Sommerreise Slowenien

Wer kennt noch Jugoslawien? 1991 zerfiel der Staat. Von der Geschichte davor weiß ich wenig. Partisanen? Tito? Sozialismus? Mittlerweile sind die neuen Einzelstaaten fast alles touristische Trendziele. Der Familienurlaub geht nach Slowenien, das uns nicht nur geographisch am nächsten liegt. Mit dem Hirsch-Reisebuch als Reiseführer.

Die erste Nacht legen wir in Salzburg ein, weil die letzte Hirsch-Gruppe (Salzburger Festspiele) ganz begeistert war. Warum, das erzählt uns Reiseleiterin Brigitte Sebald im Café Tomaselli: Sie hatte während des Stadtrundgangs den ihr bekannten früheren Leiter der Opernklasse am Mozarteum getroffen, der sie und die Gäste spontan zu einem Kurzbesuch in sein 600 Jahre altes Haus am Alten Markt einlud.

Die Weiterfahrt ist abwechslungsreich dank Schienenersatzverkehr: Zug bis Villach, Bus bis Jesenice, Zug bis Kranj, Bus bis Ljubljana. Die Töchter sind erstaunt, dass eine Hauptstadt weniger Einwohner hat als Karlsruhe. Slowenien ist ein kleines Land. Sind deshalb die öffentlichen Verkehrsmittel so umständlich, damit es größer wirkt?

Ausflug an den Bleder See, Lieblingsort von Marschall Tito und asiatischen Touristinnen. Einige Kilometer vorher beginnt der Stau. Wir errechnen, wie viele PKW und Wohnmobile es weniger wären, würden die Menschen Bus fahren. Ergebnis: kein Stau. Landschaft wie eine Fototapete, es öffnen sich Herzen und Geldbeutel. Busfahrt für uns vier 40,- Euro, Bootsfahrt zur Insel 72,- Euro. Eintritt Kirche und Museum 24,- Euro, Eintritt Burg 30,- Euro, Mittagessen 50,- Euro. Augen zu und durch. Dafür ist das erfrischende Bad im See mit das malerischste unseres Lebens.

Nächstes Ziel ist Zrece, laut google nicht erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Es geht doch, und wir lernen Land und Leute kennen. Zrece, Standort vieler Hirsch-Reisen, liegt wirklich sehr ruhig und ländlich. Das war mir vorher nicht bewusst. Die nächsten Tage verbringen wir mit Wanderungen, Baden, Treffen mit den Hirsch-Reiseleiterinnen und einem Test-Ausflug, der seinen Weg ins nächste Hirsch-Programm finden soll.

Wir verlassen die Bergwelt und fahren gen Süden. Die Töchter möchten nach Lipica zu den Lipizzanern. Bis 10 km vor Lipica schaffen wir es mit dem Zug, dann hilft nur noch Taxi. Das Gestüt ist riesig, in herrlicher Landschaft, mit weidenden und galoppierenden weißen Pferden: ein Mädchentraum. Die hypermodernen Hotelzimmer sind Ställen nachempfunden. Nicht immer praktisch, aber sehr chic.

Hirsch-Reiseleiterin Nina Buh hat uns die Höhlen von Skocjan ans Herz gelegt, mit der größten unterirdischen Schlucht Europas. Dank der eingespeicherten Nummer des örtlichen Taxifahrers sind sie nur 15 Minuten entfernt. Und was für ein surreales Erlebnis. Wie bei Jules Vernes Reise zum Mittelpunkt der Erde, mehr Unterwelt als Höhle. Der Petersdom würde in voller Größe hineinpassen, sagt die Führerin, während wir auf schmalen Pfaden entlang der Felswand spazieren. Wenn ich jetzt noch schwindelfrei wäre.

Wir wollen ans Meer, nach Portoroz, gut 40 km entfernt. Aber wie kommen wir hin? Der slowenische Freund und Taxifahrer sagt: Die hiesige Hauptstadt ist Triest, nicht Ljubljana. Von dort gibt es einen Bus. Also kreuzen wir zwei Mal die Grenze und verbringen sehr angenehme Stunden in der schönen Stadt, ohne uns in die Frage einzumischen, wem sie gehört.

Der erste Eindruck von Portoroz ist durchwachsen. Heiß, Strand aus Beton, dominante Hotels, Meer ohne Wellen. Bei näherem Kennenlernen wird es gut. Eine Meerespromenade ohne Sand ist barrierefrei und sauber. Ein Meer ohne Wellen herrlich zum Schwimmen. Die Ballung der Gäste in großen Hotels vermeidet die Zersiedelung der Umgebung. Service und Essen im Hotel sind super, das Personal sehr freundlich. Ab Hotel gibt es sehr schöne, gut ausgeschilderte Wanderungen in die Umgebung. Die Töchter freuen sich, dass es zu heiß für Ausflüge ist, und pendeln zwischen Meer, Thermalbad und klimatisiertem Zimmer mit Fernseher (interessant ist, was man zuhause nicht hat).

Die Rückreise ist lang. Die Busfahrt nach Ljubljana dauert wegen Staus und Unwettern auf der Autobahn vier statt zwei Stunden. Der Nachtzug nach Stuttgart hat Verspätung. Der erholsame Schlafwagenschlaf wird um 4 Uhr morgens rüde unterbrochen von der bayrischen Grenzpolizei, die wenig Verständnis hat, wenn man aus dem Tiefschlaf gerissen, ohne zu wissen wo man ist, und ohne Brille nicht sofort seinen Ausweis parat hat. Denn, wie sagte uns ein Slowene: Alles Böse kommt aus dem Osten.

Viel gelernt über Slowenien haben wir, außer von den Menschen, aus folgenden Büchern:
– Als die Welt entstand (Drago Jancar)
– Hundert Jahre Blindheit (Roman Rozina)
– Tschefuren raus! (Groan Vojnovic)
– Platz der Befreiung (Andrej Blatnik)
– Hirsch-Reisebuch 2024

Wer komfortabel durch das schöne kleine Land reisen möchte, wird hier fündig: https://www.hirschreisen.de/reiseziele/oestliches-mittelmeer/slowenien/

Stefan Simonis und seine Frau Kristine lernen von ihren Töchtern, dass man im Urlaub auch mal einige Tage an einem Ort bleiben kann, um zu “chillen”. Normalerweise versuchen sie, so viel wie möglich zu sehen.