Nachhaltigkeit bei Hirsch Reisen

Stefan Simonis

Aufmerksame LeserInnen des neuen Hirsch Reisebuches haben es schnell bemerkt: Ein bedeutendes Thema bekommt bei Hirsch in Zukunft mehr Raum. Gleich auf der ersten Seite wird dem Engagement für Nachhaltigkeit eine große Bühne gegeben. Was genau hat es damit auf sich? Warum gerade jetzt, wo sich andere Themen in den Vordergrund zu drängen scheinen. Wir haben bei Stefan Simonis, Leiter der Reiseveranstaltung und Nachhaltigkeitsbeauftragter bei Hirsch Reisen nachgefragt.

reisezeitonline: Herr Simonis, wird der Hirsch plötzlich grün?

Stefan Simonis: Nein, nicht plötzlich. Schauen Sie sich unser Logo aus den 50er-Jahren an. Auch da war der Hirsch schon grün (lacht)!

Im neuen Reisebuch werben Sie damit gleich auf der ersten Seite – das war in der Vergangenheit nicht der Fall?!

Stefan Simonis: Naja, wir mussten uns nicht neu erfinden. Es entspricht dem gesunden Menschenverstand, sich rücksichtsvoll gegenüber Mitmenschen und Umwelt zu verhalten. Zuhause und auf Reisen. Nicht zuletzt wollen wir ja überall gern gesehene Gäste bleiben und wiederkommen. Auch wirtschaftlich ist es keine neue Erkenntnis, dass sparsames und ressourcenschonendes Handeln kaufmännisch sinnvoll ist. Insofern war Nachhaltigkeit für uns immer selbstverständlich. Wir sind ehrlich gesagt nicht auf die Idee gekommen, offensiv damit zu werben.

Die CO2-Kompensation ist aber neu.

Stefan Simonis: Ja. Wir sind der Meinung, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist. Das Thema ist in der Gesellschaft angekommen. Gleichzeitig haben wir einen Partner gefunden, der uns überzeugt hat, dass das Geld seriös und effizient eingesetzt wird. Wir wollen ja kein „Greenwashing“ betreiben, sondern wirklich etwas bewegen.

Wie hoch ist denn der Preis, den die Kunden dafür bezahlen?

Stefan Simonis: Das hängt von der Reise ab. Bei Busreisen ist es meist etwas mehr als 1,- Euro pro Person und Tag, bei Flugreisen zwischen 3,- und 9,- Euro. Der genaue Betrag ist online bei jeder Reise ausgewiesen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben auch gerne telefonisch Auskunft. Gebucht wird das dann zusammen mit der Reise, oder auch nachträglich. Die Beträge werden 1:1 weitergeleitet.

Warum inkludieren Sie den Zuschlag nicht einfach, wenn Sie davon überzeugt sind?

Stefan Simonis: Die Kunden sollen das frei entscheiden und für das Thema sensibilisiert werden. Wir wissen ja noch nicht, wie es aufgenommen wird. Natürlich hoffen wir, dass die meisten Gäste ihren Beitrag leisten, aber das sollen sie freiwillig machen. Wenn wir dann merken, dass es stark nachgefragt wird wovon wir ausgehen können wir es zukünftig eventuell auch inkludieren.

Für was wird das Geld verwendet?

Stefan Simonis: Wir arbeiten mit der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur und dem Karlsruher Klimafonds zusammen. Das ist eine gemeinnützige Gesellschaft der Stadt Karlsruhe und der Stadtwerke Karlsruhe. Es gibt verschiedene Projekte, z.B. die Aktion „Stromspar-Helfer“ – damit wird Bürgern mit geringem Einkommen geholfen, Energieverbrauch und Energiekosten zu senken. Vor allem gibt es aber das Waldklimaprojekt „Puntos Verdes“ in Ecuador. Ein Aufforstungsprojekt, etwa 90 km von Quito entfernt. Ehemalige Weideflächen werden wieder mit heimischen Baumarten bepflanzt, die Menschen vor Ort werden einbezogen. Das fängt in den Grundschulen an, wo Setzlinge gezogen werden und die Kinder so über ihre Natur lernen, geht über die lokalen Baumschulen bis zu den Arbeitern. Die Erlöse aus dem Verkauf der Setzlinge helfen den Schulen, die Bäume binden das CO2.

Warum Ecuador? Wäre es für Sie als regionaler Veranstalter nicht naheliegender, sich in der Heimat zu engagieren?

Stefan Simonis: Natürlich könnten wir auch im Schwarzwald Bäume pflanzen. Aber das hätte eher Symbolcharakter. Dem Klima wäre damit nicht geholfen. Bei uns gibt es einen staatlichen Auftrag aufzuforsten. In Ecuador können wir mit dem Geld deutlich mehr bewirken.

Es gibt in diesem Zusammenhang den Vorwurf des „Ablasshandels“ – wie stehen Sie dazu?

Stefan Simonis: Natürlich ist es am besten, CO2-Emissionen von vorneherein einzusparen. Da leisten wir schon einiges. In den Büroräumen beziehen wir Ökostrom, das Reisebuch wird auf „Blauer Engel“-Papier gedruckt und klimaneutral verschickt. Unsere Mitarbeiter erhalten seit Jahrzehnten ein Jobticket für den ÖPNV zusätzlich zum Gehalt, und unsere Reisebusse sind mit der umweltschonendsten Motorentechnologie nach EURO 6 ausgestattet.

Das Reisen in der Gruppe im Reisebus ist sowieso die umweltfreundlichste Reiseart, viel besser als zum Beispiel die Individualreise im PKW. Und auch bei den Reiseprogrammen legen wir großen Wert auf Sinnhaftigkeit. Reisedauer und der Aufenthalt vor Ort müssen bei Hirsch in einem vernünftigen Verhältnis zur Entfernung des Reiseziels stehen.

Darüber hinaus ist es aber doch besser, die verbleibenden Emissionen zu kompensieren, als die Hände in den Schoß zu legen und auf die Politik zu warten. Anhand der Höhe der Zuschläge ist für den Kunden transparent erkennbar, bei welchen Reisen mehr und bei welchen weniger Emissionen anfallen. Wenn dieses Beispiel Schule macht, könnte dies für umweltbewusste Kunden sogar zu einem Entscheidungskriterium werden.

Wie haben Sie die Kosten überhaupt ermittelt?

Stefan Simonis: Wir haben für jede Reise die zurückgelegten Kilometer im jeweiligen Verkehrsmittel ermittelt, also für Hin- und Rückreise und auch vor Ort, für Bus, Schiff, Zug, Flug. Die Anzahl der Nächte und der Mahlzeiten wurde einbezogen, ebenso wie die Hotelkategorie – je mehr Sterne, desto höhere CO2-Emissionen unterstellt man. Diese Auswertung haben wir unserem Partner übergeben, und dieser hat daraus die CO2-Menge und die entsprechende Kompensation errechnet. Übrigens alles geprüft und zertifiziert.

Und wie ist ihr erster Eindruck von der Reaktion der Kunden?

Stefan Simonis: Positiv. Wir waren etwas in Verzug, was die Anlage der Aufpreise in unserem Reservierungssystem betrifft – es sind immerhin 200 Reisen. Da waren manche Kunden schneller als wir und wollten die Kompensationsleistung buchen, bevor wir sie überhaupt angelegt hatten. Aber jetzt sind wir mit allen Reisen auf dem aktuellen Stand.


Vielen Dank!

Weitere Informationen rund um das Thema Nachhaltigkeit bei Hirsch Reisen erhalten Sie unter https://www.hirschreisen.de/unternehmen/nachhaltigkeit/

Informationen rund um die Karlsruher Klimaagentur erhalten Sie hier https://www.kek-karlsruhe.de/ .

Die geförderten Projekte des Karlsruher Klimafonds können Sie hier einsehen https://www.karlsruher-klimafonds.de/

2 Kommentare

  • Georg Maaß

    Auch ein Beitrag zum Klima ist, daß es wieder längere Busreisen im Angebot gibt zu Zielen, die vorher eher mit dem Flugzeug angesteuert wurden. Wenn man nach Spanien oder fast bis Albanien mit dem Bus fährt und dabei nicht nur Kilometer runter bolzt, sondern wie Hirsch Reisen auch die Fahrtstrecke für Unternehmungen nutzt, dann ist man zwar bei der einzelnen Reise länger am Stück in Urlaub, aber die Reise wird intensiver, der Urlaub, da länger am Stück, auch erholsamer und die Jahres-Gesamt-Kilometer-Strecke kürzer, weil man ja nur noch zwei oder dreimal statt viermal in Urlaub fahren kann. Busfahren statt fliegen kommt der Umwelt zu gute. Es ist auch unter dem Aspekt Kontaktvermeidung eine sinnvolle Strategie, denn bei einer Wander-Busreise beschränken sich die Kontakte im wesentlichen auf die Mitreisenden und das Personal bei den Unterkünften. Das sind insgesamt eher weniger Kontakte als im Alltag. Bei einer Flugreise dagegen, im schlimmsten Fall auch noch mit Straßenbahn zum Bahnhof und mit der Bahn zum Flughafen summieren sich die Kontakte bei all den vielen Verkehrsmittelwechseln und im Flughafen derart, daß an einem Tag mehr Kontakte zusammen kommen als im Alltag in einem Vierteljahr. Deshalb war ich in diesem Jahrtausend nach oder zum Teil auch schon während jeder Flugreise krank, während ich alle Wander-Busreisen auch in der Coronazeit ohne Krankheiten genossen habe. Meine Reisebuchung für dieses Jahr folgt dieser Strategie, denn es ist für Umwelt und Gesundheit gut. Auch der Einsatz vom Hirsch-Funk bei den Wanderungen ist eine gute Idee um auch mit Corona-Abstand nicht den Kontakt zu verlieren, vor allem aber um während man irgendwas fotografiert, trotzdem die Erzählungen des Reiseleiters zu hören. Wenn die Erzählungen des Reiseleiters aufgezeichnet würden, so daß man sie hinterher beim Fotos auswerten nochmal anhören kann, wäre das sogar noch besser. Außerdem hat man dann gleich einen Beitrag für die Tonspur, wenn man aus den Fotos ein Video macht. Was spricht gegen 3 Wochen Wander-Busreise an die Algarve statt 1 Wochen Wander-Flugreise? Die Landschaft dazwischen hat doch mit Sicherheit genug zu bieten, so daß man jeden Tag die Busfahrt für eine 3 oder 4 stündige Kurzwanderung unterbricht, in welcher sich der Busfahrer erholt und die Reisegäste wieder in Form bringen. Ich fände das toll. Die Reise, die wir gebucht haben, geht in diese Richtung, wenn auch noch nicht bis zur Algarve. Letztes Jahr hatten wir ja die Algarve als Flugreise gebucht, aber 2 Tage vor Abflug mußte Hirsch dann wegen des Corona-Zirkus stornieren und kurze Zeit später ging es dann mit den Rückführungen los. Wir haben die Algarve nicht abgeschrieben. Sobald sie uns als Busreise statt Flugreise angeboten wird, sind wir dabei; daß es dann wegen der langen Strecke tendenziell eher 3 Wochen werden, ist doch ok, dafür wird ja dann auch 3 Wochen lang etwas geboten. Wenn die Kriegsländer nicht den Landweg versperren würden, könnte man sogar bis Israel fahren. Auf dem Landweg sieht man wesentlich mehr als aus dem Flugzeug; es dauert nicht nur länger, man hat auch mehr davon. Aber solange die Kriegsländer im Weg sind, kommt man auf dem Landweg nicht weiter als bis Griechenland. Von Griechenland kenne ich bisher nur Korfu, und dies ist eine sehr schöne Insel.