Mit Hirsch Reisen zu König Ludwig

NeuschwansteinAm ersten Adventswochenende 2009 fuhren wir mit dem Hirsch-Bus nach Hohenschwangau. Die Fahrt war sehr angenehm und informativ. Unterwegs hielten wir in Ottobeuren und besichtigten die Klosterkirche. Wir hatten eine ausgesprochen nette und gut vorbereitete Führerin, die uns die Benediktinerabtei eindrucksvoll erklärte. Anschließend fuhren wir nach Hohenschwangau in unser idyllisch gelegenes Hotel, das sich genau zwischen den beiden Schlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau befindet. Kulinarisch verwöhnt wurden wir am ersten Abend mit einem bayerischen Schmankerl-Buffet, am zweiten Abend mit einem ausgezeichneten 3-Gänge Menu. Auch das Frühstücksbuffet ist eine Erwähnung wert, denn es ließ wirklich keine Wünsche offen!  Am besten in unserem gemütlichen Doppelzimmer fanden wir das Bad: eine auf Füßen stehende Badewanne mit goldenden Armaturen mitten im Raum – genial!

Am späten Nachmittag kamen wir zum ersten Mal in Kontakt mit dem „Märchenkönig“, und zwar während einer romantischen Dämmerführung durch sein Elternschloss Hohenschwangau. Toll war, dass unsere Gruppe zu dieser Zeit nahezu alleine im Schloss war. Die Kutschfahrt vom Schloss nach „unten“ und durch Hohenschwangau hat viel Spaß gemacht und dazu beigetragen, dass sich die Gruppe „näherkam“, natürlich nicht nur, weil es zwischendurch einen Obstler zum Aufwärmen gab…

Am nächsten Tag besichtigten wir die Wieskirche mit einer Führung die wirklich besonders war, mit Leib und Seele durchgeführt vom örtlichen Pfarrer. Nach der Mittagspause in Ettal schloss sich eine höchst interessante Klosterführung durch einen jungen Mönch an. Danach der Höhepunkt des Tages: Schloss Linderhof – für viele das schönste der drei Königsschlösser. Ein kleines, schnuckeliges und vollständig (kitschig!) eingerichtetes „Schlösschen“ mit Spiegel“saal“, vielen Kronleuchtern und komplett bemalten bzw. beklebten Wänden. Auch der Schlossgarten ist wunderschön angelegt und konnte, da wir frühzeitig angekommen waren, von allen individuell erkundet werden.

Nur beim „Märchenschloss“ gehen unsere Meinungen und Eindrücke auseinander!

Christine Kleine: Etwas enttäuscht war ich von Schloss Neuschwanstein. Auf Postkarten und Bildern sieht es so gigantisch aus – in Natur ist es nicht mehr so imposant. Innen ist es schummrig, wenig einladend und außen fehlt der „Putz“. Im Übrigen ist die Landschaft um die Schlösser einzigartig: sattes Grün, Berge (teilweise mit Schnee bedeckt) und wunderbare Landschaft so weit das Auge reicht, die zu gemütlichen Spaziergängen oder kleinen Wanderungen einlädt.

Sabine Hantscher: Im Gegensatz zur „Erstbesucherin“ Kleine war mein inzwischen 4. Besuch im Schloss ebenso beeindruckend wie die zuvor. Jedes Mal von Neuem überrascht bin ich von der großen Anzahl asiatischer Touristen, wie´s scheint werden es von Mal zu Mal mehr! Als nervend empfand ich diese Tatsache allerdings nicht, da alle sehr freundlich, höflich und zurückhaltend waren. Den etwa 20-minütigen Anstieg durch den Winterwald schafft man gut zu Fuß und kann sich währenddessen schon langsam in vergangene Zeiten zurückversetzen. Für alle „Gemütlichen“ stehen auch Kutschen zur Auffahrt bereit. Wie gesagt, mich fasziniert das Schloss und auch die Geschichte König Ludwigs II, deshalb zur „Ehrenrettung“ im Folgenden unser Rundgang in Schnelldurchlauf!

1869 wurde der Grundstein gelegt. Ganze 17 Jahre später war das Schloss noch immer nicht vollendet, und dies sollte auch so bleiben, denn da erfuhr der König die bitterste Demütigung seines Lebens: Er wurde in Abwesenheit für verrückt erklärt und in ein Sanatorium an den Starnberger See gebracht, wo er schon einen Tag später unter mysteriösen und bis heute nicht geklärten Umständen seinen Tod fand.

Der Rundgang beginnt in den Dienerzimmern, recht dunkle, sparsam eingerichtete Räume. Über eine Wendeltreppe gelangt man ins 3. Obergeschoss. Das 2. ist nie fertig gestellt worden. Die Vorhalle trennt die Wohn- von den Repräsentationsräumen des Königs. Man gelangt nun in den Thronsaal. Stufen aus Carrara-Marmor führen zur Apsis, die den Thron aus Gold und Elfenbein umschließen sollte. Der Thron wurde jedoch nie hier aufgestellt. Mit Hilfe einer Winde kann der 18 Zentner (!) schwere Leuchter zum Reinigen und Wechseln der Kerzen heruntergelassen werden. Der Mosaikfußboden besteht aus Millionen von Steinchen. Ein Blick hinaus bietet einen der schönsten Momente: die bayerisches Alpen, der Alp- und der Schwansee, sowie das „alte“ Schloss Hohenschwangau. Weiter geht es durch das Speisezimmer: Die Speisen wurden mitsamt dem Tisch direkt aus der Küche hochgefahren! Hier wie im gesamten Schloss finden sich Szenen aus Wagners Opern an den Wänden – alles eher dunkel und mit einem Hang zum Wehmütigen. Im prunkvollen Schlafzimmer mit Eichenholzschnitzereien gab es damals schon fließendes Wasser. Gleich daneben die Hauskapelle im neugotischen Stil und das Ankleidezimmer des Königs. Durch eine künstliche Tropfsteinhöhle (wirklich UNGLAUBLICH!!!) und am Wintergarten vorbei kommt man in das Wohnzimmer, danach in den Sängersaal. Dieser wurde zu Lebzeiten des Königs nie benutzt. Erst heutzutage finden dort Konzerte statt Abschluss bildet die Schlossküche. Sie ist vollständig erhalten und bietet einen guten Einblick. Sehr fortschrittlich war damals fließendes kaltes und heißes Wasser. Der Rauch des großen Ofens in der Mitte wurde unterirdisch abgeleitet und weiter genutzt: Bereits 1884 wurde das Schloss zentral vom Keller bzw. Erdgeschoss durch Warmluft beheizt.

Die Führung dauerte ca. 45 Min. und war sehr interessant. Meiner Meinung nach ist alles sehr ordentlich und gepflegt. Auch sah man, dass Restaurierungen am Laufen sind. Ich finde das Schloss sowohl von außen wie auch von innen sehr schön… beeindruckend… verrückt… und ein bisschen traurig. Der Eindruck von Ludwigs Schwermut ist allgegenwärtig. Es ist alles recht dunkel, aber wer Richard Wagner kennt, weiß, dass die Opern „schwer“ sind, eben passend zu den Stimmungen des Königs.

Also: Die Schlösser können unterschiedlicher nicht sein, deshalb am besten selbst vorbeischauen und sich eine eigene Meinung bilden! Die Gegend ist, wie erwähnt, einfach gigantisch. Ich liebe Berge. Egal ob bei Sonnenschein oder verschneit oder ganz besonders reizvoll im Nebel… geheimnisvoll eben! Wie König Ludwig II.

Summa summarum – es war eine interessante, beeindruckende und empfehlenswerte Reise mit Einblicken in die Fantasien des etwas schrägen Ludwigs II.