Tschechien: Weltkulturerbe und mehr!
Anfang Juli begleite ich unsere Gruppe nach Tschechien in eher unbekannte Gefilde. Viele Sehenswürdigkeiten auf dieser Route gehören zum UNESCO-Welterbe und locken die Besucher mit ihrer Einzigartigkeit.
Am Anreisetag erwartet uns Reiseleiter Aleksander Stec nachmittags beim Schloss Konopischt (Konopiště).
Da wir gut durchgekommen sind, ist sogar noch etwas Zeit für den Rosengarten und so unternehmen wir einen kleinen Spaziergang. Im Schloss sind wir dann doch etwas desillusioniert, als wir die große Menge an Jagdtrophäen sehen (aus Pietätsgründen hier nicht zu finden).
Nach der Besichtigung fahren wir weiter nach Kuttenberg (Kutná Hora), wo wir unser erstes Hotel beziehen. Zum Abendessen gibt es deftige Hausmannskost und viele nutzen schon die erste Gelegenheit, um tschechisches Bier zu trinken.
Danach bietet Herr Stec allen Interessierten einen kleinen Rundgang durch die Stadt an, der bei einem schönen Aussichtspunkt endet.
Am nächsten Tag gibt es die offizielle Stadtführung, bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen.
Die Kirche St. Barbara wurde von den vermögenden Bergleuten finanziert und erinnert an eine mächtige Kathedrale. Man sieht im Inneren die Bauepochen, Jugendstil-Fenster und auch weltliche Szenen aus dem Leben der Bergleute und Münzpräger.
Auch auf dem Rückweg gehen wir wieder über die kleine Karlsbrücke und werfen den Blick noch auf einige Gebäude, unter anderem eine Reformkirche.
Nachmittags fahren wir in den Vorort Sedletz, wo wir die Kirche im Barockgotik-Stil und das Beinhaus besichtigen.
Weiter geht es nach Saar (Žďár nad Sázavou) zur Wallfahrtskirche des Hl. Johannes Nepomuk. Sie liegt auf einem Hügel und ist symbolbeladen. Es gibt viele Sterne (die Anzahl der Zacken gibt Aufschluss über die Bedeutung), fünf Eingänge und auch die Zunge spielt eine bedeutende Rolle.
Am Dienstag besuchen wir Leitomischl (Litomyšl). Der Markt, der sich über einen halben Kilometer erstreckt, ist beeindruckend und lädt zum Bummeln ein.
Wir sind aber vor allem wegen des Schlosses hier, das für sein Sgraffito bekannt und im Renaissance-Stil erbaut worden ist. Die Außenfassade im Innenhof wird restauriert, aber auch die Räumlichkeiten im Inneren sind beeindruckend.
Im gegenüberliegenden Gebäude kam der Komponist Bedřich Smetana zur Welt, dessen Vater Braumeister für die Familie Waldstein war.
Unsere Reise geht weiter – die prominente Pestsäule in Olmütz (Olomouc) bleibt unseren Augen leider verborgen, da sie aktuell restauriert wird, aber auch so ist die Stadt einen Besuch wert.
Abends erreichen wir unser Hotel in Brünn (Brno). Wir haben das zugehörige Restaurant ganz für uns, der Service ist dementsprechend schnell.
Der nächste Tag beginnt mit einem Rundgang durch die zweitgrößte Stadt Tschechiens und Hauptstadt der Region Mähren.
Wir besuchen die Kapuzinergruft, in der mumifizierte wohlhabende Bürger der Stadt und die Mönche liegen. Es ist faszinierend, wie gut sich die Körper erhalten haben – dahinter steckt ein ausgeklügeltes Lüftungskonzept.
Danach geht es in das Villenviertel und zur Villa Tugendhat. Nach einem kurzen Blick ins Souterrain spazieren wir durch den weitläufigen Garten.
Bei unserem Ausflug am Nachmittag legen wir auch einen Stopp beim Friedensdenkmal von Austerlitz ein, das an die Schlacht während der napoleonischen Kriege erinnert.
Im Anschluss fahren wir zum Schloss Eisgrub (Lednice), das in einer Parklandschaft mit mehreren Teichen und Zier-Minarett liegt. Wir sind besonders von den Holzarbeiten an den Treppen und Decken begeistert.
Das Palmenhaus im Park ist das älteste seiner Art in Europa und stammt, wie auch das Schloss, aus dem 19. Jahrhundert.
Nach einem kurzen Spaziergang, vorbei am Gewächshaus, durch den Garten gelangen wir zu einer Weinstube und dürfen verschiedene mährische Weine kosten. Zur großen Freude einiger Reiseteilnehmerinnen gibt es auch alkoholfreien Wein, der wirklich gut schmeckt.
Der Donnerstag ist unser Erholungstag. Morgens fahren wir in den Mährischen Karst zur Punkva-Höhle mit der tageslichtdurchfluteten Macocha-Schlucht. Drumherum gibt es eine Waldlandschaft, die sich für einen kleinen Spaziergang anbietet.
Der Nachmittag ist frei. Als unruhiger Geist ziehe ich natürlich direkt wieder los. Zuerst statte ich den historischen Wasserspeichern auf dem Hügel Žlutý kopec einen Besuch ab. Hier ist es schön kühl und ziemlich leer, sodass man ganz entspannt alles erkunden kann.
Danach verschlägt es mich in den Botanischen Garten der Mendel-Universität. Hier gibt es auch eine kleine Skulpturenausstellung.
Im Anschluss laufe ich wieder in die Altstadt zurück und genieße noch etwas die trubelige Atmosphäre. Zum Abschluss des Tages besteige ich den Kirchturm und freue mich über das schöne Panorama.
Mein letzter Blick an diesem Abend geht aus meinem Zimmerfenster hinaus und hinüber zur Festung Špilberk.
Wir fahren zurück nach Böhmen und halten zuerst in Trebitsch (Třebíč). Dort besichtigen wir die St.-Prokop-Basilika. Sie vereint Gotik und Romantik, besonders sind die gut erhaltenen gotischen Malereien in der Kapelle.
Im Ort gibt es auch ein ehemaliges jüdisches Viertel, das unter UNESCO-Schutz steht. Die Synagoge mit Wandverzierungen aus dem 18. Jahrhundert ist beeindruckend und beherbergt eine Ausstellung über das jüdische Leben im Ort. Sie wird nicht mehr genutzt, es gibt hier seit dem 2. Weltkrieg keine jüdischen Bewohner mehr.
Einige Kilometer weiter machen wir in Teltsch (Telč) eine Mittagspause. Der Ortskern ist idyllisch und auch vom Kirchturm aus eröffnet sich ein fantastischer Blick.
Unser Besuch in Wittingau (Třeboň) fällt etwas ins Wasser – es gibt nur Pfützen statt einer Teichbesichtigung. Denn die Region ist für seine Karpfenzucht bekannt. Aber auch das Wetter kann uns nicht davon abhalten Oblaten zu kaufen (jedes Kurbad hat seine eigenen Oblaten).
Abends kommen wir in Budweis (České Budějovice) an, ich laufe noch eine kleine Runde vor dem Abendessen und nutze die Gelegenheit für Einkäufe im nächstgelegenen Supermarkt für die Daheimgebliebenen.
Am Samstag starten wir etwas früher als bisher, um Krumau noch vor den anderen Tagestouristen zu erreichen – der Plan geht auf. Der Ort sieht aus jedem Winkel einfach malerisch schön aus.
Nach einem Rundgang durch den Ort besichtigen wir das Schloss, das vermutlich von den Witigonen erbaut wurde, und später im Besitz der Familienzweige von Rosenberg und von Eggenberg wechselte.
Nicht nur die goldene Kutsche der Eggenberger, sondern auch der Maskensaal von 1748 ist beeindruckend.
Im Schlossgraben werden seit dem 16. Jahrhundert Bären gehalten und die Tradition wird bis heute gewahrt. Auch wenn man das sicherlich kritisch hinterfragen kann, geht einem das Herz beim Anblick des pelzigen Bewohners auf.
Unser Weg führt uns nun entlang der Moldau und wir legen einen kleinen Foto-Stopp in Rožmberk ein. Die Burganlage aus dem 13. Jahrhundert thront imposant auf einer Anhöhe und auf einer Brücke über der Moldau wacht der hl. Nepomuk.
In Oberplan besuchen wir das Geburtshaus von dem Schriftsteller Adalbert Stifter. Viele Reiseteilnehmer kennen seine Romane.
In Hollschowitz sind die Häuser im Stil des Bauernbarock erhalten geblieben und wir drehen eine kleine Runde im Ortskern.
Nach dem Abendessen bietet uns Aleksander Stec noch einen Rundgang durch Budweis an, den die meisten dankend – und trotz Regen – annehmen. Ich habe es vorher sogar noch dank perfekter Zeitplanung von ihm auf den schwarzen Turm geschafft.
Am Ufer der Maltsch laufen wir dann zurück im Hotel. Und auch bei diesem Wetter offenbart sich eine gewisse Romantik, wenn die Anlegestellen beleuchtet sind.
Die Reise endet am nächsten Tag mit einer Brauereibesichtigung bei “Budweiser”. Wir erfahren mehr über den Herstellungsprozess und fühlen uns wie in einem Klimahaus: im Sudhaus ist es sehr warm, im Lagerkeller sehr kalt. Wer möchte, kann das Bier – vor unseren Augen frisch gezapft – auch probieren. Stellvertretend für Herrn Stec, der bereits auf dem Weg zu unserer nächsten Gruppe ist, trinke ich einen Schluck mit.
Unser Fahrer Yilmaz Çayoğlu hält dann noch eine schöne Überraschung für uns bereits: statt auf der Autobahn fahren wir über die Landstraße bis in den Bayerischen Wald.
Diese Panoramafahrt bildet einen schönen Abschluss und abends kommen wir wohlbehalten wieder in Karlsruhe an.
Der Osten hat wirklich viel zu bieten und ist immer Reise wert!