Reisen, gestalten, erinnern: Herr Dr. Liebelt über seine Fotobücher und Reiseleidenschaft

Herr Dr. Udo Liebelt war, bis zu seiner Pensionierung, viele Jahre lang als Kunstvermittler und Kurator an Kunstmuseen in Bonn und Hannover tätig. Seit 1998 lebt er mit seiner Frau Dr. Gabriele Kindler in Karlsruhe, die als Leiterin der Kulturvermittlung am Badischen Landesmuseum im Karlsruher Schloss tätig war. Beide verbindet nicht nur ihre berufliche Laufbahn in der Museumswelt, sondern auch ihre Leidenschaft für das Reisen.

Im Rahmen der von Gabriele Kindler kuratierten Ausstellung „Italiensehnsucht der Deutschen“ kam es auch zu einem Gespräch mit Heinold Hirsch. Sie erinnert sich lebhaft daran, wie Herr Hirsch als Pionier der Kulturreisen nach dem Zweiten Weltkrieg erste Italienreisen organisierte – und seine Gäste damals zu Beginn jeder Reise persönlich im Bus begrüßte.

Inzwischen ist das Ehepaar selbst regelmäßig mit Hirsch Reisen unterwegs und aus ihren Reisen entstehen kunstvolle Fotobücher. Hier gibt uns Udo Liebelt Einblicke in seine Sammlung – und berichtet im Interview von seinen schönsten Reiseerlebnissen mit Hirsch, seinen Lieblingszielen und der Freude am Gestalten seiner Fotobücher.

Seit vielen Jahren hält Udo Liebelt seine Reisen mit Hirsch in individuellen Fotobüchern fest

Guten Tag Herr Liebelt. Erinnern Sie sich noch an Ihre allererste Reise mit uns? Wann fand sie statt und wohin ging sie?

Ich reiste 2011 das erste Mal mit Hirsch nach Mallorca. Eine Woche lang wanderten wir durch das „blühende Naturparadies“ im Norden der Insel. Zu meiner Freude schloss das Reisekonzept mit ein, dass auch die vielfältige Kultur der Insel, von der Nekropole der Talaiot bis zum Modernismo in Palma, Thema der Reise war. „Mallorca“ widmete ich mein erstes Fotobuch.

Was bedeutet Reisen für Sie ganz persönlich?

Reisen bildet – ist zwar ein Slogan, aber er stimmt. Seit meiner Jugend bin ich viel und gerne gereist. Beruflich war ich wiederholt in Brasilien, in Japan, in den USA und im europäischen Ausland unterwegs. Ich habe dort Freunde gefunden, Land und Leute und die jeweilige Kultur authentisch kennen gelernt. Auch meine wissenschaftliche Arbeit hat davon profitiert. Heute schätze ich es sehr, wenn mir das Reiseunternehmen die aufwendige Logistik abnimmt, die Flüge und die Hotels bucht und vor Ort den Aufenthalt professionell organisiert.

Welche Hirsch-Reise war bisher Ihr persönliches Highlight – und warum?

Das Baltikum war bisher für uns terra inkognita – der ganze Nordosten Europas war uns fremd. Umso mehr freuten wir uns, dass Hirsch Reisen anbot, auf einer Rundreise die Metropolen der drei baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen kennen zu lernen. Wir buchten die Reise von Tallinn über Riga nach Vilnius für Frühsommer letzten Jahres. Sie interessierte uns nicht nur wegen der wechselhaften Geschichte und der reichen nordischen Kultur am „Baltischen Meer“, wie die Ostsee zwischen Estland und Finnland genannt wird. Zum persönlichen Highlight wurde sie durch die politische Brisanz: Die baltischen Länder grenzen unmittelbar an Russland und Weißrussland. Aus Jahrhunderte langer, überaus leidvoller Erfahrung (bis 1990 war das Baltikum von den Russen besetzt) wissen die Balten sehr gut, was der Verlust der Freiheit durch einen erneuten Angriff des Nachbarn bedeuten würde. Der in Polen geborene Historiker Aleksander Stec leitete die Reise. In ihm hatten wir einen hervorragenden Experten für die politische Geschichte und die Kultur Osteuropas – er weiß seine Kenntnisse didaktisch klug und auf sympathische Weise zu vermitteln. Noch im selben Jahr reisten wir mit Aleksander nach Albanien.

Alte Freunde in Pogradec am Ohridsee, Albanien 2024. Foto: G. Kindler

Gibt es ein besonderes Erlebnis oder eine Begegnung, die Sie nie vergessen werden?

Es begab sich auf einer Reise nach Lissabon. Das Reiseprogramm sah mehrere Stunden Freizeit vor. Mit Erlaubnis der Reiseleitung nahmen wir uns den ganzen Tag frei, mieteten einen Kleinwagen und unternahmen eine Spritztour in das benachbarte Sintragebirge und Cascais. Dort parkten wir den Wagen an einer verkehrsreichen Kreuzung. Als wir ihn wieder besteigen wollten, fanden wir unter dem Scheibenwischer einen „Bußzettel“ der örtlichen Polícia de Seguranca vor, mit folgender Verwarnung: „Your car should not have been parked here. Please be more careful next time. Bon voyage – and come to Portugal again!“ Soviel Freundlichkeit hatte ich noch bei keiner Polizeibehörde erlebt.

Wie wählen Sie Ihre Reiseziele aus – was ist Ihnen dabei wichtig?

Kenne ich das Land noch nicht? Habe ich in dieser Stadt die Museen, die archäologischen Stätten und die Kathedrale noch nicht studiert? Welche Naturerlebnisse verspricht das Reiseziel? Finden wir eine genussreiche Küche vor, mit einheimischem Wein? Das sind die Fragen, die wir uns bei der Wahl unserer Reiseziele stellen. Was uns sehr wichtig ist: Die Wahl des Zielorts machen wir nicht selten von der Reiseleitung abhängig.

Für den Kunsthistoriker dürfen Kulturstätten im Reiseprogramm nicht fehlen. Hier im Bild die Universitätskapelle von Coimbra, Portugal 17. Jh., 2022. Foto: U. Liebelt

Welches Land würden Sie immer wieder bereisen?

Immer wieder zieht es uns nach Italien. Rund zehnmal haben wir die Biennale in Venedig besucht. Mehrmals waren wir in der Toskana. In Sizilien haben wir Urlaub gemacht, zuletzt mit Hirsch Reisen in Apulien. Gerne fahren wir nach Frankreich – ins Elsass, in die Hauptstadt Paris („Notre Dame in neuem Glanz“ steht noch in diesem Jahr bevor), zu den romanischen Kirchen ins Burgund oder wir nutzen, wie im vorletzten Jahr, eine Kombinationsreise aus Normandie, Chartres und Bretagne. Gerne schließen wir uns den „Literarischen Spaziergängen“ an, zu denen im Hirsch Reise-Programm Dr. Stefan Woltersdorff einlädt. Mit ihm waren wir wiederholt zu Tagesausflügen im Elsass und zuletzt für eine Woche in der „Provence der Dichter“ unterwegs.

Kirchen in Rouen und St-Martin-de-Boscherville, Normandie, Frankreich 2023

Was hat Sie dazu inspiriert, Ihre Reisen in Fotobüchern festzuhalten?

Die digitale Fotografie macht’s möglich. Seit es sie gibt, habe ich mich gerne von den aus 6×9-Fotos und Postkarten zusammengeklebten Alben, die mir schon die Eltern vererbt haben, getrennt. Dass es heute möglich ist, unter vielen Varianten die für das Buch geeigneten Fotos auszuwählen und am Computer zu bearbeiten, steigert den Spaß an der bildhaften Erinnerung. Indem ich die Fotografien nachträglich bearbeite, gehe ich mit dem visuell Erlebten kreativer um. Die textlichen Recherchen tragen wesentlich dazu bei, dass ich die erlebte Reise intensiver im Gedächtnis behalte.

Gestalten Sie die Fotobücher selbst – oder ist das Teamwork?

Ich gestalte meine Fotobücher selbst. Das Knowhow zum Gestalten eines Buchs mit Bildern habe ich während meiner Museumstätigkeit gelernt. Zu schätzen weiß ich, dass meine Frau, mit der ich die Reisen ja gemeinsam unternehme, die von mir erarbeiteten Texte kritisch kommentiert und korrigiert. Inzwischen sind meine Fotobücher auf mehr als 30 Exemplare angewachsen. Davon habe ich acht unseren Hirsch-Reisen gewidmet.

Was schätzen Sie an Hirsch Reisen besonders?

An Hirsch Reisen schätzen wir besonders das stets kluge und interessante Angebot der Reiseziele, ob es sich um Städtereisen, Flusskreuzfahrten oder Länderreisen handelt. Die Reiseleiter/innen haben uns selten enttäuscht, ebenso wenig wie die meist ****Hotels. Die Busfahrer sind gut geschult und fühlen sich sehr schnell als Teil der Reisegesellschaft. Unter den Mitreisenden finden wir oft ganz ähnliche Interessen, wie wir sie selbst haben. Auch, dass wir jederzeit das freundliche Reisebüro in der City aufsuchen können, um uns persönlich beraten lassen, steigert die Lust auf die Reise.

Gibt es ein Traumziel, das Sie gerne noch bereisen möchten?

Über eine Kreuzfahrt nach Island und Grönland oder in die eisige Welt der Antarktis konnten wir uns familiär nie einigen. Wenigstens eine Polregion hätte ich gerne kennen gelernt. Auch ins australische Outback würde ich gerne noch einmal reisen, wie wir es Ende vorigen Jahrhunderts erlebt haben. Für Beides, fürchte ich, reicht heute meine Mobilität nicht mehr aus. So werden wir uns in den nächsten Jahren darauf konzentrieren, unser schönes Europa besser kennen zu lernen und im eigenen Lande unterwegs sein.

Vielen Dank Herr Liebelt für das ausführliche und persönliche Interview und dafür, dass Sie uns einen Blick in Ihre eindrucksvollen Fotobücher gewährt und Ihre Reiseerinnerungen mit uns geteilt haben. Wir wünschen Ihnen und Ihrer Frau weiterhin viele schöne und unvergessliche Reisen – und vielleicht ja noch das eine oder andere neue Fotobuch für Ihre Reisebuchbibliothek.

Udo Liebelt mit seiner Frau in der Höhlenstadt Matera (mit Hirsch-Funk), Basilikata 2019. Foto: Sabine Ziegler

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