Usbekistan und Tadschikistan

„Wer von einer Reise zurückkehrt, ist niemals die Person, die gegangen ist“ besagt ein usbekisches Sprichwort. Inwieweit das der Wahrheit entspricht, wollen wir – meine Kollegin Julia Rößler, ihr Mann Axel und ich – auf unserer 13-tägigen Rundreise durch die zentralasiatischen Länder Usbekistan und Tadschikistan herausfinden. In dem Wissen, dass wir unseren gesamten Aufenthalt von Hirsch-Reiseleiter Jurabek Sharipov (genannt Juri) begleitet werden, begeben wir uns ohne große Vorbereitung und Erwartungen in das Abenteuer. Sicher haben wir über Usbekistan schon das ein oder andere gehört und auch Bilder von prachtvollen Bauwerken im Kopf, Tadschikistan dagegen ist für uns ein komplett unbeschriebenes Blatt. So machen wir uns an einem trüben Morgen Anfang Februar auf den Weg nach Frankfurt und fliegen mit Turkish Airlines in die usbekische Hauptstadt Taschkent. Der gute Service sowie das umfangreiche Bordprogramm lassen die rund acht Stunden Flugdauer schnell vergehen und auch der Umstieg in Istanbul funktioniert reibungslos. Am Flughafen angekommen erwartet mich gleich die erste Überraschung: Hocktoiletten. Da ich es noch nicht östlicher als Ungarn geschafft habe, sind sie für mich neu. Julia dagegen kannte sie bereits von ihrem Auslandssemester in Moskau und warnt mich vor, dass wir ihnen wohl noch häufiger, z.B. bei Sehenswürdigkeiten, begegnen werden. Sie sollte Recht behalten. Nach der Passkontrolle kämpfen wir uns durch eine Meute von Taxifahrern, die vor dem Flughafengebäude um Kundschaft konkurrieren. Direkt dahinter erspähen wir unseren Reiseleiter Juri. Im Hotel angekommen, gibt er uns noch einen kurzen Ausblick auf das Programm des nächsten Tages, bevor wir gegen 03.00 Uhr endlich unsere Zimmer beziehen können. Diese sind erstaunlich geräumig und auf über 25 Grad beheizt, was wir im Laufe unserer Reise immer wieder feststellen werden.

Nach einer kurzen Nacht starten wir unsere Erkundungstour durch Taschkent, die mit rund 2,7 Millionen Einwohnern mit Abstand größte Stadt des Landes. Hier gibt es kein richtiges Zentrum, das man fußläufig entdecken kann, die Sehenswürdigkeiten liegen ziemlich verstreut, was uns schnell den Überblick verlieren lässt. Aber wir haben ja Juri und unseren Fahrer, die uns zielsicher durch den dichten Verkehr manövrieren. Auf den Straßen sieht man übrigens fast ausschließlich Chevrolets, da diese hier im Land produziert werden. Wir beginnen im religiösen Zentrum, dem Hazrati-Imam-Komplex. Er umfasst eine Medrese aus dem 16. Jh., eine Freitagsmoschee sowie das Mausoleum von Mazar Kaffal ash-Shashi, der der erste Imam und Prediger des Islam in Taschkent war. Außerdem befindet sich hier der erste geschriebene Koran, der im 7. Jh. verfasst wurde.

Nach einigen Hotelbesichtigungen und einem Besuch bei unserer Partneragentur ist Zeit für das Mittagessen. Juri schaut uns leicht entsetzt an, als Julia und ich verkünden, dass wir Vegetarierinnen sind. Fleisch ist doch des Usbeken liebstes Nahrungsmittel! Ihr Nationalgericht Plow – Reis mit Zwiebeln, Möhren, Rosinen, allerlei Gewürzen und natürlich Fleisch – gibt es aber auch in einer vegetarischen Variante. Zu den Mahlzeiten trinkt man gerne Tee und Kirschsaft und natürlich Wodka, den wir aber meistens weglassen.

Gut gesättigt machen wir uns auf zum Chorsu-Baar, der sich in einem schönen, türkisen Kuppelbau befindet. Von der Fülle an Trockenfrüchten, Nüssen, Obst und Gemüse wird man fast erschlagen und auch Fleisch und frisch gebackenes Brot wird angeboten. Auf einen Einkauf verzichten wir, es ist ja schließlich nicht der einzige Basar, den wir auf unserer Reise besuchen werden.

Eine Fahrt mit der Metro – die erste Zentralasiens und deren Stationen von den größten Künstlern des Landes dekoriert wurden – sowie weitere Hotelbesichtigungen später, geht es schon wieder zum Abendessen in einem typischen Restaurant. Es gibt Fleisch- und für die Vegetarier Gemüsespieße, dazu wird gerne Fladenbrot gereicht. Auf dem Rückweg zum Hotel machen wir noch einen kleinen Abstecher in die Magic City, eine Art Mini-Disneyland.

Kaum in Usbekistan angekommen, verlassen wir das Land schon wieder. Denn für die nächsten drei Tage steht der Ausflug ins benachbarte Tadschikistan an. Die Grenze ist nicht weit entfernt, die Fahrt dauert nur knappe zwei Stunden. Nach vierfacher Passkontrolle und zu Fuß über Schotterpisten im Nirgendwo erreichen wir die tadschikische Seite, wo uns unser Guide Hussein bereits erwartet. Während der einstündigen Fahrt zu unserem nächsten Ziel Khujand gibt er uns eine erste Einführung in das kleinste Land Zentralasiens. Tadschikistan ist zu 93% von Bergen bedeckt, weltweit hat nur Bhutan einen höheren Anteil. Wir stellen direkt einige Unterschiede zum Nachbarn Usbekistan fest: Während die Usbeken zu den Turkvölkern gehören, stammen die Tadschiken von den Persern ab. Das spiegelt sich auch in der Sprache und Schrift wider. Untereinander können sie sich nur auf Russisch verständigen, zudem nutzt man in Usbekistan lateinische Schriftzeichen, in Tadschikistan dagegen kyrillische. Und dann noch die unterschiedliche Währung: 1 Euro sind rund 14.000 usbekische So’m, aber nur knapp 12 tadschikische Somoni. Ganz schön verwirrend alles!

Khujand ist die zweitgrößte Stadt des Landes und liegt am Fluss Syrdarja. Im Hintergrund lassen sich die Berge nur erahnen, denn heute ist es recht diesig. Als erstes besichtigen wir die Maslihaddin-Moschee und den benachbarten Panjshanbe-Bazar.

Das historische Museum, das sich in der Timur-Malik-Festung befindet, wird extra für uns (und einen asiatischen Touristen mit seinem Guide, die sich uns kurzerhand anschließen) geöffnet und Hussein verschafft uns einen anschaulichen Überblick über die Geschichte der Region von Alexander dem Großen bis hin zur Sowjet-Zeit.

Anschließend inspizieren wir noch einige Hotels und fahren zum Arbob-Kulturpalast, der während der sowjetischen Herrschaft errichtet wurde und sich etwas außerhalb des Zentrums befindet. Momentan werden Restaurierungsarbeiten durchgeführt, aber im Frühling und Sommer ist der angrenzende Park bestimmt idyllisch. Bei einem gemeinsamen Abendessen lassen wir den Tag ausklingen und müssen uns danach schon wieder von Hussein verabschieden.

Denn am nächsten Morgen fahren wir weiter nach Istaravshan, dessen Festung aus dem 7. Jh. auf einem Hügel über der Stadt thront. In ihrem Inneren sehen wir ein gut erhaltenes Amphitheater aus Sowjet-Zeiten. Die Stadt ist außerdem bekannt für ihre Handwerkskunst, auf dem Markt werden u.a. hübsch verzierte Messer angeboten. Während wir uns mit langsamem Tempo über die geschäftige Hauptstraße kämpfen, sehen wir viele Menschen mit Goldzähnen. Diese sind hier ein Statussymbol; manche lassen sich sogar gesunde Zähne ziehen, um sich goldene einsetzen zu lassen, erzählt Juri. Ein anderes beliebtes Accessoire sind (Pelz)mützen, an denen man zumeist die Nationalität des Trägers erkennen kann.

Bis zu unserem heutigen Ziel Panjakent haben wir noch rund dreieinhalb Stunden Fahrt über den malerischen Shachriston Pass vor uns.

Dort angekommen bleibt noch Zeit für einen kurzen Besuch des Rudaki-Museums, wo u.a. wertvolle archäologische Artefakte ausgestellt werden.

Nach dem reichen Kulturprogramm der letzten Tage, geht es heute raus in die Natur. Begleitet werden wir von Guide Navruz, der in Panjakent zuhause ist. Die Stadt wird hauptsächlich als Ausgangspunkt für Ausflüge zu den bekannten Sieben Seen genutzt. Sie befinden sich im Fan-Gebirge auf einer Höhe von 1600 m bis 2300 m über dem Meeresspiegel und jeder See hat seine eigene besondere Farbe, die durch mineralische Zusammensetzungen im Wasser sowie durch Reflexionen des Himmels und der umliegenden Berge entsteht. Wir haben Glück, heute scheint die Sonne (wie die letzten Tage auch) und der blaue Himmel lässt die Seen in unterschiedlichsten Türkistönen leuchten. Bis auf uns sind nur der asiatische Tourist und sein Guide, die wir bereits in Khujand getroffen haben, unterwegs. Kaum vorstellbar, wie sich hier im Sommer die Autos auf der schmalen, unebenen und teilweise steilen Straße aneinander vorbei schlängeln sollen. Wir genießen die Ruhe und schießen unzählige Fotos.

Bis zum 6. See fahren wir mit dem Auto, kurz dahinter versperrt ein riesiger Gesteinsblock große Teile des Weges, sodass man nur zu Fuß daran vorbeikommt. Aber die Wanderung und die frische Bergluft tun sehr gut! Mittlerweile sind wir so hoch, dass etwas Schnee auf dem Weg liegt und auch der siebte See ist von einer Eis- und Schneeschicht bedeckt. Gelegentlich begegnen wir Einheimischen, die mit ihren Eseln Holz und anderes Gut zwischen den abgelegenen Dörfern hin- und her transportieren.

Nach rund zwei Stunden sind wir zurück am Ausgangspunkt der Wanderung und auf Höhe des 4. Sees legen wir unsere Mittagspause in einer Art Gasthof ein, der im Sommer auch Zimmer an Wanderer vermietet. Hier wird ganz traditionell auf dem Boden sitzend gegessen.

Anschließend geht es auf der abenteuerlichen Straße zurück in die Zivilisation. Vor dem Abendessen bleibt noch etwas Zeit für einen Besuch des Antiken Panjakent. In einer sanften Hügellandschaft sind hier einige Überreste der damaligen Zivilisation zu sehen. Mit der gerade untergehenden Sonne besonders idyllisch!

Am nächsten Tag ist unsere Zeit in Tadschikistan schon wieder vorbei. Auf dem Weg zur Grenze legen wir noch einen Stopp in Sarazm ein, eine Siedlung aus dem 4. bis 2. Jahrtausend v. Chr. Hier befinden sich Überreste von Wohngebäuden und Palästen und die ausgegrabenen Schätze sind im angrenzenden Museum ausgestellt.

Wir verabschieden uns von unserem Guide Navruz und kurze Zeit später sind wir zurück in Usbekistan. Die Passkontrolle ging auch an diesem Grenzübergang recht schnell vonstatten, als Touristen durften wir allerdings auch die Schlange an Einheimischen einfach überholen. Ein unangenehmes Gefühl alle Blicke auf sich gerichtet zu fühlen. Juri macht uns die nächsten Tage schmackhaft, mit Samarkand, Buchara und Chiwa erwarten uns die Highlights unserer Reise. Allesamt reiche Handelsstädte entlang der alten Seidenstraße, jede jedoch mit ihrem ganz eigenen Charakter.

Die erste und wohl auch bekannteste ist Samarkand, das nur rund 40 km von der tadschikischen Grenze entfernt liegt. Hier herrscht noch Großstadt-Feeling, kein Wunder, ist es doch mit rund 500.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes. Wir starten am Gur Emir-Mausoleum, das der Eroberer Amir Timur für sich und seine engsten Verwandten bauen ließ.

Nach einem kleinen Mittagssnack kommen wir zum Registan-Platz. Flankiert von drei Medresen mit ihren Minaretten und türkisfarbenen Kuppeln, gehört er zu den imposantesten Plätzen weltweit. Mit blauem Himmel und wenig Menschen umso schöner!

Durch eine mit Bäumen gesäumte Fußgängerzone erreichen wir die Bibi Khanum-Moschee, die der Lieblingsfrau Timurs gewidmet ist. Damals gehörte sie zu den prächtigsten Moscheen der Welt, heutzutage darf man sie nicht betreten, da die im 20. Jh. begonnenen Rekonstruktionsarbeiten immer noch andauern.

Bevor wir zum Hotel fahren, besuchen wir noch den Bauernmarkt und nutzen die Gelegenheit zum Einkauf. Wir probieren leckere Pekannüsse aus Brasilien und kaufen frisch gepresste Säfte sowie Öl, das aus Baumwollpflanzen hergestellt wird.

Zum Abendessen sind wir bei einer usbekischen Familie eingeladen. In den sogenannten Nationalhäusern werden Touristen von Einheimischen bekocht, die damit ihr Geld verdienen. Die Usbeken sind sehr herzlich und gastfreundlich und haben keine Scheu vor Touristen, auch wenn sich die Konversation mangels Englischkenntnissen schwierig gestaltet. Der krönende Abschluss des Tages ist der bei Dunkelheit hell erleuchtete Registan-Platz. Beeindruckend!

Unsere Entdeckungstour durch Samarkand geht weiter, immer noch bei strahlendem Sonnenschein. Das erste Ziel ist die Gräberstadt Shohizinda. Unzählige reich verzierte Mausoleen befinden sich hier auf engstem Raum. Mit dem blauen Himmel im Hintergrund ein toller Fotospot!

Nicht weit entfernt liegt die Sternwarte von Ulugbek, Enkel von Timur und ein herausragender Wissenschaftler. Am Nachmittag stehen weitere Hotelbesichtigungen auf dem Programm. Da das Abendessen heute besonders üppig ausfällt, ist ein Verdauungsspaziergang vorbei an dem hell erleuchteten Gur Emir-Mausoleum dringend von Nöten.

300 km liegen zwischen Samarkand und Buchara, unserem nächsten Ziel. Mit dem Hochgeschwindigkeitszug des spanischen Unternehmens Talgo sind diese in gut anderthalb Stunden zu schaffen.

In der Nähe des Bahnhofs von Buchara befindet sich die Gedenkstätte zu Ehren des islamischen Heiligen Baha-du-din Naqshband, der ein berühmter Philosoph und Sufi war. Sein Mausoleum ist ein zentralasiatisches Mekka, Muslime aus vielen Ländern pilgern hierher.

Auch bei einer Seidenpapierwerkstatt legen wir einen Stopp ein. Hier wird noch in echter Handarbeit Papier aus Rinde der Maulbeerbäume hergestellt und anschließend u.a. für Miniaturzeichnungen verwendet.

Nach dem Mittagessen besuchen wir den Sommerpalast des letzten Emirs Amir Khan. Auf dem weitläufigen Gelände spazieren Pfauen umher, da es aber mittlerweile ziemlich stark regnet, flüchten wir in die Innenräume, wo kunstvoll bestickte Teppiche und Kleider aus der damaligen Zeit ausgestellt sind.

Nun ist es nicht mehr weit bis zur Altstadt von Buchara und unser Hotel liegt mittendrin. Hier macht man sich bereit für die neue Saison, einige Teile der Wege sind komplett aufgerissen, da das Abwassersystem erneuert wird und auch viele Hotels nutzen den Winter, um Renovierungsarbeiten vorzunehmen. Die vielen Baustellen zerstören die Atmosphäre ein wenig, in den Sommermonaten pulsiert rund um den künstlich angelegten Teich Labi Hovuz das Leben. Nach dem Abendessen machen wir noch einen Abstecher zu dem Poi Kalon-Ensemble mit seinem beeindruckenden Minarett. An den bunt beleuchteten Bauwerken kann man sich nicht sattsehen!

Am nächsten Tag erkunden wir zu Fuß die Altstadt der 2500 Jahre alten Oasenstadt. Sie gleicht einer Freilichtbühne mit ihren unzähligen Moscheen, Medresen und Karawansereien. Unter ihnen das Chor Minor, das Torhaus einer alten Medrese, mit seinen markanten vier Türmen. Eine besondere Sehenswürdigkeit ist die Magʻoki-Attori-Moschee aus dem 9. Jh., die als eine der wenigen Gebäude die Invasion der Mongolen im 13 Jh., während der zahlreiche Städte in Zentralasien verwüstet wurden, überstanden hat. Die Stadt ist außerdem bekannt für ihre Kuppelbasare; an einem der Stände erstehen wir warme Socken aus Kamelwolle, die sich später noch als nützlich erweisen sollten.

Das Poi Kalon-Ensemble nehmen wir auch bei Tageslicht mit, bevor wir zu der Festung Ark kommen, die sich am Rande des historischen Zentrums befindet. Sie beherbergt einige Museum und von ihren Mauern hat man einen schönen Ausblick über die Altstadt.

Nach dem frühlingshaften Wetter zu Beginn unserer Reise sind wir mittlerweile bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und Schneefall angelangt, als wir uns am Morgen auf den Weg nach Chiwa machen. Wir nehmen den Zug, der die gut 400 km in rund fünf Stunden schafft. Nicht ganz so schnell und komfortabel wie der spanische Talgo, aber mit dem Auto hätten wir sicher den ganzen Tag gebraucht. Während draußen die karge Wüstenlandschaft an uns vorbeizieht, wärmen wir uns drinnen mit heißem Tee mit Wasser aus dem Samowar (Heißwasserbereiter aus Russland). Sehr praktisch! Da der Zug nur bis Urgentsch fährt, legen wir die letzten 30 km bis nach Chiwa mit dem Taxi zurück. Dort werden wir schon von Juris Frau und den Kindern erwartet, die ein üppiges Mittagessen für uns gezaubert haben. Es gibt Salat, Suppe und Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen. Köstlich!

Den Nachmittag nutzen wir für einen ersten Rundgang durch die meisterhaft restaurierte Altstadt, die seit 1990 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Sie ist noch kompakter als die in Buchara und von mächtigen Stadtmauern umgeben. Durch den liegen bleibenden Schnee gleicht der Spaziergang mehr einer Rutschpartie! Am Abend erfreuen wir uns abermals an der Gastfreundschaft von Juris Familie.

Nach dem Frühstück brechen wir auf, um die zahlreichen Sehenswürdigkeiten genauer zu erkunden. Besonders dabei ins Auge sticht das Minarett Kalta Minor mit seinem bunt glasierten Kachelschmuck. Es ist etwas breit geraten, was daran liegt, dass es ursprünglich mit einer Höhe zwischen 70 und 80 m das weltweit höchste Minarett werden sollte, der Bau mit dem Tod des auftraggebenden Herrschers aber abgebrochen wurde. Außerdem sehen wir einige Moscheen und Koranschulen, die sich hier praktisch aneinanderreihen, besuchen eine Puppenwerkstatt und krabbeln wagemutig auf ein anderes Minarett, um einen Blick auf die schneebedeckte Altstadt zu werfen. Am Nachmittag bleibt noch Zeit für einen letzten Besuch des Basars, der etwas außerhalb der Altstadt liegt. Man merkt, dass hier, anders als z.B. in Taschkent und Samarkand, sonst nur Einheimische ihre Einkäufe erledigen. Wir bekommen nicht an jedem Stand Waren angedreht und können in Ruhe die noch fehlenden Mitbringsel besorgen.

Zum Abendessen sind wir heute im Restaurant von Juris Freund zu Gast, wo es leckere Dillnudeln, eine Spezialität Chiwas, gibt. Zusammen mit einem anschließenden Spaziergang durch die nächtlichen Gassen ein gelungener Abschluss des Tages!

Der Kreis schließt sich, denn es geht per Flug zurück nach Taschkent; die rund 1000 km zwischen den beiden Städten wären mit Auto oder Zug dann doch zu weit – vor allem bei den widrigen Witterungsverhältnissen. Am Flughafen von Urgentsch verabschieden wir uns von Juri, der bei seiner Familie bleibt. In Taschkent müssen wir uns heute also allein zurechtfinden. Der Einfachheit halber laden wir uns die Yandex-App, die russische Version von Uber, herunter. Die Taxi-Preise sind hier wirklich unverschämt günstig! Nachdem wir unsere Koffer ins Hotel gebracht haben, fahren wir zum Museum für Angewandte Kunst. Es beherbergt mehrere tausend Kunstgegenstände, die die Entwicklung des Kunsthandwerkes in Usbekistan veranschaulichen. Für das Mittagessen haben wir tatsächlich ein rein vegetarisches Restaurant ausfindig machen können und wir werden nicht enttäuscht. Das Angebot ist umfangreich und die Speisen sehr schmackhaft. Auf unserer Suche nach einem grünen Fleckchen zwischen den grauen Häuserblocks landen wir in einem Park, der eher ein Mini-Freizeitpark ist. Die Achterbahnen und Karussells stehen still und auch sonst ist es ziemlich trostlos. Wir fragen uns, wie die Stadt in den Sommermonaten wohl sein mag.

Den Abend verbringen wir im Koreanischen Viertel, das an einem künstlich angelegten Kanal liegt und fußläufig von unserem Hotel zu erreichen ist.

Am nächsten Morgen treten wir mit einem Koffer voller Erinnerungen und einiger Souvenirs die Heimreise an. Der Flug über Istanbul verläuft erneut ohne besondere Vorkommnisse und erschöpft vom langen Reisetag sind wir am Abend schließlich zurück in Karlsruhe.

Um auf das Zitat vom Anfang zurückzukommen: Das war die Reise, auf der ich bisher am meisten gelernt habe. Sei es über die wechselvolle Geschichte, oder die kulturellen Unterschiede zu Europa, die doch größer sind als vorher angenommen. Das zeigt mir mal wieder, wie wichtig es ist, durch Reisen seinen Horizont zu erweitern.
Ein großes Dankeschön an Juri, der sich die Zeit genommen hat, uns sein Heimatland näherzubringen!

Janine Steinhorst und Julia Rößler kommen beide aus Hamburg und nutzen jede freie Minute, um die Welt ein bisschen besser kennenzulernen. Von Zentralasien wussten sie vor dieser Reise nicht viel und sind froh, dass sie ihren Horizont erweitern konnten.

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