Inselträume

Jersey ‒ Korsika ‒ Malta

Ob Ärmelkanal, ob Mittelmeer: Auf diesen Inseln lässt es sich gut aushalten! Das Meer, immer nur einen Steinwurf entfernt, lässt das Auge schweifen. Vielfältige Landschaften machen Lust aufs Wandern. Auf dem winzigen Jersey weiden die Kühe, das stolze Korsika lockt mit hochalpiner Bergwelt. Malta überrascht mit den ältesten Steinzeit-Tempeln der Welt und den Festungen der Ordensritter. Allen gemeinsam ist die bewegte Geschichte zwischen den Nationen.
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Grüne Insel im Ärmelkanal

„Ein Stück Frankreich, das ins Meer gefallen ist und von England aufgesammelt wurde“, so beschrieb der berühmte Literat Victor Hugo die Kanalinseln, auf denen er insgesamt 18 Jahre im Exil verbrachte. Jersey, die größte, ist gerade einmal 8 km breit und 14,5 km lang. Die französische Normandie liegt näher als England. Der britische „Way of Life“ und französisches „savoir vivre“ vermischen sich hier seit Jahrhunderten: Der Normanne Wilhelm Langschwert gliederte Jersey und Guernsey 933 seinem Herzogtum ein. Als das zurückfiel an Frankreich, blieben die Inseln englisch. Mit eigener Regierung und eigener Währung sind sie bis heute direkt der Königin unterstellt, die hier den Titel „Duke of Normandy“ trägt. Im örtlichen Dialekt hat das Normannen-Französisch des Mittelalters bis heute überlebt.

Der Urlauber freut sich an viel unberührter Naturlandschaft: verträumte Buchten, feine Sandstrände, stattliche Burgen, frische Meeresfrüchte. Der Golfstrom beschert Jersey eine mediterrane Blütenpracht mit Kamelien, wilden Orchideen, Fuchsien, Hortensien und Palmen. Auf den „Green Lanes“ lässt sich das Herz der Insel erwandern, vorbei an Dörfern, herrschaftlichen Anwesen und schönen Gärten. Hier wachsen die berühmten Frühkartoffeln und Tomaten für den englischen Markt. Auf saftigen Wiesen weiden die braunen Jersey Cows, die exzellente Milch geben.

Hinauf und hinunter schlängelt sich der Küstenwanderweg. Die Steilküste aus rötlichem Granit im Norden ist der wildeste Teil, Höhepunkt: das sagenumwobene Devil’s Hole, wo die Brandung sich durch den Fels fraß. An der Westküste erstreckt sich der endlose Srand der St. Ouen’s Bay, im Inselsüden liegen die schönsten Buchten wie die St. Brelade’s Bay und die geschäftige Hauptstadt St. Helier mit viktorianischer Markthalle, Pubs und Tea Houses.

Von der Ostküste kann man bis zum französischen Festland gucken. Als Schutzburg gegen Übergriffe im 100-jährigen Krieg wurde das gewaltige Mont Orgueil Castle errichtet. Spektakulär ist auch der enorme Tidenhub von bis zu 12 m, der bei Ebbe eine wahre Mondlandschaft freilegt. Auf den „Moonwalks“ über den Meeresboden zu laufen, gehört zu den eindrücklichsten Jersey-Erlebnissen.

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Wandern auf der „Ile de Beauté“

Ein schneller Fisch könne Korsika an einem Tag umrunden, eine Taube in einer Stunde hinüberfliegen, doch ein Fremder würde die Insel auch in 100 Jahren nicht kennenlernen ‒ so ein Sprichwort. Wir versuchen trotzdem unser Bestes!

„Kalliste“, die Schönste, sagten die alten Griechen. Es ist eine herbe Schönheit: Korsika gleicht einem Gebirge im Meer. An der Küste steile Felsen und tief einschneidende Fjorde, dazwischen fruchtbare kleine Täler. Zerklüftete Bergketten mit über 50 Zweitausendern prägen das alpine Inselinnere. Abgeschiedene Dörfer, Ziegenweiden, Weingärten und der Duft der Macchia ‒ Thymian, Majoran, Rosmarin, Salbei ‒ begleiten die Wanderer auf den schönsten Abschnitten des Fernwanderwegs „Tra mare e monti“. Etwa durch das wild-romantische Restonica-Tal zum traumhaft gelegenen Eiszeitsee Lac de Melo. Vom Golf von Porto, der unter UNESCO-Schutz steht, führen Ausflüge in die spektakuläre Spelunca-Schlucht und Schiffstouren zum Küstenreservat La Scandola. Wenig südlich die wundersame Welt der Calanche, bizarr geformte rotleuchtende Felsen, die „Hundekopf“ oder „Geierschnabel“ heißen.

Die jahrhundertelange Besatzung durch die Genuesen ist in Form von 85 Wehrtürmen und mächtigen Zitadellen bis heute gegenwärtig. So in Corte, Hauptstadt zur Zeit der Unabhängigkeit, deren Burg wie ein Adlerhorst auf steilem Fels zum Widerstandssymbol wurde (siehe Abbildung). In Bastia thront die Genuesenfestung über dem Hafenviertel und Häusergewirr der Unterstadt. Über die beliebte Place St. Nicolas wacht Napoleon in Römertoga. Beinahe wäre der berühmteste Korse übrigens gar kein Franzose geworden: Bei seiner Geburt gehörte die Insel erst wenige Wochen zu Frankreich.

Reiseleiter Hartmut Mutschler wandert mit Hirsch Gästen auf Korsika. Uns erzählt er: „Besonders freue ich mich auf die Wanderung im Tavignano-Tal, das sehr idyllisch und dabei wenig touristisch ist. Auch Corte, die heimliche Hauptstadt im Inselinneren mit ihrer stolzen Zitadelle mag ich sehr. Mein Tipp zur Einstimmung: die polyphone korsische Musik hören, etwa von der Gruppe I Muvrini.“

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Malta und seine Kulturschätze

Genau in der Mitte des Mittelmeers ist das wenig bekannte Malta eine kleine Welt für sich. Zusammen mit der Schwesterinsel Gozo misst das Archipel kaum 40 km. Ein felsiges, karges aber schönes Land, mit hübschen Fischerdörfern und Stränden, steilen Kliffs und einer „Blauen Grotte“. Doch überwältigend ist vor allem Maltas kulturelles Erbe: Phönizier, Römer, Araber, Franzosen und Briten gaben im Lauf der Jahrhunderte den Ton an. 1964 wurde die britische Kronkolonie unabhängig, 2003 wurde Malta zum kleinsten Mitglied der EU. Doch beginnen wir von vorn!

Älter als die Cheops-Pyramide, älter als Stonehenge: Die Megalithkultur auf Malta, entstanden ab 4000 vor Christus, ist einzigartig in Europa. Wunderschön über dem Meer liegen die Tempel von Hagar Qim und Mnajdra. Mit Obsidianwerkzeug schlugen archaische Baumeister gewaltige Blöcke aus dem Fels und transportierten sie über Steinkugeln. Funde lassen auf Tieropfer und Orakelstätten der Magna Mater schließen.

Um 1000 vor Christus machten die Phönizier Malta zum Handelszentrum. Unter der Herrschaft Roms blühte die Insel auf. 60 n. Chr. erlitt der Apostel Paulus vor der Küste Schiffbruch und bekehrte bei der Gelegenheit die Bewohner zum Christentum ‒ die Malteser gehören zu den ältesten Christen der Welt. An die Herrschaft der Araber erinnert bis heute die maltesische Sprache. Die Normannen von Sizilien errichteten die Kathedrale von Mdina. Doch keine Macht hat Malta so geprägt wie der Ritterorden der Johanniter. Ab 1530 baute dieser die Insel zur uneinnehmbaren Festung aus, regierte sie fast 300 Jahre lang und stoppte hier den Vormarsch des Osmanischen Reiches. Die imposante Festungsarchitektur der Johanniter prägt die barocke Hauptstadt La Valletta, die auf einer Halbinsel zwischen zwei Naturhäfen liegt. Die Johannes-Kathedrale, Hauptkirche des Ritterordens, verdankt ihre Pracht den Kaperfahrten gegen muslimische Handelsschiffe und birgt berühmte Werke Caravaggios. Im Großmeisterpalast, früher Schaltzentrale der Johanniter, residiert heute Maltas Staatspräsident.