan wachsenden Eukalyptusbaum versteckt. Ein Bummel durch das idyllische Weinbauerndorf Omodos, das vielen als das schönste der Insel gilt, rundete den heutigen Tag ab. Weiß gekalkte Häuschen mit blauen Fensterrahmen, hübsche Weinlauben und Tavernen sowie viel Blumenschmuck prägen den Ortskern. Handarbeiten und zypriotische Leckereien als Mitbringsel gab es hier überall zu kaufen.

Durch ausgedehnte Wälder
Kali Orexi (Guten Appetit)
Handarbeiten in Omodos

Tag 7:

Der Tag startete mit dem Besuch einer Eselfarm, wo mancher Pausenapfel zweckentfremdet und an die zutraulichen Langohren verfüttert wurde. Giorgos hatte heute den Smigies-Wanderweg ausgewählt und lockte uns dabei mit dem Kräutergarten der Liebesgöttin. Der Rundblick gewährte eine freie Sicht auf die Bucht bis zur Küste der Akamas-Halbinsel. Nach dichtem Wald wechselten wir bei Kefalovrysia auf den Adonis-Wanderweg. Überall fiel uns hier das gelb blühende Rutenkraut auf, das auch Stab des Prometheus genannt wird. Der Halbgott soll in den ausgehöhlten Pflanzenstängel etwas Glut vom Olymp gelegt und damit das Feuer zu den Menschen gebracht haben. Es war ein Felsenweg von auffallend rötlicher Farbe, der uns zu dem einladenden Rastplatz von Smigies in einem Kiefernwäldchen brachte. Hier hatten unser Fahrer George und seine Helferinnen sich selbst überboten und uns ein feines Picknick gezaubert, das uns bereits erwartete. Mit warmem Haloumi, Oliven, Fladenbrot, diversen Salaten, Würstchen und Tsatziki, zum Nachtisch gab es frische Erdbeeren und Orangen und zypriotische Knabbereien, die wir inzwischen lieben gelernt hatten. Es wurde ausgiebig geschlemmt, Giorgos kam wie bei jedem Picknick mit Weinschläuchen unterm Arm von Tisch zu Tisch und stellte uns vor die schwierige Wahl, ob roter oder weißer Traubensaft oder am besten beides. Seine mega leckere, selbst angesetzte Erdbeerbowle durfte da natürlich auch nicht fehlen. Unsere Neugierde war geweckt und unser Fahrer George kam unserem Wunsch nach einem Orangenhain für ein paar Fotos gerne nach. Da es sein eigener war versprachen wir ihm hoch und heilig, keine Früchte abzureißen. Hatte ich schon erwähnt dass unsere abendlichen Treffen nach dem Essen in der Hotellobby im wahrsten Sinn des Wortes immer ausgedehnter wurden? Der anfängliche Kreis erweiterte sich stetig, am letzten Abend mussten wir so viele Tische anbauen, dass in der Halle fast kein Durchkommen mehr war. Doch das Hotelpersonal trug es mit Fassung, unsere gute Laune war wohl ansteckend.

Schon morgens ging es lustig los
Bananenpause in der Natur
Unser Picknickservice in Smigies

Tag 8:

Leider war heute schon wieder alles vorbei. Mit einem Rucksack voller fantastischer Urlaubserinnerungen und bestens erholt, dennoch schweren Herzens traten wir die Rückreise an. Zarte Pläne für eine erneute Wanderreise im kommenden Frühling werden in dieser tollen Gruppe bereits gesponnen. Und hier nochmal ein kleiner Fotorückblick: Bild 65 Abendstimmung am Strand, Bild 66 Beim Felse der Aphrodite, Bild 67 Zypriotischer Vorgarten, Bild 68 Pflanzenreichtum der Insel, Bild 69 Hafen von Latchi, Bild 70 Schönheit an der Strandpromenade, Bild 71 Schmusekatze, Bild 72 Abschied

Hafen von Latchi
Schmusekatze
Abschied
Abschied
Autorin und Fotografin:
Cornelia Hecker-Stock