Interview mit Geschäftsführer Mathias Hirsch zur Corona-Krise

Mathias Hirsch

Das Corona-Virus dominiert im Moment die Medien und bestimmt unser tägliches Leben. Was das für einen Reiseveranstalter und die Reisegäste von Hirsch Reisen bedeutet, erläutert Geschäftsführer Mathias Hirsch.

Herr Hirsch, geschlossene Grenzen und weltweites Reiseverbot – was genau macht ein Reiseveranstalter im Moment?

Hirsch: Für Reiseveranstalter und alle anderen, die im Tourismus arbeiten, ist die Situation dramatisch. Und auch für unsere Gäste ist die Situation nicht schön – da zerplatzen mitunter langgehegte Reiseträume. Dass derzeit keine Reisen durchgeführt werden können, bedeutet aber nicht, dass wir nichts zu tun hätten. Bis zum Beginn der Krise hatten wir schon mehrere tausend Gäste für das Jahr 2020 gebucht und praktisch alle Reisen fertig organisiert. Diese wieder abzusagen, bedeutet mehr Aufwand, als die Durchführung.

Wie geht Ihr Team damit um?

Hirsch: Wir haben immer solide gewirtschaftet und kündigen niemandem – alle Arbeitsplätze sind sicher. Schließlich sollen unsere Kunden auch nach der Krise wieder von Kompetenz und Erfahrung profitieren. Ich habe den Eindruck, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dies zu schätzen wissen – sie arbeiten engagiert und sorgfältig wie vor der Krise. Wirklich Spaß macht es aber nicht, jeden Tag Reisen abzusagen.

Und Ihre Kundschaft?

Hirsch: Die muss zurzeit etwas mehr Geduld aufbringen, als sie es bei uns gewohnt ist. Wie gesagt ist eine Reiseabsage relativ komplex – mit der Information der Kunden ist es nicht getan. Dutzende Verträge mit Airlines, Hotels, Reiseleitern, Museen oder Restaurants sind aufzulösen, und dies für jede einzelne Reise. Auch die behördlichen Vorgaben werden ständig angepasst, und jede Regelung gilt maximal für 2 Wochen, so dass auch wir oft nur „auf Sicht“ entscheiden können. Wir arbeiten die Reisen Schritt für Schritt chronologisch nach Abreisedatum ab – das kann für Gäste, die umgehend eine Entscheidung über ihre Reise fordern, die in 2-3 Monaten stattfindet, teilweise unbefriedigend sein.

Kann den Gästen durch Abwarten ein Schaden entstehen?

Hirsch: Nein. Sie können sich darauf verlassen, dass wir eine Reise nur durchführen, wenn es keine Reisewarnungen mehr gibt, keine Gefahr für die Gesundheit besteht und das Programm ohne Einschränkungen durchgeführt werden kann. Andernfalls kündigen wir den Reisevertrag, stornieren die Buchung kostenlos und erstatten die auf den Reisepreis geleisteten Zahlungen.


Woher beziehen Sie die Informationen, auf deren Basis Sie über Durchführung oder Absage einer Reise entscheiden?

Hirsch: Behördliche Vorgaben und Hinweise, wie z.B. des Auswärtigen Amtes, spielen eine Rolle. Die Einschätzung unserer Partner vor Ort. Nicht zuletzt bin ich in mehreren Verbänden, wie dem Deutschen Reiseverband (DRV) engagiert und stimme mich dort mit Kollegen und der Politik ab.

Was halten Sie von einer Gutscheinlösung, von der die Rede ist?

Hirsch: Ich verstehe den Wunsch von Seiten der Tourismusunternehmen. Jedem einzelnen sind die Einnahmen seit März komplett weggebrochen, während gleichzeitig die laufenden Kosten bedient werden müssen. Wenn dazu auf einen Schlag alle Kundenzahlungen erstattet werden müssen, ist das ein Problem. Zumal bei uns Reiseveranstaltern ein guter Teil der Anzahlungen bereits an die Leistungsträger weitergeleitet wurden – oft mit wenig Aussicht, diese jetzt zurückzuerhalten. Trotzdem halten wir uns an Recht und Gesetz: wir erstatten ohne Wenn und Aber, falls gewünscht.

Was bedeutet „falls gewünscht“?

Hirsch: Wir haben großartige Kunden – viele möchten uns unterstützen, wofür ich sehr dankbar bin. Diesen bieten wir wahlweise anstatt der Erstattung einen Reisegutschein an. Der Gutschein ist mindestens 3 Jahre gültig, auf andere Personen übertragbar und gilt für sämtliche Reisen aus unserem Programm. Im Grunde also wie Bargeld, mit dem Unterschied, dass uns die Liquidität erhalten bleibt. Andere Kunden buchen direkt auf eine andere, spätere Reise um und verrechnen ihr Guthaben. Wir versuchen, jede abgesagte Reise zeitnah auch für 2021 auf die Beine zu stellen, so dass man die Reise nachholen kann. Und es gibt Kunden, die ihre Anzahlung spenden – das hat uns emotional sehr bewegt. In solchen Fällen reichen wir den Betrag direkt an die jeweiligen Reiseleiter weiter, die ja auch beachtliche Einbußen haben.

Wagen Sie einen Ausblick? Wann können wir wieder reisen?

Hirsch: Wenn ich das wüsste … Aber wann immer das sein wird: wir werden bereit sein und sehr schöne, sichere und hochwertige Reisen anbieten!