Florenz und die Toskana

Noch im Mondlicht beginnt am 20.03.2023 um 06.10 Uhr die Reise nach Florenz am Karlsruher Hauptbahnhof. Der Himmel wird zum Glück schnell heller, die Sonne kommt raus und unser Reiseleiter Michael Böttcher weiß die Zeit im Bus von Anfang an zu verkürzen. In Basel übergibt Slavko Soldo das Lenkrad an Klaus Schalk, der uns nun nach Italien bringt.

Der Fahrt durch die Schweiz lässt die Herzen aller Landschaftsliebhaber höher schlagen.

In Bellinzona ernährt sich das ganze Hirsch-Team gesund von der reichhaltigen Salatbar.

Im Anschluss sprechen wir schon einmal das Programm durch, erfahren mehr über die italienische Münzprägung und fahren an dem architektonisch beeindruckenden Bahnhof von Reggio Emilia vorbei.

Als die Sonne die Landschaft in orangenes Licht taucht, kommen wir in Florenz an. Der Haltepunkt ist etwas außerhalb des Stadtkerns und so haben wir noch einen etwa 20-minütigen Spaziergang zum Hotel, während unsere Koffer mit einem Fahrzeug zum Ziel transportiert werden.

Abends erwartet uns ein reichhaltiges 3-Gang-Menu mit Tischwein und Wasser. Danach begebe ich mich noch auf einen ersten Erkundungsspaziergang.

Am kommenden Tag fahren wir nach Lucca und unternehmen bei bestem Wetter einen Stadtrundgang.

Die Stadtmauer umgibt die gesamte Altstadt
Statue von König Vittorio Emanuele II.

In der Kathedrale von Lucca erfahren wir, dass es früher Frauen-Emporen gab, damit die Männer keinen Blick auf sie werfen und so gar nicht erst in Versuchung kommen können.

Grabdenkmal für Ilaria del Carretto von Jacopo della Quercia

Beim weiteren Stadtspaziergang laufen wir an einer weiteren Kirche und an Puccinis Geburtshaus vorbei.

San Michele in Foro

In der Basilika di San Frediano ist die mumifizierte Zita zu betrachten, sie ist die Heilige der Zimmermädchen und Hausfrauen. Aber auch das restliche Interieur ist durchaus spannend.

Taufbrunnen aus dem 12. Jahrhundert
Außenansicht mit einem Mosaik zur Himmelfahrt Christi

Danach haben wir etwas Freizeit, die das Dreiergespann aus Fahrer, Reiseleiter und mir nutzt, um ein Mittagessen zu uns zu nehmen und noch bei einem Fachgeschäft für Öl und Spirituosen reinzuschauen. Herr Böttcher besorgt noch Buccellato, ein mit Anis aromatisiertes Gebäck, für die ganze Gruppe, das auf dem Heimweg verzehrt wird.

Piazza dell’Anfiteatro

Nachmittags besuchen wir noch die Kirche San Miniato al Monte in der toskanischen Hügellandschaft, oberhalb von Florenz. Sie gehört zum UNSESCO-Weltkulturerbe „Altstadt von Florenz“.

Während unseres Kirchenbesuchs hat sich draußen ein Fiat-Club eingefunden, die bunten Autos zaubern den meisten Spaziergängern ein Grinsen ins Gesicht.

Nun kann man entweder komfortabel mit dem Bus zurück in die Stadt gefahren werden oder man unternimmt einen gemütlichen Spaziergang zurück, der etwa fünfundvierzig Minuten dauert. Ich entscheide mich für den Fußmarsch und werde mit schönen Ansichten belohnt.

Ausblick von der Piazzale Michelangelo

Die Brunnen auf dem Weg nach unten wurden zwischen 1872 und 1876 von dem florentinischen Architekten Giuseppe Poggi angelegt.

Am Ufer angekommen, kann man nun entscheiden, auf welcher Seite des Arno man Richtung Zentrum läuft. Ich bleibe erstmal auf der gleichen Seite, damit ich später die Ponte Vecchio überqueren kann.

Ein Blick auf die Uffizien
Die Fontana del Porcellino am neuen Markt. Das Reiben an der Nase soll offenbar Glück bringen.

Am Mittwoch bleiben wir in Florenz und beginnen mit der Piazza Sta. Annunziata, an der sich noch immer ein Waisenhaus befindet, das zugleich das erste seiner Art in ganz Europa war. Die Verzierungen an der Fassade erinnern an den Bethlehemitischen Kindermord. Die Renaissance-Architektur von Brunelleschi ist auf der anderen Seite kopiert, um eine harmonische Platzgestaltung zu gewährleisten.

Brunnen der Meeresungeheuer

Danach besuchen wir das „Pantheon“ der Stadt, die Kirche Santa Croce.

Hier befinden sich die Gräber von Dante, Galileo Galilei, und Rossini. Nur befindet sich nicht in jedem Sarg ein Leichnam, von Dante soll sich z.B. nur sein einbalsamiertes Herzt in Santa Croce befinden.

Im Anschluss besuchen wir das Bargello, ein Museum für Plastiken mit mehren Werken von Michelangelo.

Nachmittags führen wir unseren Stadtrundgang fort. Wir kommen an der ehemaligen Kirche Orsanmichele vorbei, bei der die Gilden der Stadt jeweils Fassadennischen anfertigen ließen.

In der Kirche Santa Trinita besichtigen wir die Sassetti-Kapelle. Dargestellt ist das Leben des Heiligen Franziskus, der Stil erinnert an flämische Malerei.

Domenico Ghirlandaio, 1485

Unterwegs kommen wir auch bei dem Gedenkort für das Georgofili-Massaker vorbei, bei dem 1993 fünf Menschen ihr Leben verloren.

„A Tree of Life“ von Andrea Roggi

Zum Abschluss des Tages begibt sich das Dreiergespann aus Reiseleiter, Reisebusfahrer und mir noch auf die Dachterrasse des Kaufhauses „Rinascente“, die mit einem tollen Ausblick lockt. Die Herren trinken Espresso, ich genehmige mir einen Cocktail namens „Santa Maria Novella“, obwohl wir diesen Sakralbau tatsächlich gar nicht besichtigt haben.

Ausblick von der Dachterasse des „Rinascente“

Am Donnerstag beginnt der Tag im Dommuseum, in dem die originalen Bronze- und Goldtüren des Battistero gezeigt werden und man den Wandel von der Kirche Santa Reparata hin zu dem imposanten Domgebäude mit einer im Durchmesser 42 Meter fassenden Kuppel erfahren kann.

Statuen von der ehemaligen Fassade
Pietà von Michelangelo
Silberaltar des Baptisteriums

Es gibt auch mehrere Modelle zu bestaunen, unter anderem das der Kuppel. In der oberen Etage werden zahlreiche Entwürfe für die Fassade des Domes präsentiert.

Ein kleines Highlight ist die Terrasse im dritten Stockwerk mit bestem Blick auf die Domkuppel!

Danach begeben wir uns in das Baptisterium, das aktuell renoviert wird.

Nun laufen wir Richtung Markthalle bis zur Kirche San Lorenzo, die mit klarer Formsprache aufwartet.

Nach der Mittagspause beginnt der Rundgang durch die Gruft der Medici, der einflussreichsten Familie von Florenz. Allerdings waren auch ihre Gräber nicht vor Diebstahl gesichert, man hat bei Forschungsarbeiten zahlreiche Tunnel gefunden.

Die Grabrotunde ist ein beeindruckendes Meisterwerk der Steinschneidearbeiten, jeder Sarkophag besteht aus etwa 200 Steinteilen. Sie ist unvollendet geblieben, die Medici gingen an ihr pleite.

Danach ist Freizeit. Unser Dreiergespann isst noch ein leckeres Eis im traditionsreichen „Vivoli“, das auch ein paar seltene Sorten im Angebot hat.

Als letzten Programmpunkt des Tages schauen wir uns noch den Dom von innen an.

Die Kuppel wurde von Giorgio Vasari und Federico Zuccari ausgemalt

Zum Abschluss des Tages testen wir noch die Dachterrasse unseres Hotels. Auch wenn die Wand einen neuen Anstrich vertragen könnte, das Panorama ist wirklich schön.

Am nächsten Tag fahren wir in das stolze Siena.

Der Marktplatz von Siena und der Palazzo Publico mit dem Torre del Mangia

Im Palazzo Publico hält das gemalte Jesus-Kind echtes Pergament in Händen, auch das Juwel im Gewand Marias ist echt.

Nach einem kurzen Stopp im Baptisterium können wir im Dommuseum mehrere Originale aus dem Dom bestaunen.

Das originale Buntglas-Kirchenfenster

Der Dom ist beeindruckend in seiner Farbigkeit (außen zartes Rosa, innen schwarz-weiß) und Ausstattung. Der Boden ist bedeckt mit zahlreichen Mosaiken, die teilweise auch mit Matten vor den vielen Besuchern geschützt werden.

Die achteckige Kanzel besticht durch ihre Reliefs mit Motiven aus dem neuen Testament.

Kunstwerk von Niccolò Pisano

Immer wieder begegnen wir Tiersymbolen an den Hauswänden. Sie zeigen die Gebiete der Contraden an, die auch den Pallio im Sommer zelebrieren.

Die Flaggen der Contraden

Bevor wir uns auf den Rückweg machen, sehen wir noch zwei Heranwachsende, die sich als Fahnenschwinger üben.

Wieder beim Bus angekommen, überrascht uns Klaus Schalk noch mit einem Sektumtrunk.

Blick in die toskanische Landschaft

Am Samstag gibt es nur einen Programmpunkt: die Uffizien. 100 Säle voller Kunst warten darauf entdeckt zu werden. Herr Böttcher lotst uns innerhalb von zwei Stunden zu den bedeutendsten Werken.

„Primavera“ von Sandro Botticelli aus den 1480ern

Die restliche Zeit nutzen mein Kollege Klaus Schalk und ich, um uns das Opificio delle Pietre Dure anzuschauen. Die Steinschneidearbeiten sind faszinierend, besonders hat es mir ein Bild angetan:

Dieses Kunstwerk hängt zwar an der Wand, war aber wohl eine Tischplatte.

Wir machen einen ausgedehnten Spaziergang zum Arno und kommen unterwegs auch an der Synagoge vorbei, die aktuell saniert wird.

Den Nachmittag verbringe ich alleine im Boboli-Garten, der derzeit neu aufgestellt wird.

Auch der Ausblick von der Anhöhe auf die toskanische Landschaft ist wunderbar.

Zwei Gewächshäuser auf dem Gelände sind gefüllt mit diversen Citruspflanzen.

Es gibt auch eine kleine Sammlung an unterschiedlichen Kamelienpflanzen und ich versuche, die schönsten Blüten mit der Kamera einzufangen.

Faszinierend sind auch die Brunnen, wenngleich man ihnen einen Pflegebedarf ansieht.

Die Grotte del Buontalenti ist aktuell nicht zugänglich, man kann aber durch die Absperrung einen Blick auf das Innere erhaschen. Die Arbeiten für die Grotte wurden 1557 aufgenommen, seitdem wurde sie viele Male renoviert.

Am nächsten Morgen müssen wir Abschied von der Toskana nehmen, es geht wieder zurück nach Karlsruhe. Stellvertretend für uns vergießt der Schweizer Himmel ein paar Tränen. Die Landschaft bleibt dennoch eine Augenweide.

Der Comer See

Herr Böttcher beweist auf der Rückreise langen Atem, er liest uns aus dem Roman „Mona Lisa – Ein Lächeln für die Medici“ vor, die ganze Gruppe ist verzückt.

Pünktlich kommen wir wieder in Karlsruhe an. Und ich kann die nächste Reise kaum erwarten.