Erkundungen in Aix und Saint Tropez

Frühling in der Provence, Ländliche Provence, Die Provence der Dichter, Traumziel Côte d’Azur, Die Côte d’Azur im Farbenrausch – die Liste der Hirsch-Reisen nach Südfrankreich ist lang. Eine besondere Reise war 2018 die Sonderreise Auf Cézannes Spuren in der Provence anlässlich der großen Cézanne-Ausstellung in der Kunsthalle Karlsruhe unter der Leitung von Kurator Dr. Alexander Eiling. Seitdem steht Aix en Provence mit dem Atelier Cézannes auf meiner Wunschliste.

Mit dem Zug geht es über Straßburg Richtung Süden. Während der TGV durch das Rhône-Tal gleitet, lese ich über Werk und Leben Cézannes – der „Maler der Maler“ aus Aix en Provence, bewundert von den Kollegen, nicht geschätzt von den Bürgern seiner Heimatstadt.

Aix en Provence

Am frühen Abend sind wir in Aix en Provence. Das Hirsch-HOTEL ROTONDE liegt ausgezeichnet, nur wenige Schritte von Busbahnhof und Altstadt. Wir übernehmen den Programmpunkt „Abendspaziergang“ aus dem Hirsch-Reisebuch. Ehrwürdige Bausubstanz und junges Volk: die Altstadtgassen und Cafés sind voll gut gekleideter Studentinnen und Studenten. Sehr nett hier.

Für Tag 2 sagt unsere Hirsch-Programm-Collage: „Zu Fuß starten wir zur Altstadterkundung“. Das Handy meiner Frau wird am Abend 16 km Strecke ausweisen. So ist das ohne Hirsch-Bus. Wir lassen uns durch die Gassen und über die Märkte treiben, verpassen mangels Hirsch-Reiseleitung vielleicht die ein oder andere tiefere Betrachtung, genießen aber das Flair und die vielen Gelbtöne der Häuserfassaden.

Am anderen Ende der Altstadt wandern wir auf einen Hügel zu Cézannes Atelier Les Lauves. Innen führt eine Treppe hinauf in das Atelier im ersten Stock. Richtung Süden geht der Blick über die Stadt, die Fensterläden können gegen die Sonne geschlossen werden. Nach Norden besteht die Wand aus einer breiten Fensterfront für optimales Licht zum Malen. Die Wände sind grau, der Fußboden aus mattem Holz. Leiter und Staffelei stehen noch in der Ecke, Stillleben-Motive sind akkurat platziert. An der nördlichen Seite ermöglicht ein raumhoher Spalt den unfallfreien Abtransport großflächiger Bilder. Es wirkt, als habe der Maler sein Atelier gerade verlassen. Nach dem Besuch des Hauses spazieren wir weiter den Hügel hinauf, zum Aussichtspunkt, von dem Cézanne einige der berühmten Ansichten seines Hausbergs Sainte Victoire gemalt hat. Wir blicken immerhin in dieselbe Richtung.

Den Nachmittag widmen wir dem Musée Granet. Sehr erfreulich: in Frankreich zahlen Kinder in den offiziellen Museen keinen Eintritt. So kosten uns die Tickets für die gesamte Familie das, was wir in Karlsruhe für eine Person bezahlen müssten. Im Museum entdecken wir den Lokalhelden Cézanne (als Leihgabe aus Paris), aber auch den Namensgeber Granet. Und Matisse, Giacometti, Fernand Leger, … vom Feinsten. Zum Abschluss warten in einem Annex des Museums, einem wunderschönen Kirchenraum einige hundert Meter entfernt, Picasso, Van Gogh und Monet. Selbst die Mädels sind fasziniert (oder simulieren es zumindest glaubwürdig).

Ein Tag im ÖPNV

Der lange Weg von Aix an die Küste nach Port Grimaud (Luftlinie 100 km). Mit öffentlichen Verkehrsmitteln werden wir sechs Stunden unterwegs sein. Cézanne reiste im 19. Jahrhundert auch nicht viel langsamer.

Es beginnt mit der Information, dass der gebuchte Zug nach Marseille wegen Streiks gestrichen wurde. „Pas de soucis“, sagt der Franzose, von Aix fährt alle 10 Minuten ein Bus nach Marseille. Vom Bahnhof Saint Charles genießen wir den schönen Blick auf Meer und Stadt.

Weiter mit dem Zug nach Saint Raphael, ein hübsches Städtchen mit Meerespromenade und einem nur alle zwei Stunden verkehrenden Bus nach Saint Tropez. Es herrscht Andrang, doch wir schaffen es in den Bus. Die zehn Personen, die auf dem Bussteig zurückbleiben müssen, tragen es mit Fassung. Als die Fahrerin mit 20 Minuten Verspätung die Türen schließt und „On y va!“ ruft, brandet Applaus auf. Eine gute Stunde dauert die malerische Fahrt auf der Küstenstraße. Am Ziel Strand und Palmen: die Kinder sind zufrieden.

An der Côte d‘Azur

In den nächsten Tagen erkunden wir Port Grimaud. Auch wenn es nicht im Hirsch-Programm auftaucht, ist es recht pittoresk („Das Venedig der Provence“). Es wurde in den 1960er-Jahren als Retorten-Stadt ohne größere Bausünden aus dem Sumpf gestampft.

Grimaud selbst ist ein mittelalterliches Städtchen im Landesinneren. Mangels ÖPNV-Alternativen müssen wir das Touristenzüglein nehmen, das zwischen Port Grimaud und Grimaud verkehrt, um Grimaud zu besuchen. Die Kinder freut’s.

Nach Saint Tropez dagegen gäbe es den bereits bekannten Bus. Die Damen bevorzugen den Boot-Shuttle durch die Bucht. Es hat was, sich dem berühmten Fischerdorf von Seeseite zu nähern. „Glamourös“, nennt es das Hirsch-Reisebuch. Die Assoziationen reichen von Helene Wolff, deren Hintergrund für Liebe wir im Reisegepäck haben, über die junge Brigitte Bardot bis zum Studio 55. Ob die Zitadelle im Hirsch-Programm ist, wissen wir spontan nicht. Wir erklimmen sie trotzdem, und werden mit einem schönen Blick und dem unterhaltsamen maritimen Museum belohnt.

Unten im Hafen wartet – jetzt sind wir wieder im Hirsch-Reisebuch-Soll – das herrliche Musée de l‘ Annonciade. Den Kindern bietet das Museum ein eigenes Suchspiel, so dass auch sie Freude an der französischen Avantgarde haben und die Kunstwerke teilweise genauer betrachten als wir.

Anschließend bummeln wir noch über den Markt. Saint Tropez lässt mich zwiespältig zurück: Fischerort und Tourismushochburg, Armut und Superreichtum, Weltkriegsemigration und Lebensfreude, Kunst und Nepp, auf so wenigen Quadratkilometern. Landschaft und Meer und Sonne sind aber halt doch unverschämt schön.

Die letzten beiden Tage vertröpfeln, im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht unangenehm nach der brennenden April-Sonne – und die leckeren Tartelettes schmecken trotzdem!

Rückfahrt

Wir haben Glück: der Bus nach Saint Raphael ist pünktlich und leer, die Zugstrecke nach Marseille wird erst am Folgetag wegen Bauarbeiten gesperrt, und der Vorortzug bringt uns streikfrei nach Aix. Nach einer letzten Nacht im Hirsch-HOTEL ROTONDE fährt uns der TGV direkt zurück nach Karlsruhe – naja, fast. Dass wir den Zug wegen einer technischen Störung überraschend in Straßburg wechseln müssen, bleibt eine Fußnote.

Komfortabler sind nur die Hirsch-Reisen in die Provence und an die Côte d’Azur!