Sweet Cherry Blossom, Teil 2
Im Frühjahr 2006 unternahmen unser Chef und seine Frau eine denkwürdige Reise nach New York. Ein Höhepunkt war der Besuch bei der UNO. Lesen Sie hier die Fortsetzung:
UNO und Blue Oyster Bar
Am Morgen des 3. Reistages überrascht uns Liane mit einem Wochenticket für den Bus. Und so fahren wir mit den „Öffentlichen“ zum UNO-Hauptquartier auf der United Nation Plaza in Manhattan. Wieder ein strahlender Tag. Mit Getöse fährt die Rollstuhlhebeplattform des Omnibusses auf den Gehsteig aus. Alles in dieser Stadt ist laut, selbst der Fön in unserem Hotelzimmer. Die Busfahrerin kommt zu mir nach hinten und zurrt meinen Rollstuhl mit mehreren Gurten fest. Auf ihrem Gesicht steht: Du-vermasselst-mir-gerade-meinen-Zeitplan. Ich verstehe sie und bedanke mich besonders freundlich.
Das UNO-Gebäude und die Bibliothek wirken zerbrechlich. 1949 wurde der Grundstein gelegt, auf einem etwa 7 ha großen Gebiet, das J.D. Rockefeller II. am Ostufer Manhattans gestiftet hatte. Heute ist es internationales Territorium. In einer zeitaufwändigen Prozedur werden wir in einem eigens dafür aufgestellten Zelt gründlich sicherheitsgecheckt. Hunderte von Menschen warten anschließend in einer Halle auf ihre Führung, zu der über eine altersschwache Lautsprecheranlage aufgerufen wird. Stress. Uns führt eine ghanaische Schönheit, Anfang Zwanzig, in Landestracht durch die Säle, die wir allabendlich in der Tagesschau sehen. Die Generalversammlung, den Sicherheitsrat. Alles ist auf eine Art telegen, monumental und trotzdem vom zerbrechlichen Charme der 50er Jahre. Innen und außen war jedoch alles stark renovierungsbedürftig.
Was die UN für den Frieden der Welt tut, lässt sich schwer ausmachen. Man kann ja nicht sagen, wie es auf der Erde aussehen würde ohne sie. Bewegt verlassen wir das Gelände und haben das Gefühl, eine sinnvolle Besichtigung gemacht zu haben. Wir wünschten uns, auch unsere Gäste würden die UNO in ihrer freien Zeit besichtigen.
Dem Hunger auf unserer Erde gewahr, steuern wir die Blue Oyster Bar unter der Grand Central Station an, um unseren Appetit zu stillen. In dem riesigen, umtriebigen Restaurant lassen wir die Eindrücke bei einem Glas Wein nachklingen. Die Blue Oyster Bar ist eine New Yorker Institution und eine richtig gute Location: laut, traditionsreich. Die Ober arbeiten wie die Berserker, um Hunderte von Gästen gut, fair und schnell mit Essen und Getränken zu versorgen. Mit top frischem Seafood, Austern, Suppen, Fisch, Steaks. Obwohl wir unübersehbar touristische Landpomeranzen sind – außer Liane natürlich – und nicht reserviert hatten, ist man nett zu uns und um unser Wohl bemüht! Das ist sehr angenehm. Auch deswegen, weil man seit dem 11. September bei den Sicherheitskontrollen an touristischen Highlights eine geraume Zeit des Tages als potentieller Terrorist behandelt, kontrolliert und durchsucht wird. Hier unten ist das alles weit weg.
Nach dem Essen geht jeder seiner Wege. In Ermangelung der Aussichtsplattform des World Trade Centers genießen wir auf dem Nachhauseweg noch den Ausblick auf das Häusermeer vom Empire State Building aus. Nur der Rollstuhl erspart uns auch hier das einstündige Warten für den Sicherheitscheck der Besucher. Herzlichen Dank auch an die Miesepeter von al-Qaida.
Fortsetzung folgt …