Vorweihnachtliches Erzgebirge

Am Sonntag, den 11.12.2022 geht es in stiller Dunkelheit los Richtung Osten. Unser Ziel: Seiffen im Erzgebirge. Unser allseits beliebter Reisebusfahrer Rocco Pflugbeil stammt aus der Region und freut sich schon, seinen Gästen die alte Heimat zu präsentieren.

Wir machen Mittagspause in Gera und haben etwas Zeit für den Märchenmarkt dort. Gut eingedeckt mit Thüringer Würstchen für den Daheimgebliebenen und Krapfen für die weitere Fahrt geht es dann weiter.

In Seiffen angekommen, begrüßen uns der Hotelchef Sven Krallert vom Landgasthof zu Heidelberg und der Reiseleiter Joachim Kempe. Der erste Programmpunkt führt uns hinter dem Hotel einen Hang hinauf zur Räuchermännchen-Manufaktur von Eva Beyer. Sie führt uns ein in den Herstellungsprozess der Figuren und zeigt auch die Herausforderungen des Gewerbes auf.

Für die Herstellung eines Räuchermännchens werden ca. 15 Werkzeuge, 80 Grundteile und über 500 Handgriffe benötigt.

Kurze Zeit später gibt es Abendessen und ich habe direkt Glück, denn mein lieber Kollege lädt mich nach dem Essen erstmal auf einen Schnaps ein – der dient natürlich nur verdauungsfördernden Zwecken, denn es handelt sich um den Lauterbacher Kräuterschnaps, auf den auch noch die Reiseleiter eine Lobhymne halten werden.

Am Montag geht nach Freiberg. Während der Bus losrollt, erzählt Herr Kempe, wie einmal eine Frau bei einer anderen Reisegruppe fast vergessen wurde, weil er vor Abfahrt, die Frage stellte, ob noch jemand vermisst werde (nicht, ob noch jemand fehle) und der zugehörige Mann sich dementsprechend nicht (!) meldete. Daraufhin ruft nun eine Frau aus unserem Bus in die Runde „Was wären die Frauen ohne ihre Männer? Glücklich!“ Da können wir alle nur zustimmend lachen!

Natürlich gibt Herr Kempe nicht nur Anekdoten zum Besten, sondern vermittelt uns auch den Wandel im Erzgebirge, von der Bergbau-Region zu einem Mekka für Holzspielzeug. Und wir lernen, dass Brauchtum in dieser Region immer noch eine wichtige Rolle spielt.

In Freiberg angekommen beginnen wir mit der Kirche St. Marien, die für ihre Silbermann-Orgel bekannt ist, aber auch darüber hinaus viele interessant Dinge zu bieten hat. Natürlich hören wir aber auch die Orgel, der Kantor spielt uns ein eher unbekanntes Stück vor, das die Vielseitigkeit des Instruments zu Geltung bringt.

Goldene Pforte
Die Silbermann-Orgel

Im Anschluss ist Freizeit und wir können über den Weihnachtsmarkt schlendern oder die Geschäfte in der historischen Innenstadt durchstöbern. Viele nutzen die Zeit, um die Freiberger Eierschecke zu kosten und sich bei einem Kaffee etwas aufzuwärmen.

Nachmittags geht es zurück nach Seiffen, wo wir das Spielzeugmuseum bzw. das Museum für Erzgebirgische Volkskunst besuchen.

Derzeit gibt es ca. 250 Produzenten von Holzspielwaren in der Umgebung von Seiffen, die europaweit einzigartige Fachschule bildet aktuell 27 Lehrlinge aus.

Im Anschluss ist Zeit, um die Geschäfte im Ortskern zu besuchen.

Wer möchte, kann mit dem Bus noch zur Kirche gefahren werden, die an einem steilen Hang liegt. Dort gibt der Pastor persönlich eine Einführung und spielt anschließend einen Liedwunsch auf der Orgel, alle Besucher singen laut mit: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“.

Das Wahrzeichen des Ortes: die achteckige Bergkirche

Abends erwartet uns dann nach dem Abendessen eine besondere Überraschung. Wir schnitzen Schafe! Am Tisch ist ringsumher heitere Stimmung, mein Gegenüber bestellt sich noch einen Sekt, Meister Gerd erklärt und Herr Pflugbeil macht von jedem ein Foto, der möchte.

Am darauffolgenden Tag geht es früh los.

Blick vom Hotelparkplatz aus

„Karli“ Strelow ist heute unser Reiseleiter und verkürzt uns die Fahrzeit nach Cranzahl mit viel Wissen und einigen Witzen. Die Stimmung im Bus ist entsprechend ausgelassen.

Wir fahren am Grenzfluss Natschung entlang, der Deutschland und Tschechien auf natürliche Weise trennt. Die Straße führt durch den Ort Grünthal, der für sein Kupfer bekannt ist und das nach ganz Europa exportiert worden ist. Auch Kühnheide, den kältesten Ort Deutschlands, durchqueren wir auf unserem Weg.

Mit der Fichtelbergbahn geht es dann durch die schneebedeckte Landschaft nach Oberwiesenthal. Von dort fahren wir weiter auf den Fichtelberg. Reiseleiter und Fahrer sind sich einig: wir haben wahrlich ein Kaiserwetter!

In der Bahn sitzen wir drin, Foto von Herrn Pflugbeil

Nach einem schönen Fotostopp geht es zur Kerzenmanufaktur nach Bärenstein, wo wir mehr über die Herstellung von Zierkerzen erfahren. Egal ob nacktes Liebespaar, Teddybär oder „Erzgebirgstropfen“ (in Form eines Wassertropfen) – es gibt einfach alles.

Während der Fahrt stimmt Herr Strelow mit uns das Lied „Glück auf der Steiger kommt“ an, er spielt die Mundharmonika und alle singen laut mit. Danach singt er uns noch das Lied vom Vogelbeerbaum vor, das hätte uns wahrscheinlich mit dem Dialekt sonst überfordert.

Wenige Kilometer später erreichen wir Annaberg-Buchholz und werfen einen Blick in die St. Annen Kirche, die größte Hallenkirche Sachsens.

Weiter unten, hinter dem Marktplatz steht die Bergkirche St. Marien, sie ist Teil des UNESCO Welterbes Montanregion Erzgebirge und wurde 1502 von den Bergleuten selbst erbaut.

St. Marien

Sie enthält 32 geschnitzte Holzfiguren, die 1,2m groß sind und 2015 fertig gestellt wurden. Die Figuren erzählen die Annaberger Weihnachtsgeschichte, die uns der Reiseleiter lebhaft vermittelt.

Danach ist Freizeit für den Weihnachtsmarktbummel oder den Besuch eines der Museen der Stadt.

Spätnachmittags beginnen wir mit unserer Lichterfahrt durch kleine Ortschaften, in denen alle Fenster illuminiert sind, mit Kauen oder Schwibbögen. Diese werden am Freitag vor dem ersten Advent aufgestellt und bleiben bis ins neue Jahr hinein stehen.

Einige Wehrkirchen später erreichen wir Olbernhau für einen kurzen Fotostopp.

Bevor es nun wieder nach Karlsruhe geht, besuchen wir noch das Nussknackermuseum in Neuhausen mit der größte Spieldose weltweit und 6000 Exponaten aus über 30 Ländern. Damit steht es im Guinness Buch der Rekorde. Der Glühweinstand auf dem Museumsgelände verlockt schon die ersten Mitreisenden zu einem morgendlichen Umtrunk. Auf dem Gelände gibt es auch Maschinen einer ehemaligen Stuhlfabrik anzuschauen, denn Neuhausen war für seine Stühle bekannt – sie wurden sogar ins „nicht-sozialistische Wirtschaftsgebiet“ (Begriff aus DDR-Zeiten) verkauft.

Größte Nusszange der Welt
Größte Spieldose der Welt
Schau-Klöppeln im Museum

Vielleicht interessant: Es gab sogar schon einmal einen Nussknacker im Weltraum. Nachdem der Erbauer von „Wilhelm“, Markus Füchtner, ihn auf alle Reise mitgenommen hatte, gab er ihn dem Raumfahrer Matthias Maurer mit, der ihn am 24.12.2021 in der Internationalen Raumstation ISS fliegen ließ (siehe hier: https://www.youtube.com/watch?v=YgEXaUA5Kk0)

Nun geht es wieder auf die Straße, wir treten den Heimweg an.

Noch einigermaßen pünktlich kommen wir erst in Mannheim und dann in Karlsruhe an. Die Reiseteilnehmer steigen glücklich aus dem Bus und verschwinden in die Nacht.

Herr Pflugbeil und wir basteln nun schon an den Programmen für die nächsten Reisen ins wunderschöne Erzgebirge.

Wer jetzt auch Lust auf den schönen Osten bekommen hat: https://www.hirschreisen.de/reiseziele/deutschland/sachsen/