Von Andalusien in Marokkos Norden
In jeder Hirsch-Reise stecken viel Herzblut, sorgsame Planung und Vorbereitung. Je neuer und exotischer, desto mehr. Im November hatten wir das Glück, unseren lieben Kollegen, den Reiseleiter Christoph Seemann, bei einer Erkundungstour für sein neues Marokko-Programm zu begleiten. Wir, das sind mein Mann Wolfgang Behrends (Reisebusfahrer) und ich (ab und an Reiseleiterin), außerdem ein Häuflein abenteuerlustiger Bekannter. Dem grauen Winternebel entfliehen – zu den Wundern und Farben des Orients. Das schien uns sehr verlockend. Und wir kamen verzaubert zurück!
Auftakt in Andalusien Anders als bei der künftigen Hirsch-Reise (die im April 2025 stattfinden wird), fliegen wir nicht direkt nach Marokko, sondern reisen von Spanien aus an. Zum Auftakt gibt’s daher einen Hauch Andalusien: Antequera, die kleine Stadt im Hinterland von Málaga bietet herrliche Kirchen, Überreste einer maurischen Festung und am Horizont den markanten Berg „Peña de los Enamorados“, der von einer tragischen maurisch-christlichen Liebesgeschichte erzählt. Und natürlich die Dolmen: 6000-jährige Hügelgräber, Zeugnisse einer uralten Megalithkultur. Hat ein bissle was von Obelix und der fernen Bretagne.






Durch die andalusischen Berge mit ihren weißen Dörfern erreichen wir im Mietwagen die Hafenstadt Algeciras an der Meerenge von Gibraltar. 1906 haben hier die Europäischen Großmächte das Schicksal Marokkos ausgehandelt. In ebendem Hotel, in dem wir übernachten und abends mit „Fino“ anstoßen.
Mit dem Schiff von Europa nach Afrika
Hier geht’s am nächsten Tag an Bord der Fähre nach Tanger. Nur 14 Kilometer breit ist die Straße von Gibraltar. 1,5 Stunden dauert unsere Überfahrt – bei fantastischem Wetter mit Blick auf den Felsen von Gibraltar und auf die marokkanische Küste gegenüber. Im antiken Mythos hat der Held Herkules die Meerenge geschaffen – seinen Spuren werden wir auch in Marokko folgen …



Tanger: „Tor zu Europa“ oder „Tor zu Afrika“, je nach Blickwinkel
Doch erstmal werden wir in die nüchterne Gegenwart katapultiert. Fährhafen und Containerterminal von Tanger liegen außerhalb der Stadt. Ein riesiges Gelände, von vielfachen, hohen Zäunen zum Land abgeschottet. Die spanische Enklave Ceuta ist nah, deren EU-finanzierte Grenzzäune wir aus den Nachrichten über Fluchtrouten aus Afrika kennen. Wir müssen uns in Geduld üben, bis wir die Abfertigung hinter uns haben und unseren netten Fahrer Junes mit seinem Sprinter treffen, der uns in die Stadt bringt und die nächsten Tage begleiten wird.
Der erste Eindruck ist überraschend: Sind wir hier in Katar? Sehr modern präsentiert sich die mehr als 700.000 Einwohner große Stadt. Seit Jahren wird viel gebaut und neugestaltet – etwa das luxuriöse Hafenviertel und die schicke neue Marina. Tatsächlich hat Tanger einen zweifelhaften Ruf loszuwerden, erzählt Christoph. Vor der Unabhängigkeit Marokkos war es internationale Freihandelszone, ein Treffpunkt von Schmugglern und Agenten, von Glücksspielern, Abenteurern und Künstlern, gefährlich und geheimnisvoll. Die Zeiten sind lange vorbei. Nun schaut man der Fußball-WM 2030 entgegen, die das Land zusammen mit Spanien und Portugal austragen wird, und rüstet sich für die internationalen Gäste.

Genau zwischen der Neustadt und der Medina beziehen wir unsere bezaubernde Unterkunft, eine historische Villa mit labyrinthischem Garten, und genießen zum ersten Mal das vorzügliche marokkanische Essen.



Willkommen im Orient!
Zum ersten Mal vom Muezzin geweckt. Beim Frühstück dreierlei Fladen oder Pfannkuchen und Obstsalat probiert. Dann ziehen wir los. Mit Abstecher zum jüdischen Friedhof geradewegs in die Medina. Die Altstadt von Tanger mit ihren weißen Häusern erstreckt sich auf einem Felshügel. Oben thront die Kasbah, der Sultanspalast aus dem 17. Jahrhundert.
In den überdachten Markthallen beginnt das Tagesgeschäft. Fischhändler richten unter lautem Rufen und Scherzen ihre Stände ein, in der Fleischabteilung dominieren undefinierbare Innereien die Auslagen, schöner sind die bunten Gemüse-, Obst und Gewürzstände. Ein hübsches Tor mit orientalischem Bogen führt uns geradewegs ins Gassengewirr mit all den winzigen Läden und Werkstätten. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, denke ich – doch so ganz stimmt das nicht: Neben Männern mit langem Kaftan und gestickten Käppchen sieht man welche in Jogginghosen, mit auffälligen Markenlogos auf den Klamotten. Traditionell gekleidete Frauen ebenso wie modisch gestylte in Jeans, ohne Kopftuch.












Auf der Aussichtsterrasse mit Blick aufs Meer erzählt Christoph von Tangers 3000-jähriger Geschichte, von Römern, von Berbern und von Arabern, die im 8. Jahrhundert den Islam brachten, von den Eroberungen der Portugiesen und Spanier, die bis zur Unabhängigkeit 1956 im Norden das Sagen hatten, während der Rest des Landes französisch war. An einem hübschen Park lagen einst die europäischen Konsulate und Handelsposten. Selbst der deutsche Kaiser Wilhelm II. ritt einmal den Berg zur Kasbah hinauf. Heute ist Marokko übrigens politisch stabil – König Mohammed VI. zeigt sich modern und offen, bekämpft Armut, fördert Bildung und die Stellung der Frau, baut Solarparks in der Wüste. Zu den dringendsten aktuellen Problemen gehören Korruption und Jugendarbeitslosigkeit. Tatsächlich treffen wir immer wieder auf gut ausgebildete junge Leute, die keine adäquate Stelle finden – und null Chance auf ein Visum haben: ein Jurist, der als Museumswärter jobbt, ein Ingenieur, der sich als Fremdenführer durchschlägt. Ein Jammer.


An der Atlantikküste
Marokkos Anziehungskraft auf Künstler war immer groß. Delacroix und Matisse malten hier, auch der Skandalautor Jean Genet zog sich hierher zurück. Den christlichen Friedhof mit seinem Grab müssen wir eine ganze Weile suchen: Wir sind in der Kleinstadt Larache an der Atlantikküste. Die ist wenig bekannt, wie es scheint – auch unser Fahrer Junes kennt sich dort nicht aus. Eine Premiere ebenfalls für unseren Marokko-erfahrenen Reiseleiter.



Doch eigentlich sind wir aus anderem Grund hier: wegen der nahen Römerstadt Lixus. Das Ausgrabungsgelände liegt ganz wunderbar. Wir erklimmen den Hügel mit den Überresten der Tempel und Theater und blicken auf die glitzernden Mäander des mächtigen Flusses Loukos. Spannend finde ich die Becken, in denen einst in großem Stil „Garum“ hergestellt wurde: die berühmte Fischsoße, nach der man im ganzen Römischen Reich total verrückt war. Auch an Mythisches erinnert dieser Ort: Hier soll der Halbgott Herkules die Äpfel der Hesperiden gepflückt und den Titanen Antäus bezwungen haben. Dolle Geschichte: Als Sohn der Erdgöttin Gaia bezog Antäus all seine Kraft aus dem Kontakt mit dem Erdboden – daher hob Herkules ihn empor, bis er schwächelte und erwürgte ihn dann.




Auf der Rückfahrt machen wir Halt im hübschen Asilah, einer freundlichen Kleinstadt mit portugiesischer Festung am Atlantik. Viele der weißen Häuser wurden von Künstlern gestaltet: bunte Streetart, wohin man schaut! Einfach nur hübsch!






Ein Nachteil hat das Reisen im Winter: Es wird sehr früh dunkel – daher versäumen wir leider das legendäre Cap Spartel mit der Herkules-Grotte. Macht nichts. „Kommt alles in die Beurteilung!“, scherzt mein Mann …😉
Ausflug ins Piratennest
Unser zweiter Tagesausflug führt uns parallel zur Mittelmeerküste nach Tétouan. In früheren Zeiten ein berüchtigtes Seeräubernest. Nach der christlichen Eroberung Granadas zogen maurische und jüdische Flüchtlinge aus Andalusien her. Piraterie und Sklavenhandel waren einträgliche Wirtschaftszweige. Und heute? Oha: Mein Reiseführer warnt vor Haschischdealern und „faux guides“ (falschen Führern) – tatsächlich hängt sich sogleich einer wie eine Klette an uns, doch wir schütteln ihn schnell ab. Und stellen fest: Diese Stadt ist hübsch, sympathisch und sehr authentisch. Den Hauptplatz säumen Zuckerbäcker-Fassaden aus der Zeit des spanischen Protektorats. Wir schauen in die katholische Kirche und besuchen dann das Archäologische Museum: Hier sind sie, die Mosaiken aus Lixus. Helios im Sonnenwagen zum Beispiel und Herkules im Kampf mit Antäus als Bronzefiguren.





Was mich besonders begeistert, ist die Medina (UNESCO-Welterbe). Weiße Gassen, gemauerte Torbögen und ein Angebot, das so gar nicht auf Touristen ausgerichtet ist, sondern für die Einwohner selbst. Eine Gasse mit Goldschmuck für die Brautgeschenke. Eine Gasse mit Kaftanen, Jogginghosen und Fake-Turnschuhen für Herren, für die Damen ein großes Angebot an dicken Nicki- und Plüsch-Pyjamas und Morgenröcken in Pastellfarben (es ist Winter! Vielleicht sollte ich zuschlagen – daheim schneit es heute). Eine Gasse für Geschirr, Wasserhähne, Waschbecken und Kochplatten. Und eine sagenhafte Vielfalt an Lebensmitteln. Beeindruckend: die Eier auf vielen, vielen Paletten oder einfach lose zu Bergen getürmt. Die Hühner, die man sich lebend aussucht, zappelnd in die Tasche steckt oder rasch schlachten und rupfen lässt – und zwar blitzschnell. Frischer geht’s nicht. 😉





Wir sehen den schwer bewachten Königspalast und kehren dann in der modernen Fußgängerzone (ja, auch die gibt es!) in ein gemütliches Lokal zur Fischsuppe und Harissa ein. Am Nachmittag suchen und finden wir den ehemaligen Bahnhof, der zu einem Museum umgestaltet wurde und Werke der rührigen Kunstschule von Tétouan zeigt.



Unser letzter Abend in Tanger bricht an. Wir zelebrieren ihn mit marokkanischem Wein und einer kleinen Lesung im Salon.
Zwischenbilanz: Die Faszination wächst. Bei dem Verkehr hier bin ich sehr froh, dass wir ein Auto mit Fahrer haben. Unsere kleine Gemeinschaft ist prima zusammengewachsen. Und was man in diesem Land schnell lernt, ist Geduld. Inzwischen haben wir wohl alle die „deutsche Hast“ abgelegt. Alles dauert so lang, wie es dauert. Der Augenblick zählt. Die Zukunft liegt in Gottes Hand. Inschallah. 😊


Im Rif-Gebirge
Wir verabschieden uns von Tanger und fahren mit Junes’ Sprinter weiter ins Rif-Gebirge im Hinterland. Unser Ziel heißt Chefchaouen, die „blaue Stadt“. Nicht nur die Türen sind blau – nein, auch die Wände, manchmal die ganze Gasse – ein einziger Farbrausch, dem wir, bergauf, bergab, erliegen. Nur die Kasbah ist aus braunem Lehm. Andalusische Muslime, die im 15. Jahrhundert vor der Reconquista flohen, haben die Stadt gegründet. Erst seit 1920 dürfen auch Christen hierher (Alkohol gibt es bis heute nicht, nicht mal das bei Wolfgang beliebte Casablanca-Bier).
Zum Sonnenuntergang treffen wir uns auf der Dachterrasse unseres kleinen Hotels mit traumhaftem Blick auf die Stadt – zu thé à la menthe aus kleinen Gläschen und Berbermärchen von Märchenonkel Christoph. Nachts wird’s kühl. Ich hätte mir doch einen Plüsch-Anzug kaufen sollen …😉









Nach der blauen Stadt erleben wir eine grün-weiße. Das kleine Ouezzane ist ein bedeutender Wallfahrtsort, bekannt für seine religiösen Bruderschaften und die heiligen Männer, die sie leiteten. Hierher verirren sich kaum Touristen. Am Rand der Medina zögert unser Reiseleiter etwas – auch für ihn ist das hier neu – doch schon naht Hilfe: Ein alter Herr mit Adidas-Glitzer-Kappe, der mit seinem Kumpel vor dem Café herumsteht, spricht uns an, auf Deutsch und Französisch. Er freut sich über Besuch, kennt Deutschland gut, da er in den 70ern länger in der Straßburger Kronenbourg-Brauerei gearbeitet hat. Deutschland, das sei „Wein und Schwein“, lacht er. Und beweist, dass er noch immer auf Elsässisch fluchen kann wie die Brauerei-Arbeiter. 😉 Er führt uns durchs Städtchen, zur Moschee, zur wohltätigen Bruderschaft, wo wir sogar in den Innenhof schauen dürfen. Dichte Rauchwolken über dem Hammam, da wird ordentich eingeheizt, alle Geschäfte geschlossen – es ist Freitag, Feiertag. „Alle sind in der Moschee oder im Hammam oder kochen Couscous“. Schade, hier hätte ich sehr gerne die Läden und die vielen kleinen Nähereien angeguckt, doch die grünen Tore im Souk bleiben zu. Unsere neuen Freunde verabschieden uns, als würden wir uns schon ewig kennen – vielleicht sind sie beim Besuch der Hirsch-Gruppe im April ja wieder zur Stelle.




Durch grüne Berge geht die Fahrt. Kurz vor Fes ist das Etappenziel erreicht: Volubilis, die Römerstadt, eine der wichtigsten Ausgrabungsstätten des Landes. Ich muss mir immer wieder klarmachen, dass das Römische Imperium ja nicht nur Italien, Frankreich, Trier und Mainz (wo ich herkomme) und so weiter umfasste, sondern natürlich auch Nordafrika und noch viel mehr rings ums MIttelmeer. 15.000 Einwohner hatte diese Garnisonsstadt in der Provinz Mauretanien. Wir spazieren im Sonnenschein zu Triumphbogen und Tempel, Basilika und Thermen. Etliche vornehme Villen lassen sich identifizieren und „insulae“, größere Häuserblocks. Tolle Mosaike liegen noch an Ort und Stelle: Herkules erledigt seine 12 Arbeiten, Diana badet, Orpheus singt für die Tiere. Auch vom Export wilder Tiere für die Amphitheater des Reichs hat die antike Stadt gelebt. Das Erdbeben von Lissabon zerstörte 1755 die letzten aufrechtstehenden Mauern.





Märchenhaftes Fes
Dann erreichen wir die letzte Station unserer Reise: Fes, die Millionenstadt, eine echte Metropole. Und wie sie so wunderbar daliegt zwischen den Hügeln mag man das gar nicht glauben, denn eine Skyline gibt es nicht. Die Stadtansicht wirkt wie aus der Zeit gefallen.


Vieles ist unverfälscht erhalten. Ein großes Glück – und, wie Christoph erläutert, dem Weitblick des Franzosen Lyautey in der Kolonialzeit zu verdanken. Dieser verfügte, die Medinas nicht zu anzurühren und wies seine Stadtplaner an, die „villes nouvelles“ in einigem Abstand zu bauen. So ist auch Fes zweigeteilt. Seitdem das alte Fes el-Bali 1980 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, wurden etliche Bauwerke mit großem Aufwand restauriert. Und so erleben wir ganze Magie der Königsstadt – das beginnt schon in unserem prächtigen kleinen Riad-Hotel, wo wir im Innenhof mit plätscherndem Brunnen mit der obligatorischen Tee-Zeremonie empfangen werden. Drei Nächte bleiben wir hier.
Imposante Lehmmauern umgeben die Altstadt, mit einigen repräsentativen Torbauten wie das Bab Boujeloud, das blaue Tor. Die Medina ist riesig, unüberschaubar und überwältigend. Au weia! Nur nicht vom Weg abkommen! Ich glaube, Christoph macht extra schnell, damit besonders wir Frauen nicht in den unzähligen hübschen Läden dem Kaufrausch erliegen und alle anderen aufhalten. Natürlich hat auch hier jedes Handwerk seine eigene Gasse: Holzarbeiten, Keramik, Gewürze, Arganöl, Silberzeug. Zum Glück quetschen sich nur wenige Mopeds zwischen den Fußgängern durch, dafür gibt es Packesel, Maultiere und Handkarren en masse.










Wir sehen einige Foudouks, ehemalige Karawansereien. Besonders eindrucksvoll: Dar Batha – ein hervorragend restaurierter Foudouk-Palast, der zu einem sehr schönen Museum für Holzkunst geworden ist. Zum Verschnaufen gönnen wir uns einen Café auf der Dachterrasse.



Diese Stadt bietet jede Menge Kultur. Schließlich gilt sie als intellektuelles Zentrum des Landes. An der Kairaouine-Universität lehrte im 14. Jahrhundert Ibn Battuta, der „Marco Polo Marokkos“, der bis Indien und China gereist war. Und hier kommen letztlich unsere arabischen Zahlen her. Orte der Bildung waren die Medersen (nicht „Koranschulen“, wie Christoph betont, sondern Kollegs für Studenten, die auch dort wohnten). Wir sehen die 700 Jahre alte Medersa Attarine und kommen aus dem Staunen nicht heraus, so filigran ist der Dekor des Innenhofs. Von unten nach oben: kleinteilige Kachelmosaiken mit Sternmotiven, dann umlaufende Schriftbänder, darüber Stuckaturen aus Gips, fein wie Klöppelspitze, dann Schnitzereien aus Zedernholz. Hier herrscht der „horror vacui“, die Angst vor der Leere, ganz so wie in unseren Barockkirchen, nur ohne Engelchen, sondern rein ornamental. In jedem Muster das Lob Gottes.
Ähnlich die größere Medersa Bou Inania, die noch immer Moschee des Stadtviertels ist. Im Obergeschoss blicken wir in die winzigen Kammern der früheren Studenten. Ein Anziehungspunkt ist auch die Zaouia Moulay Idris II, das Grab des Schutzheiligen der Stadt, zu dem viele Gläubige pilgern.







Nach einer lustigen Fahrt zu sechst im winzigen „Berber-Taxi“ gibt uns unser Reiseleiter nachmittags großzügig ein Stündchen frei. Ich überrede Wolfgang zum Shopping (ist ja bald Weihnachten): Teekännchen, Keramikschälchen, Gewürze … Und ich stelle fest: Handeln ist leider so gar nicht mein Ding. Vermutlich zahle ich viel zu viel …
Nichts für empfindliche Nasen
Am letzten Tag widmen wir uns noch dem etwas jüngeren Fès el Jedid mit dem Königspalast und den benachbarten Gartenanlagen. Durch das jüdische Viertel, die Mellah, begleitet uns der sympathische junge Stadtführer Mohammed, den wir gestern zufällig kennengelernt haben. Er kennt den verwirrenden Weg zur Synagoge. Auch einen großen jüdischen Friedhof gibt es – seit der Antike haben ja Juden in Marokko gelebt.




Vor dem letzten Programmpunkt scheuen die meisten unseres Grüppleins, inklusive Wolfgang, zurück: Das Gerberviertel will ich aber unbedingt sehen – und Mohammed kommt mit ans andere Ende der Stadt. Wir erklimmen eine Terrasse – und der beißende Geruch haut einen fast um (dagegen helfen Minz-Sträußchen, die wir uns unter die Nase halten. Erinnert mich an die Kommissare in der Pathologie beim „Tatort“). Hier wird traditionell mit Taubenmist gegerbt. Unten stehen die Gerber in bunten Becken, bearbeiten die Häute mit großen Schabern, walken sie in Farbbottichen mit den Füßen. Viel ist nicht mehr los am Ende des Tages. Auch scheinen gerade Herbstfarben dran zu sein – und nicht das Kunterbunt, das ich von Abbildungen kenne. Trotzdem eindrucksvoll.

Deutlich angenehmeres Aroma haben da meine weiteren kulinarischen Entdeckungen: Pastilla, eine Blätterteigpastete mit Huhn, Rosinen und Nüssen, der tolle Auberginensalat und Avocadomilch!


Für uns heißt es nun Kofferpacken. Ab Fes fliegen wir heim – nach zehn Tagen voller neuer Eindrücke.
Mein Fazit: Marokko ist ein wunderbares Reiseland. Und der überraschend grüne Norden, wo zwei Meere zusammenfließen und angenehmes Klima bescheren, ist kulturell enorm vielfältig. Die Menschen sind sehr offen und überaus freundlich (und kein bisschen aufdringlich, wie ich das andernorts schon unangenehm erlebt hab). Man fühlt sich überall willkommen und sicher. Und bei Christoph Seemann ja ohnehin gut aufgehoben und auf höchstem Niveau bestens unterhalten. 😉
Die Hirsch-Reise wird übrigens einen größeren Bogen schlagen und noch in die Königsstädte Meknes, Rabat und nach Casablanca führen. Das nehmen wir uns für ein andermal vor!
Denn ich würde ja zu gern mal im legendären „Rick’s Café“ einkehren …
Die Autorin reist für Hirsch meistens in den hohen Norden, macht aber sehr gerne mal eine Ausnahme. Ihre Hirsch-Reise nach Marrakesch hat sie hier beschrieben.