Slowenien – Wandern im grünen Paradies

„Slowenien?“ – meine Freunde sind etwas überrascht wo meine nächste Reise hingeht. Die meisten haben das kleine EU-Land gar nicht auf dem Schirm. Ein echter Geheimtipp?

Tag 1
Morgens um kurz vor 6 Uhr steht der Hirschbus überpünktlich – genau wie die Kunden auch – am Hauptbahnhof in Karlsruhe. Mit fröhlichem Gemüt werden wir von Busfahrer Rocco Pflugbeil begrüßt. Er erklärt uns alle Annehmlichkeiten des Busses und lässt uns anschließend bei Schlummerlicht gemütlich dösen. Mit einem herrlichen Ausblick auf den Sonnenaufgang in Stuttgart am Flughafen, wird die letzte Mitreisende eingesammelt.

Sonnenaufgang am Stuttgarter Flughafen

Unser weiterer Plan für heute:

08:00 Uhr Frühstückspause in Ulm-Seligweiler
12:30 Uhr Mittagspause im Rosenberger Restaurant in Golling-Ost
16:00 Uhr Kaffeepause im Marché Bistro bei Senčur
18:00 Uhr Ankunft im Hotel in Zreče  

Am Hotel angekommen, werden wir bereits im Bus von Barbka (man darf auch Barbara sagen) herzlich in Deutsch willkommen geheißen. Sie ist unsere Ansprechpartnerin im Hotel bei Fragen und Wünschen. In der kurzen Check-In Zeit werden wir allesamt zu einem Glas kalten slowenischen Weißweins eingeladen.  Na zdravje!

Zum Abend kommt ein herzliches „Dober večer“ – „Guten Abend“. Ein Kellner bringt mich zu meinem festen Sitzplatz für die ganze Woche und schon geht das Schlemmen los.

Tag 2
Der Start in den ersten Wandertag könnte besser nicht sein. Alle haben super geschlafen und loben die bequemen Betten. Energie für den Tag bringt das üppige Frühstücksbuffet und Abmarsch ist ganz human um 9 Uhr.  Wobei wir ehrlich gesagt erst nach 10 Minuten Busfahrt marschieren – die geteerte Straße sparen wir uns.
Unsere Reiseleiterin Nina Buh nutzt die Gelegenheit sich und ihre Heimat Slowenien über das Busmikrofon vorzustellen. Viele Slowenen sind gerne sportlich aktiv, mehr als zwei Drittel der Bevölkerung macht Freizeitsport und einige Spitzensportler der Olympischen Spiele kommen aus Slowenien. Kein Wunder also, dass Nina neben der klassischen Reiseleitung auch Wanderführerin geworden ist.

Reiseleiterin und Wanderführerin Nina Buh

Die erste Sehenswürdigkeit besichtigen wir bereits nach wenigen Gehminuten: Die Alte Schmiede aus dem 17. Jahrhundert. Das Gebäude ist unter Denkmalschutz und bietet einen authentischen Einblick in die Ošlak-Schmiedekunst. Der Fluß Dravinja trieb früher die beiden Wasserräder an. Heute wird hier nicht mehr gearbeitet, dafür in der großen Schmiede „Unior“. Vielleicht haben auch Sie ein Teil aus Zreče in ihrem Auto!?

„Im 13. Jahrhundert befand sich Schloss Lušperk, auf Deutsch auch Luschberg genannt, auf jenem steilen Hügel, den wir gerade hinaufgestiegen sind. Die Ruinen schließen auf einen soliden Bau; die Mauern waren mehr als einen Meter dick und die Wände an einigen Stellen 6 Meter hoch.“ Die Erzählungen von Nina kommen gerade recht für eine Trinkpause. Nun kommt der anspruchsvollste Teil: Es geht steil bergab durch den Wald. Die Wanderstöcke helfen sicher zu gehen und die Knie zu entlasten. Nach ein paar Minuten Konzentration haben wir es alle geschafft.

Auf einer breiten geteerten Straße geht’s wieder stetig bergan. An einem hübschen Aussichtspunkt betrachten wir die Ferne, bevor es im Wald weiter geht. Das letzte Mal für heute werden die Beine schwer beim steilen Anstieg zum Aussichtspunkt Golek. Hier haben wir uns eine kleine Rast verdient. Nina trägt uns derweil in das „Gipfelbuch“ ein. Das beliebte Ziel wird täglich, aber am liebsten zum 1. Mai Feiertag von den Dorfbewohnern angesteuert. Es wird gesungen und getanzt. Der Alkohol fließt erst nach dem Abstieg – was bestimmt die empfehlenswertere Variante ist.

Nach unserem Abstieg inklusive einer Kletterpartie über einen im Weg liegenden Baum, erreichen wir den Bauernhof Ančka. Hier sitzen wir gemeinsam im Biergarten, genießen kühle Getränke und unsere üppige Jause. Es gibt Porhonje Eintopf, Bohneneintopf und extra Fleisch für die ganz Hungrigen. Als Nachtisch wird ein lauwarmer Apfelstrudel serviert. So schaffen wir die letzten 30 Minuten Heimweg mit neuer Energie.

Neben unserer Wandergruppe von gerade mal 9 Personen, sind auch 17 Personen der Reise „Entspanntes Slowenien“ mit uns angereist. Diese zweite Gruppe hatte heute einen freien Tag und darf den Spitznamen „Die Entspannten“ zu Recht tragen.

Wer möchte, bekommt von Barbka am Morgen und am Nachmittag eine Führung durch den verwinkelten Hotelkomplex. Sie zeigt uns den Durchgang zur Therme im ersten Stock, wo wir Saunahandtücher bekommen und die Rezeption für weitere Wellnessanwendungen finden. Besonders empfohlen wird uns die Nutzung der Tagesangebote und Wellnessgutscheine. Wer gerne Anwendungen zu den begehrten Uhrzeiten vor dem Abendessen haben möchte, sollte bereits vor Reiseantritt buchen.

Besonders die Nutzung der Thermalbadelandschaft mit Akrothermalwasser ist nach einem Wandertag eine herrliche Belohnung: Auf 1600qm findet man mehrere große Innen- und Außenschwimmbecken, zwei 35° Grad warme Whirlpools, einen Wintergarten mit acht Wasserliegen und zahlreiche Liegen zum Entspannen.
Das angrenzende Saunadorf imitiert die Umgebung des umliegenden Pohorje Mittelgebirges. Auf dem Boden liegen die Pohorje-Steine (der bekannte Granit) und ringsum riecht es nach Holz und Kräutern, die die Natur der Terme Zreče umgeben. Für Atrij Gäste an jedem Tag kostenfrei nutzbar, für Vital Gäste 3x pro Aufenthalt.

Tag 3
Rogla ist eines der beliebtesten Ski- und Wandergebiete im Land und liegt auf 1517m. Dank Busfahrer Rocco, meistern wir den Anstieg in nur 30 Minuten und besichtigen taufrisch die Kirche Jesu Christi. Als Grundlage der äußeren Architektur dient eine konische Fichte – der häufigste Baum des Pohorje. Im Innern macht uns Nina auf die kleinen Details aus traditionellem Schmiedehandwerk aufmerksam. „Wie viele Pfeifen hat die markante Orgel?“ – Bei Ninas Schätzfrage rauchen die Köpfe. Mein Tipp: Es sind viel mehr als man sieht!

Auf der Hochebene startet die heutige Wanderung zunächst ohne nennenswerte Höhenunterschiede. Vorbei an Skiliften, unzähligen Ameisenhaufen und durch den ruhigen Wald. Zwischendurch verweilt manch einer in einem der Beerensträucher am Wegesrand. Kleine, leckere Preiselbeeren und Blaubeeren werden genascht bis die Zunge blau ist.

Überall Beerensträucher und Naschkatzen

Kennt man in Slowenien die Redewendung „Auf dem Holzweg sein“? Wir sind dennoch auf dem richtigen Weg und erreichen die Seen von Lovrenc. So viel Latschenkiefer habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Was für eine Pracht! Ein gemütlicher Rundgang über Stege führt uns durch das Hochmoor, vorbei an den Seen. Wir genießen eine kurze Snackpause. Wer möchte, besteigt den Aussichtsturm.

Nach einem Abstieg bis zum unteren Liftende des Skigebiets und 10 Minuten Aufstieg ist die Pohorje-Jause wohl verdient. Die „entspannte“ Gruppe ist bereits in der Berghütte und begrüßt uns fröhlich mit einem Gläschen Blaubeerlikör in der Hand. Die meisten essen Eintopf, ein paar Vegetarier bekommen eine Steinpilzsuppe mit Buchweizensterz. Als Nachtisch wird ein sehr leckerer, großzügig portionierter Blaubeerstrudel serviert.

An dieser Stelle bleibt es jedem freigestellt, in der Hütte noch etwas zu verweilen und mit dem Bus weiter zu fahren. Einige Wanderer finden sich trotzdem für den letzten, steilen Anstieg. Nach 30 Minuten stehen wir bei etwas Nieselregen und grau-nebligen Himmel vor einem Aussichtsturm. Er sieht etwas in die Jahre gekommen aus, daher erkundige ich mich bei Nina, ob man den besteigen kann. Na klar kann man!
Sehr eng schlängelt sich die Wendeltreppe nach oben. Der Wind peitscht mir nur so um die Ohren, aber die Mühe lohnt sich. An klaren Tagen sieht man sicherlich weiter, dennoch ist es toll bei einem 360 Grad Blick über den Bäumen zu stehen.

Nur wenige Gehminuten entfernt, wartet der Rest der Gruppe im wohlig warmen Bus und es geht gemeinsam zurück ins Hotel.

Tag 4
Bereits am Vorabend hat es angefangen zu regnen, was die Nacht über und den ganzen Morgen nicht abrechen wollte. Unsere liebe Nina hat uns bereits vorgewarnt; so kann die ursprüngliche Wanderung nach Konjiska gora nicht durchgeführt werden, das ist zu gefährlich. Dann machen wir eben das Beste daraus und spazieren in voller Regenausrüstung auf den 5 km geteerten Weg von Zreče ins benachbarte Konjice.
Auf dem Weg sichten wir viele Laufenten in einem der idyllischen Gärten eines Bauernhofs. Nina erklärt, dass die Enten gerne Nacktschnecken essen und man die ganze Horde die Saison über mieten kann. Tolle Idee! Das sollte ich meiner Mutter vorschlagen, dachte ich spontan.



In den Weinbergen eingebettet liegt das moderne Weingut Zlati Grič. Hier bekommen wir von einer Angestellten eine kurzweilige Führung in Slowenisch mit deutscher Übersetzung. Bei der anschließenden Weinprobe erklärt der sympathische Geschäftsführer in seinem recht guten Deutsch die 3 Verkostungsweine. Dazu gibt es einen hübsch angerichteten Wurst- oder Käseteller sowie Zwiebelbrot.

Im angrenzenden Shop kann nach Belieben eingekauft werden – geliefert wird ins Hotel. Und so erkunden wir, ohne zusätzliches Gepäck, den alten Stadtkern von Slovenske Konjice und die gotische Pfarrkirche Hl. Georg aus dem ersten Jahrtausend.

Schnell waren sich alle einig, dass keiner zurücklaufen möchte. Wir nutzen die komfortable Abholung vom Hotel und investieren die Zeit lieber in einen Besuch der Thermen- und Saunalandschaft Zreče.

Tag 5
Mit ihrer fröhlichen Art begrüßt uns Reiseleiterin Danica Safran. Sie war die letzten Tage mit den Entspannten unterwegs und zeigt heute allen Hirsch-Kunden die grüne Hauptstadt Ljubljana. Diesen optionalen Ausflug wollte sich keiner entgehen lassen.

Bei einem Stadtrundgang mit dem komfortablen Hirsch-Funk kann jeder gemächlich folgen ohne etwas zu verpassen. Es ist Samstag, wunderbares Wetter und Markttag. In der hübschen Stadt ist also mächtig was los, es wirkt aber nicht überlaufen. Wir bekommen eine gute Übersicht und dürfen uns selbst in 1 ½ Stunden Mittagspause ins Getümmel werfen.

Mit der Standseilbahn geht es gemeinsam vom Altstadtkern hinauf zur Burg von Ljubljana. Wir schauen uns die Anlage und die tolle Aussicht an, bevor wieder jeder seines Weges zieht. Die Wanderin Maja und ich bevorzugen den Abstieg zu Fuß. Der Weg ist kurzweilig, leicht zu begehen und bietet weitere herrliche Aussichten auf die moderne Seilbahn und die wirklich sehr schöne Stadt Ljubljana. 

Wir wären gerne noch länger geblieben, aber es gibt noch einen interessanten Zwischenstopp auf dem Rückweg. Wie wäre es mit einer Kostprobe 100% hausgemachten Kürbiskernöl?
Auf dem Bauernhof Susak in Gomilsko werden wir herzlich begrüßt. Das Öl ist fantastisch mild und lohnt ein paar Flaschen für die eigene Küche und als Mitbringsel einzukaufen. „Im Bus ist genug Platz“ versichert Rocco, der mit einer vollen Tüte an uns vorbei geht.

Tag 6
Brinjeva Gora ist die Lieblingswanderung von Nina. Daher sind wir alle gespannt, was uns erwartet.
Wir starten direkt ab dem Hotel, einen kurzen Weg entlang der Straße, vorbei an Bauernhöfen und ab ins Gebüsch. Es geht stetig bergan, durch einen Hohlweg, über saftig grüne Hügel bis zu einem Aussichtspunkt. Die herzliche Bank und der Weitblick Richtung Oplotnica laden zur Rast ein.

Auf dem Bergrücken liegt die Pilgerkirche der „Heiligen Muttergottes“, auch als „Little Višarje“ bekannt. Unsere Wanderführerin hat extra einen Schlüssel besorgt, damit wir das Innere begutachten können. Passend zum Sonntag, passieren wir auf dem Weg weiter hübsche Kirchen.

Filialkirche des heiligen Martin

Im Biergarten des idyllischen Gästehauses Smogavc genießen wir unsere wohlverdiente Jause mit sagenhaft leckerer Steinpilzsuppe mit Buchweizensterz und Blaubeerstrudel. Manche probieren die slowenische Cola „Cockta“ und einige den gehaltvolleren Blaubeerlikör.

Zurück geht es weitgehendst leicht bergab, vorbei an hübschen Grundstücken. Fast jede slowenische Familie baut im eigenen Garten Obst und Gemüse an. Durch den nördlichen Teil vom Ort Zreče gelangen wir wieder zurück ins Hotel.

Nach dieser letzten Wanderung tauschen wir noch ein bisschen die Eindrücke aus und sind einstimmig der Meinung, dass heute das Sahnehäubchen der Wanderrouten war.

Tag 7
Der letzte Tag ist gekommen und wir müssen Abschied nehmen. Das trübe, regnerische Wetter hilft sich damit abzufinden. Hätte es eine Möglichkeit gegeben, wären einige gerne spontan länger geblieben.

Mein Fazit: Slowenien ist ein lohnenswertes Ziel das einiges zu bieten hat. Kein Wunder wurde es zum Titelbild des neuen Reisebuchs 2022! Neben der beschriebenen Wanderreise, sind viele weitere Reisevarianten im Programm: Reisefinder (hirschreisen.de)

Na Svidenje. Auf Wiedersehen.

One Comment

  • Magdalena Klotz

    In diesem Bericht kommen „die Entspannten“ ein bisschen unterschwellig vor. Das möchte ich ändern.

    Unter anderem waren wir in der Geburtsstadt von Danica in Maribor. Dementsprechend war diese Besichtigung ganz was besonderes. Als erstes machten wir Halt am Ufer der Drava. Früher transportierte man mit Flößer Holz aus dem Pohorje auf der Drava Richtung Donau und Schwarzmeer. Gegenüber lag ein Hospital mit der Magdalena Kirche. Und da ich Magdalena heiße, erfuhr ich von den vielen Magdalena Kirchen fast in jedem Land und auch gleich meinen Namenstag.
    Maribor war 2012 Europas Hauptkulturstadt. Am Ufer steht auch der älteste Rebstock und so eine Art Windmühle, mit der man Vögel von den reifen Trauben verscheuchte.
    Unterwegs sieht man sehr viel Weinanbau, aber auch viel Hopfen, so hohe Stangen mit kletternden Pflanzen. Das Bier in Slowenien ist neben dem hervorragendem Wein und Sekt auch sehr süffig. Dann sieht man überall Kürbisschalen auf den Feldern, das ist ein besondere Kürbis, wo nur die Körner geerntet werden zur Ölgewinnung. Es wächst auch viel Buchweizen.

    Aber besonders einen Ort, werde ich nie vergessen – Jeruzalem. Das ist das schönste Weinanbaugebiet, dass ich je gesehen habe.
    Man braucht nicht einmal ein Gläschen Wein, allein der Blick über die Rebenhänge von Jeruzalem genügt um wunschlos glücklich zu sein.