Ostfriesland und seine Inseln vom 26. Juli bis 1. August 2021

Ostfriesland bietet mehr als nur Meer, Moor und Humor! Ein Streifzug durch die herbschöne Landschaft birgt so manche Überraschung. Weite Wiesen und Moorlandschaften, die von kleinen Kanälen durchzogen sind, kleine Fischerdörfer, ehemalige Häuptlingsburgen, geschichtsträchtige Schlösser und sieben Inseln zum Verlieben. Wer Küste und Meer gleichermaßen bevorzugt und unprätentiöse Kunstschätze zu entdecken versteht, wird sich den Reizen Ostfrieslands nicht entziehen können.

1. Tag: Noch weit hinterm Deich

Heute Morgen kurz nach 7 Uhr kommen zwei Busse die Hirschreisende zu einer Fahrt nach Norddeutschland einladen.
Herr Ludwig fährt mit einem Hirsch-Reisen eigenen Bus nach Lübeck. Wir selbst dürfen in das sehr bequeme Fahrzeug von Buspartner Georg Schmitt einsteigen.

Coronabedingt sind Kontrollen beim Einstieg erforderlich. Es dauert daher etwas länger bis wir zur 630 km langen Reise nach Ostfriesland starten können. Geschlossene Rasthöfe unterwegs sind auch ein situationsbedingtes Problem. Da die Zahl der Reisenden derzeit aber noch begrenzt ist, zumindest in die Richtung in die wir fahren, gibt es aber an den geöffneten Rasthöfen trotzdem keine Warteschlangen.
Man kann aber trotzdem feststellen, dass sich die coronabedingten Beschränkungen auf unserer Reise in Grenzen gehalten haben. Das ein oder andere Museum oder auch die Brauerei in Jever waren zwar nicht geöffnet, es fanden sich aber Alternativen.

Wir kommen nach Norden erst einmal flott voran. Vor Lüdenscheid verlassen wir die Autobahn da es vor uns eine Vollsperrung gibt.

Im Tal der Volmem, durch das wir nun fahren kann man an vielen Stellen erkennen dass das Hochwasser der letzten Tage auch hier den Pegel um mindestens einen Meter hat ansteigen lassen. Es hängt noch viel Unrat in den Büschen oder Bäumen und einige Uferbefestigungen sind beschädigt.

In Schalksmühle lotst uns das Navi dann auf eine Seitenstraße. In der Folge werden die Straßen immer schmaler. Der Bus passt gerade noch durch. Doch ist dann nur 300m vor der Bundesstraße im Tal der Wilfesche dann leider Schluss. Während an einer ersten Stelle die Straße noch gerade breit genug ist hat der Bach wenige Meter so stark die Straße unterspült dass nur noch ein PKW passieren kann. Leider haben die zuständigen Stellen nicht daran gedacht dass man ein entsprechendes Hinweisschild aufstellen sollte. Hier kann nun Herr Schmitt beweisen dass er seinen Bus voll beherrscht. Er muss zuerst einige Hundert Meter rückwärts fahren bevor es an einer kleinen Kreuzung dann wieder vorwärts weiter geht. Wir hatten hier auch das Glück dass uns ein freundlicher einheimischer Autofahrer den schnellsten Weg zurück auf die Bundesstraße gezeigt hat. Hier machen wir dann eine kurze Rast bei der man sich beim Bäcker stärken konnte. Auf der Autobahn geht es dann ohne große Probleme weiter wenn auch in diesem Bereich an sehr vielen Baustellen gearbeitet wird. Nach einer weiteren Rast und zum Schluss übers flache Land erreichen wir kurz vor 18 Uhr das zentral am Marktplatz in Wittmund gelegene Hotel.

Flächenmäßig ist Wittmund die größte Stadt Ostfrieslands, nach der Einwohnerzahl liegt sie mit 20.405 auf Platz fünf.

Wittmunder Kreishaus erbaut in den Jahren 1899 bis 1901

Unsere Reiseleiterin Margret Albers wird auch dafür sorgen dass wir in den nächsten Tagen die Bedeutung der folgenden in Ostfriesland verwendeten Begriffe kennen lernen werden:

Moin
Siele
Priel
Geest
Deiche
Koog
Marsch
Warft
Fehnkultur
Plattbodenschiffe
Zitrone des Nordens

2. Tag: Residenzstadt Jever

Von Wittmund aus sind es nur wenige Kilometer zur „Bierstadt“ Jever. Wir unternehmen zusammen mit unserer Reiseleiterin Margret Albers einen Rundgang durch die Altstadt. Friesische Häuptlinge kämpften im Mittelalter um die Herrschaft über diese Stadt. Die bedeutendste Persönlichkeit war Maria von Jever, Tochter des Häuptlings Edo Wiemken, der man ein Denkmal gestiftet hat. Sie war die letzte Herrin von Jever.

Schloss Jever in Jever – das bedeutendste profane Bauwerk der Stadt.
„Fräulein“ Maria
Amtsgericht Jever

Wir kommen zum Kirchplatz der seit früher Zeit die städtebauliche Mitte mit Kirche, Marktplatz, Geschäften, Verwaltung und Gaststätten ist.

Glockenturm der Stadtkirche zu Jever

Auf einem natürlichen Sandhügel wurde hier bereits seit der Steinzeit gesiedelt. Da der Glockenturm getrennt von der Kirche steht überstand er Kirchenbrände ohne Schaden. Er wurde 1902 auf seine heutige Höhe erweitert.

In der historischen Apsis befindet sich das denkmalgeschützte Edo-Wiemken-Denkmal, das an den letzten männlichen Ostfriesischen Häuptling des Jeverlandes erinnert und im Laufe der Geschichte bereits zwei Feuersbrünste überstanden hat.

Leider muss die Brauereibesichtigung mit Führung durch das Brauereimuseum und einer Bierprobe entfallen. Wir können die Brauerei nur von Aussen besichtigen. Die drei verspiegelten Türme die heute das Stadtbild von Jever mitbestimmen enthalten jeweils fünf Lagertanks in denen das Bier nach der Gärung reift. Das Bier wird seit 1848 vom Friesischen Brauhaus zu Jever gebraut. Seit 2004 gehört sie zur Radeberger Gruppe die ein Teil des Oetker-Konzerns ist. Die Radeberger Gruppe ist die größte Brauereigruppe in Deutschland und braut an 16 Standorten Bier und alkoholfreie Getränke. Die Brauerei stellt folgende Biere her: Jever Pilsener (75% der Produktion), Jever Fun und Jever Fun Zitrone (alkoholfreies Pils), Jever Light (Leichtbier mit 2,7%), Jever Fun Blutorange.

Ein paar Meter weg von der Altstadt, nahe dem alten Hafen von Jever steht die Schlachtmühle. Die heutige Mühle wurde 1847 errichtet. Der Hafen von Jever wurde als Schlachte bezeichnet und das ehemalige Hafengebiet trägt diesen Namen bis heute.

Das nächste Besichtigungsziel ist Wilhelmshaven. Diese Stadt liegt an der Nordwestküste des Jadebusens. Die Stadtgeschichte ist seit der Einweihung als „erster deutscher Kriegshafen an der Jade“ am 17. Juni 1869 eng mit der Entstehung und Entwicklung der deutschen Marine verbunden. Das gilt auch 50 Jahre später immer noch.

Neue Wohnungen sind am Ufer des Ems-Jade-Kanals entstanden.

Wir fahren durch die Hafenbereiche und verlassen den Bus kurz nach der Kaiser-Wilhelm-Brücke.

Vor einigen Jahren wurde diese Brücke mehrere Jahre lang grundlegend saniert. Ihre beiden Hälften können gedreht werden, um größere Schiffe passieren zu lassen. Bei Ihrem Bau galt sie als größte Drehbrücke Europas. Wir sind nun nur noch wenige Meter vom Südstrand entfernt. Der Südstrand in Wilhelmshaven bietet die perfekte Kombination aus Flaniermeile, Badestrand und Gastronomieangeboten.

Wir haben heute eine Wassertemperatur von 20° und eine Lufttemperatur von 22°. Die Zahl der Badenden hält sich daher in Grenzen. Die Südstrandpromenade entstand in den Jahren 1926 bis 1928, 60 Jahre später wurde sie umgebaut. Sie hat eine Länge von 700 m.

Nachdem uns hier gut zwei Stunden die Seeluft um die Nase geweht hat steht das gegenüberliegende Marinemuseum auf dem Programm. Selbst unter Coronabedingungen wollen viele dieses Museum besuchen. Mit jährlich 100.000 Besuchern hat das 1998 eröffnete Deutsche Marinemuseum am Südstrand das größte Publikumsinteresse. Es sammelt und bewahrt Exponate zur Geschichte aller deutschen Marinen seit 1848. Das Museum entstand hier da die Stadt heute der größte Standort der Marine ist.

Wilhelmshaven hat den Tiefwasserhafen mit der größten Wassertiefe in Deutschland und ist der größte Erdölumschlaghafen des Landes. 72 % des Rohölumschlags aller deutschen Seehäfen und fast 27 % des deutschen Rohölimports werden über Wilhelmshaven abgewickelt.

Wir fahren nun zum Jade-Weser-Port. Dieser wurde nach 16 Jahren Planung und viereinhalb Jahren Bauzeit am 21. September 2012 offiziell eröffnet. Der im Norden von Wilhelmshaven aufgespülte Container¬hafen war eines der größten Infrastrukturprojekte der letzten Jahrzehnte in Norddeutschland. Rund eine Milliarde Euro haben die beiden Bundesländer Niedersachsen und Bremen sowie der Containerhafen-Betreiber Eurogate investiert.
Es wurde auch daran gedacht, dass die Container auf Land weitertransportiert werden müssen. So wurde die Eisenbahnstrecke zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven durchgehend zweigleisig ausgebaut. Allerdings ist die Elektrifizierung immer noch nicht abgeschlossen. Das können wir auf den ersten Kilometern unserer Rückfahrt erkennen

3. Tag Die ostfriesische Küste

Wir steuern heute Vormittag unseren ersten „Siel“- Ort an, Nessmersiel. Siele leiten das Wasser der Entwässerungsgräben durch die Deiche in die Nordsee, lassen aber kein Meerwasser ins Binnenland. Auf der Fahrt dorthin kommen wir durch Plaggenburg, heute einem Ortsteil von Aurich. Durch die Gemarkung der Ortschaft führten bereits in der Bronzezeit Wege auf jenen natürlichen Erhebungen, wo die Geest aus den umliegenden Mooren herausragte. Die Geest ist eine Landform die durch Sandablagerungen während der Eiszeit entstand. Da die Geest eine höher gelegene Landschaft als das Marschland darstellt, nennt man sie bisweilen auch Geestrücken. Die ersten Siedler hier stammten aus der Pfalz.

Im nächsten Bild sehen wir so ein Sieltor das im Hafen Nessmersiel die Gräben von der Nordsee trennt.

Hinter dem Tor sehen wir die wasserführenden Bereiche die das Wasser zum Siel leiten.


Selbst hinter dem Sieltor kann man noch die Ebbe erkennen. Erst wenn das Tor wieder zu ist staut sich hier das vom Land kommende Wasser.

Mal Meer, mal Land: bei Flut füllen sich die Priele und das Watt mit Wasser, bei Ebbe zieht sich das Meer wieder zurück. Hier sehen wir gerade die Situation bei Ebbe.

Im nächsten Bild sehen wir die ersten Häuser der Insel Baltrum die in gut 4 km Entfernung liegen.

Mehrere Gruppen von Wattwanderern sind auch unterwegs und untersuchen den freiliegenden Meeresboden. Eine solche Gruppe wird stets von einem einheimischen Wattführer begleitet.


Unzählige Schafe beweiden die Deiche. Sie heißen daher auch Deichschafe. Insgesamt soll es rund 20.000 Schafe in Ostfriesland geben.

Auf der Fahrt kommen wir am Produktionswerks des größten deutschen Herstellers von Windenergie-anlagen vorbei. Enercon GmbH hat mehr als 30.000 „Windräder“ weltweit geliefert. Man kann diese, jeweils am grün gestrichenen unteren Ende des Turms erkennen. Die Form der Gondeln sind unterschiedlich. Hier oben in Ostfriesland stehen mehr als 1300 dieser „Windräder“. Einen Großteil davon werden wir „bei der Arbeit“ sehen. Die modernsten haben inzwischen 200 m Höhe überschritten.

Unser nächster Halt ist Norddeich. Von hier aus fahren die Schiffe zur Insel Norderney. Die kürzeste Entfernung durchs Watt beträgt 10,5 km, die Schiffe müssen einen etwas längeren Weg nehmen.
Nach Borkum ist Norderney die zweitgrößte Ostfriesische Insel. 6000 Einwohner leben hier.
Während auf den meisten Inseln das Auto auf dem Festland bleiben muss lässt Norderney sehr eingeschränkt Autoverkehr zu. Daher werden hier auch Fähren eingesetzt.

Als nächstes steht nun Greetsiel auf dem Programm. Dieser Ort blickt auf eine über 650-jährige Geschichte zurück. Er ist bekannt für seinen Hafen mit Fischrestaurants, traditionellen Fischerbooten und Backstein-häusern aus dem 18. Jahrhundert. Hier treffen wir auch auf eine große Zahl anderer Touristen die sich den malerischen Ort anschauen.

Ähnlich wie in den Niederlanden kommt man bei der Entwässerung des Landes nicht überall mit der oben beschriebenen Technik der Sieltore aus. Liegt das Land tiefer als Normal Null (also unter dem Meeresniveau) müssen Pumpwerke eingesetzt werden. In Greetsiel muss das Niederschlagswasser zu über 90 % gepumpt werden, nur ein geringer Anteil wird gesielt.

Hier sehen wir die Greetsieler Zwillingsmühlen die das Wahrzeichen des Ortes sind. Leider fehlen bei der roten Mühle derzeit die Flügel. Die Holländerwindmühlen stammen aus den Jahren 1856 (grüne Mühle) und 1706 (rote Mühle).
Auf den folgenden Bildern sehen wir einige der für Norddeutschland typischen Klinkerhäusern. Klinkersteine sind besonders widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse.

Hier werfen wir einen Blick auf den Hafen von Greetsiel. Das sog. Leyhörner Sieltief das wir hier sehen ist durch eine Schleuse von der Nordsee getrennt. Wer hier nichts zum Essen findet muss sich schon sehr anstrengen. Rund 20 „Verpflegungsstationen“ haben wir gezählt.

In Abänderung des ursprünglichen Programms steht heute als letzter Punkt ein Besuch der Seehundstation in Norddeich an. Die Seehundstation ist die einzige in Niedersachsen staatlich anerkannte Betreuungsstation für die Meeres-säuger. Zwischen 80 und 180 verwaiste Seehunde werden hier jedes Jahr aufgezogen. Wir kommen rechtzeitig zur Fütterung der Heuler.

Unterernährte Tiere müssen per Schlauch gefüttert werden.

4. Tag Moore und Traumschiffe

Die Meyer Werft ist heute Vormittag der erste Programmpunkt. Die Werft wurde am 28. Januar 1795 von Willm Rolf Meyer als Holzschiffswerft am Papenburger Hauptkanal gegründet. Das Unternehmen befindet sich in siebter Generation im Besitz der Familie Meyer.

In Papenburg gab es bis 1920 etwa zwanzig Werften. Nur die Meyer-Werft überlebte bis ins 21. Jahrhundert, unter anderem weil das Unternehmen bereits 1872 auf Initiative von Joseph L. Meyer mit dem Bau von Stahlrumpfschiffen mit Dampfmaschinenantrieb begann. Die Kreuzfahrtschiffe werden in einer 75 m hohen Halle gebaut. Das Baudock II ist das größte überdachte Trockendock der Welt. Es hat eine Länge von 504 Meter. Somit kann jeweils an einem kompletten Kreuzfahrtschiff gearbeitet werden und zusätzlich an einem Teil eines zweiten Schiffes.

Von der Aussichtsplattform knapp unterhalb der Hallendecke hat man einen guten Ausblick auf den „Ozean-Riesen“, der derzeit dort entsteht.

Da auf Kreuzfahrtschiffen auch Theater von großer Bedeutung sind, ist die Meyer-Werft gleichzeitig Deutschlands größter Theaterbauer. Die Meyer-Werft hat mehr und größere Theater mit wechselnden Bühnenbildern und versenkbaren Orchestergräben gebaut als jedes andere Unternehmen. Die AIDAcosma hat am Samstag, 10. Juli 2021, das Trockendock verlassen. Im Werfthafen finden nun erste Tests sowie die weitere Ausrüstung des Schiffs statt. Die Reederei AIDA soll das Schiff im Dezember 2021 übernehmen.

Es wird einer der ersten Kreuzfahrtriesen sein der, mit emissionsarmem Flüssigerdgas LNG fahren wird. Die AIDAcosma wird über 2.600 Kabinen haben. Die Länge beträgt rund 337 Meter. Rund 5.200 Passagiere finden auf 20 Decks Platz.

Im Baudock II kann man derzeit nur einzelne Module erkennen. Aus unzähligen dieser Module entsteht dann am Ende ein neues Schiff. In einem Film war das zuvor erklärt worden.

Die Lage der Werft sorgt für Diskussionen um die Wasserstraße Ems. Seit den 1980er Jahren werden die Schiffsüberführungen auf der Ems von Naturschützern kritisiert. Der Bau von Schiffen veränderte die Anforderungen an die Ems, so dass sie dafür mehrmals vertieft werden musste, was wegen der negativen ökologischen Folgen für den Fluss ebenfalls von Naturschützern bemängelt wurde. In enger Absprache mit der niedersächsischen Landesregierung wurde die Ems im Jahr 1990 auf 7,3 Meter vertieft. Die Vertiefung ermöglicht den Bau größerer Schiffe, was wiederum die Beschäftigung auf der Meyer-Werft sichert. Bei allen Vertiefungsmaßnahmen wurden Planfeststellungsverfahren durchgeführt, um die Auswirkungen zu untersuchen und Ausgleichsmaßnahmen festzulegen. Wichtiger Baustein sind dabei Renaturierungs-maßnahmen an anderer Stelle, beispielsweise der Deichvorlandflächen.

Zur Mittagspause geht es nach Papenburg. Papenburg ist Deutschlands älteste und längste Fehn-Kolonie. Die Fehnkultur kann als eine Form der Binnenkolonisierung gelten, da sie bis dahin unbewohnte und unbewohnbare Gebiete für eine relativ intensive Besiedlung erschlossen hat. Sie hängt mit Kanalbau und Torfstechen zusammen und wurde in den Niederlanden entwickelt. So prägen Kanäle das Stadtbild.

Auf den nächsten Bildern sehen wir Meyers Mühle und die St. Antoniuskirche sowie das Rathaus.

Nach einer kurzen Stadtrundfahrt durch Papenburg geht es weiter nach Wiesmoor. Hier besichtigen wir zuerst die Blumenhalle und den Gartenpark.

Nach dieser Besichtigung gehen wir einige Minuten bis wir das Torf- und Siedlungsmuseum erreicht haben wo wir hautnah die Geschichte der Moorpioniere erleben können.

Wir sehen hier ein sog. Plattbodenschiff mit dem der gestochene Torf über die Fehnkanäle zu den nahegelegenen Städten gebracht wurde.

Ein Torfbagger befördert über eine Schaufelkette die schwammige Torfmasse in ein Mischwerk und drückt sie dann als feste Stränge auf dem Sodenausleger hinaus. Diese fallen auf das Torffeld und werden bei der Weiterfahrt des Baggers durch Schneidescheiben in 40 cm lange Soden zerschnitten. 1914 waren 11 Leute für den Betrieb eines solchen Baggers nötig, ab 1919 dann nur noch 5 Männer.

Der Freesemruum im Kolonistenhaus wird seit 1998 als Trauzimmer in der Gemeinde Wiesmoor verwendet.

5. Tag: Die Insel der Silbermöwen

Heute steht der Hauptpunkt unserer Reise auf dem Programm, der Besuch auf der Insel Langeoog. Das Wetter macht uns auch keinen Strich durch die Rechnung. Eine Stunde früher als an den bisherigen Tagen machen wir uns auf dem Weg nach Bensersiel. Von hier fahren die Schiffe nach Langeoog ab. Auf mehreren Parkplätzen sind die Autos der Mehrtagestouristen abgestellt, auf der Insel findet der Verkehr nur mit Fahrrad, Elektrokarren oder Pferdekutsche statt.
Wir werden aber nicht mit der Fähre nach Langeoog übersetzen sondern wir wurden auf die kleinere MS Flinthörn gebucht. Nach wenigen Minuten haben wir deren Anlegeplatz gefunden.


Die direkte Entfernung vom Festland bis zur Insel sind nur vier Kilometer. Während sich der Fahrplan zu den meisten anderen Inseln nach den Gezeiten richtet wurde die Fahrrinne nach Langeoog so vertieft dass tideunabhängig stets nach demselben Fahrplan gefahren werden kann. Die Fahrzeit beträgt 40 Minuten.

Der erste Blick auf den südwestlichen Teil der Insel Langeoog.

Im Hafen sind wir aber noch nicht ganz am Ziel. Wir müssen nun noch mit dem Zug fahren. Die Inselbahn verbindet auf 2,6 Kilometer Länge den Fährhafen mit dem Ort Langeoog. Die Fahrzeit beträgt etwa sieben Minuten. Da viele Touristen erwartet werden wird zusätzlich ein Verstärkerzug eingesetzt. Auf der Fahrt sehen wir auch ein größeres Wäldchen das wir später noch erkunden wollen und den kleinen Inselflughafen. Auf der Hauptstraße ist nach der Ankunft der beiden Züge ziemlich viel los.

Der 1909 erbaute Wasserturm ist das Wahrzeichen von Langeoog. Er stellte früher die Wasserversorgung auf der Insel sicher. Ende der 1980er Jahre wurde er außer Betrieb genommen und ein modernes Pumpensystem stellt heute den Wasserdruck sicher. Das Wasser selbst kommt aus einer Süßwasserlinse die durch Nieder¬schläge ständig wieder aufgefüllt wird. Reicht in der Hauptsaison die Wassermenge nicht aus, kann auf Wasser aus einer Wasserleitung vom Festland zurückgegriffen werden.

Daneben sehen wir das Denkmal für Lale Andersen und das Lied Lili Marleen durch das sie weltberühmt wurde. Unser Weg führt uns nun Richtung Strand.

„Aufstieg“ zur Aussichtsdüne Piroltal. Von hier hat man einen besseren Blick auf die Dünenlandschaft und den Ort.

Blick zurück Richtung Ort.

„Die Zitrone des Nordens“ nennen die Friesen den auf der Insel wildwachsende Sanddorn, nicht zuletzt wegen des enormen Vitamin C Gehalts. Ende des 17 Jh. wurde der Sanddorn hier als Inselschutz gepflanzt – dass man aus ihm aber auch so allerhand Leckeres machen kann, haben die Einheimischen dann aber recht schnell entdeckt.

In den Aussenbezirken des Ortes trifft man kaum auf andere Inselbesucher.
Der ehemalige Wohnsitz von Lale Andersen kann heute als sehr komfortables Ferienhaus gemietet werden.
Wir kommen nun zur Inselkirche.
Das ungewöhnliche Altarbild schuf ein Künstler aus Norddeich anlässlich der Restaurierung der Inselkirche in den Jahren 1988/1989. Die Kirche ist nach derzeitigem Kenntnisstand das fünfte Gotteshaus in der Geschichte der Insel.

Das Inselwäldchen entstand nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem ehemaligen Militärflugplatz. Es wurden dafür 270.000 Bäume gepflanzt. Der Wald wird von verschiedenen Wander-, Rad- und Reitwegen durchzogen. Da sehr wenig Gäste hierher kommen ist er eine angenehme Möglichkeit zur Entspannung.

Der Hauptweg war früher Start- und Landebahn.

Da unsere Reisegruppe sich schon vorzeitig am Bahnhof eingefunden hat können wir den etwas früheren Verstärkerzug nehmen. Trotzdem bekommen wir aber noch was vom Regenschauer mit der kurz vor Abfahrt beginnt.
Wir hatten aber mit dem Wetter auf der Insel wirklich Glück, besser hätte es nicht sein können. Auch auf der folgenden Schifffahrt regnet es immer mal wieder.

6. Tag: Weltnaturerbe Wattenmeer


Unser erstes Ziel heute Vormittag ist das Fischerdorf Neuharlingersiel. Vom Hafen aus startet der Linienverkehr zur Insel Spiekeroog.

Auch hier sind einige Wattwanderer unterwegs.

Hier sehen wir den im Ortskern gelegenen malerischen Binnenhafen der traditionell der Fischerei gewidmet ist. Im Jahre 1958 gab es einen Höchststand von 27 Fischkuttern. Heute gibt es noch acht aktive Kutter. Diese fahren noch immer raus auf die Nordsee um Krabben, die eigentlich Granat heißen, zu fangen.

Wir sehen hier einen Stockanker aus dem 16. Jahrhundert. Seinen Namen erhielt er, weil ein großer „Holz-Balken“ quer auf dem Anker befestigt ist. Er war 2003 gefunden worden. Er hat ein Gewicht von ca. 2,5 Tonnen. Leider fängt nach wenigen Minuten der nächste Regenschauer an. Wir finden uns daher alle vorzeitig im Bus ein.

Weiter geht’s nach Carolinensiel. Wir steuern gleich den Museumshafen an. Das Deutsche Sielhafenmuseum können mir leider nicht besichtigen, hier finden seit 2020 umfangreiche Umbauarbeiten statt. Wir kommen aber rechtzeitig an der Anlegestelle des Rad¬dampferfahrt Concordia II an bevor dieser ablegt. Hier können wir wenigstens im Trockenen sitzen. Der kleine Raddampfer pendelt auf der Harle zwischen dem Museumshafen und dem Yachthafen von Harlesiel hin und her. Früher lag Carolinensiel direkt am Meer. Davon zeugt noch heute der Museumshafen im Ortskern.
Zu seiner Blütezeit im 18. und 19. Jahrhundert war er der zweitgrößte ostfriesische Siel- und Handelshafen. Heute ist er mit den hier vor Anker liegenden traditionellen Plattboden-Seglern und dem historischen Gebäudeensemble des Deutschen Sielhafenmuseums ein Ort mit besonderem Charme und maritimem Flair.

Die traditionellen Plattboden-Segler im Museumshafen

Wir sehen hier die Pfahlhäuser auf der Harle. Die Häuser sind komplett im Wasser auf Pfählen errichtet und lediglich durch den eigenen Steg mit der Uferpromenade verbunden. Je nach Größe kann man ein solches Ferienhaus für 170 bis 250 EUR pro Nacht buchen (4 bis 6 Personen).

Am Ende der Fahrt bleibt auch die Zeit den 100 Personen fassenden Raddampfer zu fotografieren. Er wurde im April 2000 zum ersten Mal zu Wasser gelassen.

Wir werden nun von der Familie Hirsch zu einem Fischbrötchen nach Wahl bei Janssen’s Fisch in Carolinensiel eingeladen. Herzlichen Dank dafür.

Nun haben wir noch etwas Zeit uns den Ort genauer anzuschauen.

Die Deichkirche stammt aus dem Jahr 1776. Sie ist die nördlichste Kirche des Harlingerlandes und die einzige an der Küste, die auf einem Deich steht. Bemerkenswert sind die Schiffsmodelle, die von Gläubigen als Votivgaben gestiftet wurden. Anschließend geht’s zurück nach Wittmund ins Hotel.

Als letzter Programmpunkt steht nun die Ostfriesische Teezeremonie auf dem Programm. Vor der Einführung des Teetrinkens war im Lande gebrautes Bier das Hauptgetränk, doch der Tee konnte dieses über einen günstigeren Preis stark zurückdrängen. Im Durchschnitt trank im Jahr 2016 jeder Ostfriese rund 300 Liter Tee, das entsprach in etwa dem Elffachen des deutschen Durchschnittsverbrauchs. Damit haben die Ostfriesen den weltweit größten Teeverbrauch pro Kopf.

Zubehör:
Am geeignetsten sind sehr kleine, hauchdünne Tassen aus Porzellan. Die Teekanne kann, muss aber nicht aus Porzellan sein. Ein Stövchen ist unverzichtbar. Dann natürlich der Tee (ostfriesische Mischung), der Kandiszucker (Kluntje) und Sahne mit Sahnelöffel. Vor dem Eingießen legt man einen Kluntje, ein großes Stück braunen oder weißen Kandiszucker in die Tasse. Der Tee wird nun auf den Kluntje in die Teetassen gefüllt. Hierbei beginnt der Kluntje charakteristisch zu knistern. Anschließend gibt man mit einem Sahnelöffel einige Tropfen Sahne hinzu. Für gewöhnlich wird die Sahne vorsichtig am Rand der Tasse eingebracht, so dass eine „Sahnewolke“ entstehen kann. Das Einträufeln erfolgt traditionell gegen den Uhrzeigersinn, um so symbolisch die Zeit anzuhalten. Der Tee wird traditionell ohne Umrühren getrunken.

Dazu gibt es ein Stück traditionelle Ostfriesentorte. Diese besteht aus Biskuitteig, welcher schichtweise mit Schlagsahne und Rosinen in Ostfriesischem Branntwein gefüllt wird.
Wir möchten uns bei unserer Reiseleiterin Margret Albers dafür bedanken, dass Sie uns ihre Heimat sehr anschaulich nähergebracht hat

7. Tag: Rückreise

Wir verabschieden uns von Ostfriesland. Ohne größere Staus oder Vollsperrungen kommen wir flott voran und erreichen Karlsruhe sogar vor der geplanten Zeit.

Herzlichen Dank an unseren Busfahrer Georg Schmitt der uns sicher auf den rund 1850 km gefahren hat und sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ.

Fazit: Ostfriesland ist in jedem Fall eine Reise wert!