Harakiri am Bodensee

Die Bregenzer Festspiele entführen uns dieses Jahr wieder ins ferne Japan. Mit einer wie immer spektakulären Inszenierung schafft die Seebühne den Rahmen für große Gefühle und Puccinis leidenschaftliche Klänge. Worauf Sie sich auf unserer Hirsch-Reise freuen dürfen und was Sie über die Vorstellung hinaus erwartet, erzählt Reiseleiterin Birgit Krämer. Und für Opern-Unkundige gibt’s eine kleine Einführung in die tragische Liebesgeschichte der „Butterfly“.

Ein gewelltes Blatt Papier schwebt da in den Bodensee hinein. Groß wie zwei Fußballfelder, 300 Tonnen schwer und 23 Meter hoch ist es – und die Bühne für den rührendsten Harakiri der Operngeschichte. In Bregenz ist bald wieder Festspielzeit, und 2023 wird im zweiten Jahr Giacomo Puccinis „Madame Butterfly“ gegeben.

Oper am Bodensee. Einmal im Jahr muss das für mich unbedingt sein! Ich liebe Puccini und freue mich jetzt schon auf den Juli, wenn ich die erste Hirsch-Gruppe nach Bregenz begleiten darf. Die Festspielatmosphäre am See ist tatsächlich eine ganz besondere. Der weite Blick in die Landschaft. Die Spannung bei Sonnenuntergang. Das Spiel auf und mit dem See, der selbst immer fantasievoll einbezogen wird. Tolle Bühnenarchitektur, atemberaubende Stunts, oft viel Spektakel fürs Auge, immer fantastische Sänger und Klangqualität. Und natürlich 7000 Zuschauerinnen und Zuschauer aller Altersgruppen, die für alle Fälle mit Autan, Regencapes oder Fleecedecken ausgerüstet sind. Hin und qieder quaken die Enten.

In den letzten Jahren habe ich mit den „Hirschen“ schon viele tolle Aufführungen erleben dürfen – und unvergessliche Bühnenbilder: die von magischen Hunden bewachte Zauberflöten-Insel, die chinesische Mauer mitsamt Terrakotta-Armee als Turandot-Kulisse, Carmens riesige Hände mit dem schicksalhaftem Kartenspiel, der gigantische, bewegliche Rigoletto-Kopf. Viele unserer Stammgäste, die regelmäßig mitkommen, werden sich erinnern!

Diesmal also ein Blatt japanischen Papiers mit zarten Landschaftszeichnungen des Bühnenbildners Michael Levine. Tatsächlich spielt ein lang ersehnter Brief eine entscheidende Rolle im Liebesdrama zwischen dem amerikanischen Leutnant Pinkerton und Cio-Cio-San, genannt Butterfly. Er nutzt sie aus. Verlässt sie. Kommt nach Jahren wieder, um das gemeinsame Kind zu holen. Jahre, in denen sie sich vor Liebe und Sehnsucht verzehrt hat. Am Ende nimmt Butterfly sich das Leben. So die Kurzversion. Für alle, die die Oper noch nicht kennen, gibt’s später noch eine ausführlichere Beschreibung.

Wenn die Seebühne Richtfest feiert, steht es bei uns in Tübingen groß in der Zeitung. Wie zuletzt 2022 am 6. April.

Doch ich beginne lieber mal von vorne. Der Opernabend ist zwar der Höhepunkt unserer zwei- oder dreitägigen Reise, aber lange nicht alles. Wir umrunden den ganzen Drei-Länder-See, genießen die schöne Landschaft der Obst- und Weingärten, idyllische Uferstädtchen mit ihren Seepromenaden, den Blick auf Wasser, Segelboote und die Appenzeller Alpen.

Auftakt mit Seeblick
Bei unserer ersten Rast kurz vor Singen kündigt der Blick auf die Hegau-Vulkane den nahen Bodensee an. Dann erreichen wir den Überlinger See, den Nordzipfel, wo ein Stopp an der fantastisch gelegenen barocken Wallfahrtskirche Birnau geradezu ein Muss ist. Inmitten der Weinhügel des Staatsweinguts erhebt sie sich wie ein Leuchtturm über dem Seeufer. Im Inneren ein Überschwang an Stuck und Fresken. Putten und Heilige, der berühmte „Honigschlecker“ und das seit Jahrhunderten verehrte Gnadenbild – das Lob Gottes, gestaltet von Oberschwabens Starkünstlern im 18. Jahrhundert (Wir sind hier an der Oberschwäbischen Barockstraße). Falls wie so oft eine Hochzeit stattfindet, begnügen wir uns mit dem Blick von der Terrasse hinüber zur Blumeninsel Mainau oder zu den Unteruhldinger Pfahlbauten.

Die älteste Stadt am See
Mittags kommt der Pfänder in Sicht und wir erreichen Österreich. Auch wenn das Vorarlberger Ufer nur knapp 30 Kilometer lang ist, liegt doch genau hier die älteste Stadt des ganzen Sees: Bregenz. Das Römerkastell gab dem See für Jahrhunderte seinen Namen „Lagus Brigantinus“. Der römische Hafen ist im Stadtplan bis heute erkennbar. Die verwinkelte Oberstadt bietet Mittelalter-Flair, während im Zentrum spannende moderne Architektur Einzug gehalten hat, etwa direkt vor unserem Hotel am Kornmarkt der Beton- und Glaskubus KUB (Kunsthaus Bregenz) von Peter Zumthor.

Unser Hotel am Kornmarkt liegt in Fußwegnähe zur Seebühne!

Ein orientierender Spaziergang verschafft Überblick. Der führt natürlich auch an die Seepromenade, wo sich schon allerhand Festspielpublikum eingestellt hat. Hier legen wir erstmal eine Erfrischungspause ein. Schließlich haben wir noch viel vor …

Blick hinter die Kulissen
Vor dem Festspielhaus treffe ich meine Gruppe wieder zur Bühnenführung. Die haben wir seit einigen Jahren im Programm, was super ankommt. Denn die Bühnentechnik der spektakulären Seebühne hat es in sich. Wir werfen einen Blick ins Festspielhaus, wo das Orchester wind- und wettergeschützt seinen Platz hat. Von hier wird die Musik wird nach draußen übertragen. Mitwirkende und auch das Publikum sehen das Orchester und den Dirigenten über Monitore. Wir lernen, wie die hochmoderne Soundanlage funktioniert und wie die das machen, dass man von jedem Platz in den Zuschauerrängen genau mitbekommt, wer auf der gigantischen Bühne gerade am Singen ist.

Als 1946 die Festspieltradition in Bregenz begann, spielte man übrigens auf zwei Kieskähnen, einem für die Musiker (schon damals die Wiener Symphoniker), einem für die Sänger. Im Lauf der Jahre wurde dann alles immer aufwändiger und ausgeklügelter. In den 50er-Jahren gab es eine feste Bühne auf Stelzen, später wurde ein Betonkern im See verankert, der die wechselnden Bühnenaufbauten trägt. Um die geht es jetzt: Stabil müssen sie sein und trotzdem leicht. Wetterfest und natürlich riesengroß, um nicht von der Landschaft verschluckt zu werden. Die aktuelle Kulisse, dieses Blatt Papier, das in den See zu schweben scheint, wiegt – wie schon erwähnt – 300 Tonnen. Von wegen Papier! Wir haben es mit einer massiven Konstruktion aus Stahl, Holz und Styropor zu tun. Monatelang gefertigt in großen Hallen in Lauterach, wurden die 117 Einzelteile per Schiff hertransportiert und zusammengesetzt. Dutzende von Lautsprechern werden in der Kulisse „versteckt“. Nach den Bildhauerarbeiten gestalten „Kascheure“ die Oberfläche mit Fassadenspachteln fertig. Eine Kletterausbildung ist Voraussetzung für den Job.

Dann nimmt unsere Führerin uns mit auf die Seebühne. Wir spazieren über den Steg und entdecken eine eigene kleine Welt, die dem normalen Festspielgast verborgen bleibt: Hinter den Kulissen gibt es Künstlergarderoben, Technikräume, Werkstätten und sogar eine Teeküche. Und ein Gewirr von Scheinwerfern, Lautsprechern, Aufbauten, Treppen und Gängen, die zu den verborgenen Öffnungen und Balkons im Bühnenbild führen, bis ganz hinauf in 23 Meter Höhe. Dort wird abends der Reigen der Hochzeitsgäste beginnen.

(Kleine Enttäuschung: Wer offene Schuhe trägt – und das sind einige von uns an diesem heißen Sommertag –, darf nur von hinten gucken und nicht vorne auf dem abschüssigen „Papier“ herumlaufen.) Viel Betrieb ist das hier, dabei sind es noch fast sieben Stunden bis zur Vorstellung. Da werden Kostüme in die Näherei gebracht, dort rote Papierschirme ausgebessert. So was: Hinter der Bühne hat ein überdimensionales „Papierschiffchen“ festgemacht. Kommt der amerikanische Marineoffizier etwa damit nach Japan? Vielleicht eine Anspielung an die Faltkunst Oregami? Man darf gespannt sein. Beeindruckt sind wir jetzt schon! Wir können gut nachvollziehen, dass alle Darsteller schwindelfrei und schwimmsicher sein müssen. Und merken selbst, was sie für lange Wege zurücklegen müssen auf dieser Bühne, die von den Rängen aus gar nicht so riesig wirkt wie jetzt. Wir erfahren, dass auch ein Team von Rettungstauchern bei den Aufführungen im Einsatz ist. Diesen ganzen Aufwand für nur wenige Opernwochen im Jahr macht man sich als „Otto-Normalzuschauer“ gar nicht klar. Nun – nach dieser Führung werden wir die Aufführung bestimmt mit anderen Augen verfolgen.

Die Spannung steigt …
Jetzt aber ab ins Hotel, ein bisschen ausruhen und lecker zu Abend essen. Bei meiner Tour 2022 war es wieder mal typisch: Kaum im Hotel, geht das Unwetter los. Es schüttet wie aus Kübeln. Auch noch das ganze Abendessen hindurch. Bange Gesichter. Spielen sie oder nicht? Tatsächlich lässt man sich für die Entscheidung immer Zeit bis ganz kurz vor Beginn. Und gespielt wird dann tatsächlich fast immer, selbst bei Regen. (Die Musiker sitzen ja im Trockenen. Den Umzug ins Festspielhaus, den man nur mit den teuersten Karten – wie wir – mitmachen dürfte, versuchen die Veranstalter zu vermeiden, um nicht 6000 Gäste heimschicken zu müssen.) Glücklicherweise sind die Regengüsse in dieser Gegend aber meist von kurzer Dauer, und so hat auch meine Gruppe Glück. Als wir uns zu Fuß zur Seebühne aufmachen, bricht tatsächlich die Sonne durch die Wolken, wie man hier sieht:

Giacomo Puccinis Madame Butterfly: Darum geht es

1. Akt: Die Liebe
Nagasaki um 1900: Der amerikanische Marineleutnant Pinkerton hat sich in Cio-Cio-San, genannt „Butterfly“, verliebt. Er hat ihr ein Haus gekauft und heiratet sie nach japanischem Ritual. Mit dabei: der Heiratsvermittler Goro und Konsul Sharpless. Der junge Amerikaner, zu dessen Auftritten öfters die Nationalhymne anklingt, ist schwer verliebt, nimmt aber die Sache keineswegs ernst. Die Hochzeit ist für ihn nur eine Farce. Seine Braut sei wie eine feine Malerei auf dem Wandschirm (genau das sehen wir auf dem Bühnenbild!), wie ein Schmetterling, den er einfangen will, für seine Sammlung. So singt er. Der Yankee amüsiere sich nun mal überall auf der Welt … Cio-Cio-San schwelgt im Glück. Die ehemalige Geisha erzählt von ihrer von ihrer Arbeit im Teehaus, von ihrer einst reichen Familie. Unter den Dingen, die sie mitgebracht hat, ist der Dolch, mit dem ihr Vater Selbstmord beging. Die große Familie, die zur Hochzeit erscheint, verstößt Butterfly, da sie den alten Glauben aufgegeben hat. Ihre wunderbare Arie „Rinnegata … e felice!“ (Verstoßen und doch glücklich) eröffnet eine ergreifende Liebesszene. Doch schon wenig später reist Pinkerton wieder ab.

Während Zuschauer noch ihre Plätze suchen, streifen schon die Ahnen der Heldin, ganz in Weiß, über die Bühne, wie ein tragischer antiker Chor begleiten sie das gesamte Geschehen.

2. Akt: Der Schmerz
Drei Jahre sind vergangen. Butterfly lebt im Haus auf dem Hügel, zusammen mit dem gemeinsamen Kind. Voll Liebe und Sehnsucht wartet sie auf Pinkertons Rückkehr: „Un bel dì vedremo“ singt sie, eines schönen Tages wird sein Schiff in den Hafen einlaufen, auf den sie jeden Tag stundenlang hinabblickt. Also „Ein Schiff wird kommen“ (ich kann mir nicht helfen, mit fällt da immer der Schlager ein!) Doch wer kommt, ist Konsul Sharpless mit einem Brief. Und Goro, der Butterfly andere, reiche Männer anpreist. Längst hat Pinkerton eine Amerikanerin geheiratet (was er tunlichst verschweigt), teilt aber schriftlich mit, nicht zu Butterfly zurückzukehren. Doch er weiß ja gar nichts von seinem Kind! Das könnte ihn doch umstimmen? Der Konsul solle es ihm schnell schreiben. Tatsächlich reist Pinkerton nach Japan zurück. Butterfly wartet eine letzte Nacht, während sein Schiff sich nähert und Kaonen Salut schießen. In dieser Szene erklingt der berühmte atmosphärische „Summchor“.

3. Akt: Der Tod
Der nächste Morgen. Butterfly hat die ganze Nacht gewacht. Pinkerton ist nicht allein, sondern in Gesellschaft seiner Gattin zurückgekehrt. Er nähert sich mit Sharpless, sieht das Kind und begreift. Bekommt Gewissensbisse, rennt feige davon und überlässt es dem Konsul, alles zu regeln. Als Butterfly die fremde Frau sieht, begreift auch sie – und fällt eine unumstößliche Entscheidung. Sie übergibt ihr Kind und bereitet in einer feierlichen Zeremonie ihren Abschied vor: Sie erdolcht sich mit der Waffe ihres Vaters. Die entsetzten „Butterfly“-Rufe des gewissenlosen Pinkertons beschließen das tragische Ende.

Das Festspielpublikum am Bodensee ist begeistert. Es wird lange applaudiert. (Nur Zuschauer, die mit dem Boot zurück nach Lindau müssen, springen schnell auf. Wie schön, dass wir so nah wohnen!) Noch einen Absacker in der Hotelbar, angeregte Gespräche, es wird spät – aber das macht nichts, morgen können wir uns Zeit lassen …

Tragödien in Fernost: Von Madame Butterfly zu Miss Saigon
1904 geriet die Uraufführung zum Fiasko: Protest, Pfiffe, das Publikum der Mailänder Scala wusste mit all der Exotik nichts anzufangen. Erst Monate später erlebte Puccinis Lieblingsoper in Brescia einen Triumph und wurde zu einer der meistgespielten überhaupt. Mit seiner Themenwahl lag der Maestro sehr im Trend: Die Japan-Mode faszinierte um 1900 die ganze westliche Welt.

Das Inselreich Japan hatte erst um 1850 seine lange Isolation beendet und ein Abkommen mit Amerika geschlossen. Auch in Europa erwachte das Interesse. Kirschblüten, der Fuji, zierliche Gärten und Reisfelder inspirierten Dichter und Maler. Eine regelrechte Sammelwut japanischer Farbholzschnitte brach aus. Puccini selbst hatte in London David Belascos Theaterstück „Madame Butterfly, Tragödie einer Japanerin“ gesehen, nach einer Novelle, die wiederum von einer wahren Begebenheit inspiriert war. Liebe, Schmerz, Tod und Exotik – sind das nicht einfach perfekte Zutaten für eine große Oper? Er stürzte sich auf den Stoff und recherchierte gewissenhaft: Wie klingt japanische Musik? Wie Volkslieder? Wie läuft der Hochzeitsritus ab?

Puccini lässt Welten aufeinanderprallen: Auf der einen Seite der Egoist, der nur ein Lustobjekt sucht und obendrein koloniales Unrecht verkörpert. Auf der anderen die aufrichtig liebende verzweifelte Frau, die einen ehrenvollen Tod wählt – und die uns in so vielen seiner Opern begegnet. Manon Lescaut, die Mimi in „La Bohème“, La Tosca – sie alle verzehren sich in völliger Hingabe an den Mann und opfern sich für die Liebe. Um die Liebe, um das menschliche Herz geht es ja immer bei Puccini. „Ich habe mehr Herz als Verstand“, behauptete er gerne von sich selbst. Doch war er selber nicht auch ein bisschen Pinkerton? Ein attraktiver, charmanter Lebemann, „unermüdlicher Jäger auf Seegetier, Frauen und Operntexte“, wie er von sich sagte, der Freiheit für stimulierende Liebschaften brauchte und sogar für einige schlimme Skandale sorgte …

Die Gestalt der Butterfly jedenfalls rührte schon Millionen. Sogar auf der Musicalbühne: „Miss Saigon“ versetzt die Geschichte kurzerhand in die Zeit des Vietnamkriegs, lässt Boat People und Gis auftreten (und die Heldin sogar überleben). Übrigens wird in Nagasaki den Touristen das angebliche Haus der Cio-Cio-San gezeigt. auch ein Denkmal für Madame Butterfly und Puccini gibt es, in der Nähe der Gedenkstätte für die Atombombe, die 70.000 Menschen tötete.

Doch zurück an den Bodensee: Wenn wir auch nicht den Fuji, sondern die Appenzeller Alpen in der Ferne sehen, so zaubern die Musik und das Bühnenbild doch japanisches Flair herbei. Die Schwierigkeit: Anders als in vielen andern Opern geht es nicht um Krieg und Frieden, nicht um das Schicksal der Mächtigen mit entsprechend pompösen Massenszenen, sondern um eine intime Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen. Nicht so leicht, das auf eine so groß dimensionierte Bühne zu bringen, ohne dass es langweilig wird. Das ist dem Regisseur Andreas Homoki (Intendant des Opernhauses Zürich) in Bregenz gelungen. Eher dezent und zurückhaltend finde ich seine Inszenierung, gar nicht so spektakelmäßig und schrill, wie sonst bisweilen auf der Seebühne. Sie will vom Genuss der Musik nicht ablenken und bannt das Publikum doch zuverlässig.

Meersburg und seien Dichterin
Der Vollständigkeit halber sollte ich erwähnen: In der Drei-Tage-Variante macht die Hirsch-Reise noch Station im schönen Meersburg. Hier wird die alte Burg der Konstanzer Fürstbischöfe besucht, in der in den 1840er-Jahren die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff so oft zu Gast war und ihre berühmtesten Gedichte verfasste (ihr Schwager, ein großer Mittelalter-Fan, war der Burgbesitzer). Durch das repräsentative Neue Schloss hindurch kommt man zum Terrassengarten mit tollem Blick. In der Unterstadt mit den an der Promenade aufgereihten Lokalen könnte man sich ein Gläschen Müller-Thurgau gönnen – Meersburg ist schließlich DIE Weinstadt am See.

Abschied vom See
Am Tag danach sind alle immer noch ganz erfüllt vom Opernerlebnis. Wie fanden Sie’s? Wie haben die Sänger gefallen? Was haben die sich wohl mit dem Papierboot/ (…) gedacht? Im Bus wird meist lebhaft diskutiert, während wir das Rheindelta durchqueren, ins Appenzeller Land und am Schweizer Ufer entlang fahren. In den letzten Jahren haben wir die Mittagspause in der Schweizer Klosterstadt St. Gallen verbracht und gemeinsam die barocke Klosterkirche, manchmal auch die Bibliothek bewundert. Der Bodensee wäre ein anderer See, wenn die Klöster nicht gewesen wären! Und am Anfang von allen stand der irische Mönch Gallus im 7. Jahrhundert.

2023 ist wieder einmal ein Zwischenstopp in Konstanz geplant. Die „heimliche Hauptstadt“ des Sees lohnt immer einen Besuch. Wer will, kann beim Spaziergang zwischen Imperia und Münster einiges zum Konstanzer Konzil erfahren, das vor mehr als 600. Jahren die Stadt zum Zentrum der Christenheit machte. Oder man lässt sich in der Altstadt oder am See nieder und lässt die Reise ganz gemütlich ausklingen. Wenn das Wetter am Opernabend mitgespielt hat, sind alle glücklich, ich bin unendlich erleichtert – und der Rest ist dann irgendwie doch Nebensache.

Übrigens: 2024 kommt Carl Maria von Webers „Der Freischütz“ auf die Bregenzer Seebühne. Ich bin wieder dabei. Sie auch?

Hier geht’s direkt zur Bregenz-Reise: https://www.hirschreisen.de/reiseziele/oesterreich-schweiz/oesterreich/bregenz/