Indien

INCREDIBLE INDIA lautet der Werbespruch des indischen Fremdenverkehrsamtes. Und unglaublich ist dieses Land tatsächlich. Computerexperten, Slums, Götter, Millionäre, Tempel, heilige Städte, heilige Kühe, Menschen, größte Demokratie der Welt – alles gibt es im Übermaß. Eine Reise durch Indien ist angesichts der Vielzahl der Eindrücke anstrengend, aber ungeheuer beeindruckend …

Die Reise beginnt in Mumbai, der riesigen Metropole. Ich selbst bin hier alleine unterwegs. Wobei, „alleine“ ist man in diesem Land eigentlich nie. Überall Menschen. Einige koloniale Bauten wirken europäisch vertraut, anderes exotisch, wie z.B. die großen Open-Air-Wäschereien. Eine schöne Flucht vor den Massen ist die Bootsfahrt nach Elephanta. Das Meer ist ruhig, und das Schiff nicht überlaufen. Die Tempelhöhlen der Shiva auf der Insel sind geradezu unheimlich. Alleine möchte ich hier nicht sein. Das widersprüchliche Land färbt ab. Mit einem Taxi versuche ich ins Hotel zurück zu kommen, erwische aber die Rush-Hour, die hier möglicherweise 24 Stunden dauert. Jedenfalls, für die nächsten 2 Kilometer benötige ich knappe 2 Stunden.

Skyline von Mumbai

Gateway to India

Die nächste Station ist Udaipur in Rajasthan, dank Inlandsflug rasch erreicht. Angesichts der Ausmaße Indiens ist Fliegen hier wie Taxifahren. In jedem Fall kommt man schneller voran. Udaipur ist kitschig schön, zahllose Paläste am oder im See. Man kann sich vorstellen, dass (und wie) die Maharadschas zu leben verstanden. Heutzutage scheint zumindest für Gäste Video gucken ein Muss, der James Bond „Octopussy“ ist wegen seiner Aufnahmen aus Udaipur in jeder Kneipe im Angebot. Man kann sich aber auch einen seidenen Anzug maßschneidern lassen, wenn man möchte. Ich schippere mit einer Touristengruppe auf dem See herum und stelle mir vor Maharadscha zu sein, oder doch zumindest sehr reich. Anschließend zieht es mich zum zweiten Mal an diesem Tag zum „indo-arischen“ Jagdish-Tempel. Da kann man sich nicht sattsehen.

Die Paläste von Udaipur

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Details des Jagdish-Tempels, Udaipur

Das gilt ebenso für die Jain-Tempelanlage Ranakpur mit über 1400 Säulen. „Verschwenderisch“ wäre wohl zutreffend. Wenn man dieses Wort nur nicht so inflationär benutzen müsste. Meinen Fahrer interessiert das alles nicht, er bevorzugt sein Curry. Örtliche Guides preisen sich zwar an, aber da ich kaum ihr Indisch-Englisch verstehe, macht das nicht viel Sinn. Klarer Pluspunkt für die Hirsch-Reise mit kompetenter Reiseleitung.

Jain-Tempelanlage Ranakpur

Jain-Tempelanlage Ranakpur

Und wieder ein Höhepunkt: Jaipur, die rosa Stadt. Sehr nett, und ausnahmsweise gar nicht so voll. Es hat seinen Vorteil, Mumbai direkt am Anfang der Reise hinter sich zu bringen. Im Observatorium gilt es seine Schulkenntnisse hervorzukramen. Im Stadtpalast wohnt noch der Maharadscha und empfängt gerade eine amerikanische Gruppe zum Essen. Nach Aussage von müßig herumstehenden Gaffern haben sie eine Menge Geld dafür bezahlt. Von irgendetwas muss auch ein Maharadscha seine Rechnungen bezahlen.

Palast der Winde, Jaipur

Palast der Winde, Jaipur

Im Observatorium von Jaipur

Im Observatorium von Jaipur

Unweit von Jaipur liegt das Amber Fort. Man könnte jetzt hinauf laufen, aber wenn man schon mal hier ist: rauf auf den Elefanten. Da sitzt man doch höher als gedacht. Und in Absprache mit den fliegenden Geschäftsleuten läuft er so langsam, dass Fotos, die unten geschossen werden, bei Ankunft oben im Fort schon entwickelt zum Kauf bereit liegen. Im Fort beeindruckt der (Ideen)Reichtum der Maharadschas. Insbesondere über das Thema Liebe scheint man sich Gedanken gemacht zu haben – Spiegelsäle, Kammern mit sich drehenden Diskokugeln, Whirlpools, ausgeklügelte Gänge, um heimlich die Gespielinnen besuchen zu können, ohne dass es untereinander zu Ärger kommt. Felix India.

Amber Fort

Amber Fort

Elefantenritt Amber Fort

Elefantenritt Amber Fort

Und noch ein Weltwunder: Fatehpur Sikri, die rote Stadt. Von den künstlich angelegten Pools mit kleinen Brücken dürfte jeder neureiche Gartenarchitekt träumen. Von den getrennten Küchen für Vegetarier und Fleischfresser vermutlich meine Frau. Ein schönes Beispiel für die friedliche Koexistenz unterschiedlicher Lebensweisen. Wenn es eine Zeitmaschine gäbe, würde ich spätestens jetzt in die Vergangenheit reisen wollen, um diese Stadt in ihrer Hochzeit im 16. Jh. zu erleben.

Fatehpur Sikri

Fatehpur Sikri

Der Höhepunkt der Reise rückt näher – das Taj Mahal. Fest entschlossen mich nicht beeindrucken zu lassen, besichtige ich zunächst das Red Fort, eine enorme Anlage, reizvoll durch den Kontrast wuchtiger Mauern und feinster Marmorbauten. Aber mit einem Auge schiele ich doch immer in die Ebene, zu DEM Bauwerk. Und als ich endlich dorthin gelange, hilft alles nichts. Keine Chance. Es ist bewegend, nur für diesen Moment hätte sich die lange Reise gelohnt. Ein Traum.

Red Fort

Red Fort

Taj Mahal

Mit dem Zug geht es anschließend komfortabel  weiter – reservierte Sitzplätze, inkludiertes Trinkwasser, Toiletten in jedem Waggon. Der Zielort Orchha hat etwas vom Dschungelbuch, Paläste und Tempel allüberall. In einem davon wohne ich sogar! Technisch nicht auf dem neuesten Stand, aber die Atmosphäre macht alles wett.

Orchha

In Khajuraho warten ganz besondere Tempel. Schon von der Ferne beeindruckend („klassische indische Architektur“ nennt es der allwissende Hirsch-Katalog) treibt es einem in der Nähe die Schamesröte ins Gesicht. Naja, nicht ganz, aber es ist schon erstaunlich, was die Herren, Damen und Tiere da so treiben. Kein Wunder, dass viele frisch verheiratete indische Pärchen unter den Besuchern zu entdecken sind. Da kann man noch was lernen. Der Skulpturenreichtum ist in jedem Fall einzigartig.

Khajuraho

Khajuraho

Skulpturenpracht in Khajuraho

Mit dem Lufttaxi schnell erreichbar ist Varanasi, die heilige Stadt am Ganges. Auch hier schafft man es nicht sich der Atmosphäre zu entziehen. Natürlich ist es schmutzig, natürlich herrscht vielerorts Gedränge, natürlich blockieren ständig Kühe den Weg und sorgen für Verkehrschaos, natürlich ist der Ganges nicht das, was man unter einem sauberen Gewässer versteht. Aber es ist doch genau das Indien, das ich mir vorgestellt habe. Denke ich so bei mir, schaue gleichzeitig einer in Trance tanzenden Frau zu, und stoße mit einem Hindu mit rotem Farbeimer zusammen. Das war´s mit meinem Hemd. Die abendlichen Zeremonien am Fluss und eine Bootsfahrt im Morgengrauen sorgen für Gänsehaut. Dass diese auch noch am nächsten Tag in Sarnath erhalten bleibt (hier hat Buddha seine erste öffentliche Predigt gehalten!), dafür sorgen zahlreiche Pilger aus allen asiatischen Ländern.

Der heilige Ganges in Varanasi

Zum Abschluss der Reise steht die Delhi auf dem Programm. Auch groß. Auch viel Verkehr. Aber auch zahllose Sehenswürdigkeiten (die Zahl der UNESCO-Weltkulturerbestätten habe ich aufgehört zu zählen). Qutub Minar z.B., oder das Grabmal des Humayun (einer der Mogulherrscher, die ihre Spuren überall hinterlassen haben). Was ich bisher vermieden habe, gönne ich mir hier – eine Rikschafahrt durch die Gassen und Straßen von Old Delhi. Das ist schon ein Knochenjob. Aber man kommt schneller voran als mit dem Taxi, und günstiger ist es dazu.

Moschee von Dehli

Das Grab des Humayun

India Gate

Von Delhi geht es zurück in die Heimat, noch ganz erfüllt von den Eindrücken der letzten Tage. Was für ein Land.

Infos zu den Hirsch Reisen nach Indien gibt es hier https://www.hirschreisen.de/reiseziele/asien/indien/