Durchs Rhônetal ans Mittelmeer

Eine Hirsch-Reise mit kleinen Kindern? Schwierig. Konzipiert man eben eine eigene Reise, ohne Reiseleitung und Buskomfort, dafür kindertauglich – mit dem Hirsch-Reisebuch als Reiseführer.

Avignon


„Anreise nach Lyon in eigener Regie, z.B. mit dem TGV. Ihr Hotel liegt beim Bahnhof Perrache zwischen Rhône und Saône. Gemeinsames Abendessen (…) in der 1836 gegründeten Brasserie „Georges“. (Hirsch Reisebuch 2016, S. 21)

Der TGV bringt uns über Straßburg, Mulhouse, Belfort und Besancon nach Lyon. Es sind nur wenige Meter vom Bahnhof zum Hotel. Nebenan liegt die Brasserie Georges. Dort fühlt man sich in vergangene Zeiten versetzt. Eine großer Speisesaal, Sitzbank an Sitzbank, Kellner, die routiniert das Steak Tartar am Tisch zubereiten, selbstgebrautes Bier, deftige Gerichte. Ein Traum, wenn man kein Vegetarier ist.

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Sie beginnen die Erkundung Lyons in der Altstadt Vieux-Lyon, einem der größten Ensembles der Spätgotik und Renaissance nördlich der Alpen. Sie durchwandern die alten Gassen und die typischen Hausdurchgänge, die „traboules”. Die reiche Geschichte der Stadt lernen Sie im Musée d’Histoire de Lyon kennen, dann besuchen Sie die Kathedrale Saint-Jean mit ihrer bedeutenden Ausstattung. Nach der Mittagspause widmen Sie sich dem römischen Erbe der Stadt auf dem Hügel von Fourvière, den Sie mit der Standseilbahn erreichen. Nach der Besichtigung des römischen Theaters schauen Sie von der Aussichtsplattform vor der Wallfahrtskirche Notre-Dame de Fourvière auf die Stadt hinunter und werfen auch einen Blick ins Innere der 1896 vollendeten Basilika. Lassen Sie den Nachmittag mit einem Kaffee in der Altstadt ausklingen!“ (Hirsch Reisebuch 2016, S. 21)

Erschwerte Bedingungen – es ist der 1. Mai, die Museen haben geschlossen, es fährt kein öffentliches Verkehrsmittel (Standseilbahn eingeschlossen). Es stürmt und regnet. Wie ernst die Situation ist merken wir, als die Vierjährige darauf hinweist, dass heute kein Wetter zum Eis essen sei. Immerhin haben wir die Gassen der Altstadt fast für uns allein. Beim treppenreichen Aufstieg zur Wallfahrtskirche kommen wir trotz Kälte und Regen ins Schwitzen. Wieder unten widmen wir uns dem letzten Programmpunkt, mit Kaffee und Törtchen. Noch kurz ein Hotel für das Hirsch-Programm inspiziert, und dann ab mit den Kindern in die heiße Badewanne.

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Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Regionalzug durch das Rhônetal. Die Sonne scheint, rechts und links wird Wein angebaut. Wir beobachten einen Bauern, der mit Pferd und Pflug seinen Acker bearbeitet. Der Mont Ventoux taucht auf, in Avignon grüßt die Jungfrau Maria vom Papstpalast.

„Dann entdecken Sie die melancholische Schönheit der Camargue. Reiher, Flamingos, Wildpferde und Stiere lassen sich in dem von Seen und Kanälen durchzogenen Rhônedelta beobachten. In Les-Saintes-Maries- de-la-Mer besuchen Sie die zinnengekrönte Wehrkirche, der Legende nach Landungsort der drei Marien und ihrer schwarzen Dienerin Sarah, der Patronin der Zigeunerwallfahrten.“ (Hirsch Reisebuch 2016, S. 224)

In Arles steigen wir um in einem Bus – es ist Mittagszeit, der Schulbus fährt aus der Stadt in die Dörfer. Das Ticket ist mit 1,- Euro pro Person unerwartet günstig. Eine knappe Stunde fahren wir durch die Landschaft der Camargue, durch Reisfelder wie in Asien, vorbei an Pferden und Stieren und Flamingos, bis wir in Saintes Maries de la Mer das Mittelmeer erreichen. Der Mistral bläst.

Saintes Maries de la Mer ist ein hübscher Ort, mit der Kirche Notre Dame de la Mer im Mittelpunkt. Dort wartet die Statue der schwarzen Sarah neben einem Meer von Kerzen. Vom Dach der Kirche genießen wir den Blick über Städtchen, Meer und Umland. Die folgenden Tage verbringen wir mit Strandspaziergängen, Fahrrad- und Bootsausflügen. Sonntags werden die Stiere in die Arena getrieben – ein Spektakel, bei dem das halbe Dorf auf den Beinen ist.

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Zurück zum Hirsch-Reisebuch: ein Tagesausflug nach Arles steht auf dem Programm:

„Auf Ihrem Gang durch die Altstadt besuchen Sie das romanische Skulpturenportal der Kirche St. Trophime, das seit seiner Restaurierung mehr denn je fasziniert – der Kreuzgang ist besonders sehenswert. Auf den Spuren der Römer geht es weiter durch die Stadt: Die Gräberstraße Alyscamps, die eindrucksvolle Arena und die Ruinen des römischen Theaters zeugen von der Bedeutung des antiken „Arelate“. Heute ist auch großer Markt in Arles! Lassen Sie sich in Ihrer Freizeit von den Farben und Düften der Provence betören.“ (Hirsch Reisebuch 2016, S. 224)

Wir drehen die Reihenfolge und besichtigen zunächst das Hirsch-Hotel. Anschließend spazieren wir durch Alyscamps. Es ist Samstag, die Sonne scheint, blauer Himmel, und wir sind alleine. Wo sind die anderen Touristen? Auch die Arena ist leer. Bei meinem letzten Besuch durfte man in luftiger Höhe über die Bögen spazieren. Mit eigenen Kindern bin ich froh, dass es nun verboten ist. Das Amphitheater und seine Ruinen werden vom Nachwuchs als Klettergarten geschätzt. In St. Trophime und auf dem Place de la République mit seinem Obelisken  feiert man Hochzeit – der herrliche Kreuzgang nebenan ist menschenleer. Wir besuchen den unterirdischen Kryptoportikus und die Thermen (mehr Kultur als im Hirsch-Programm ausgeschrieben! Wenn auch nicht so intensiv …). Zum Schluss besichtigen wir noch ein Hotel, bevor wir in einem Café auf den nächsten Bus zurück an die Küste warten.

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„Fahrt nach Avignon, das sich die Päpste im 14. Jh. zur Residenz wählten. Im mächtigen Papstpalast erfahren Sie, wie der Papsthof die Stadt prägte, bevor Sie einen Blick in die Kathedrale werfen. Nutzen Sie Ihre Mittagspause für einen kleinen Bummel in die Gärten des Rocher des Doms mit schönem Blick auf die Rhône und die berühmte „Brücke von Avignon“ (Pont St. Bénézet).“ (Hirsch Reisebuch 2016, S. 224)

Abschied vom Mittelmeer. Mit Bus und Zug erreichen wir Avignon. Ein netter Einheimischer weist uns zum richtigen Nahverkehrsbus. Anschließend laufen wir zu unserem Campingplatz auf der Insel Barthelasse, mit Blick auf die traumhafte Silhouette des Papstpalastes. Am nächsten Morgen setzen wir mit der kostenlosen Fähre über die Rhône zur Stadt über. Wir lassen uns durch die Gassen treiben, ein Kaffee in einer Studentenkneipe, danach in die Markthalle mit allem, was das Herz begehrt – welche Bedeutung die Franzosen ihren Essen beimessen! Das alte Mühlenviertel ist malerisch wie eh und je. Auch im Papstpalast kaum Touristen, wir haben die riesigen Säle für uns alleine. Der Blick vom Turm schweift über die Stadt und die Rhône mit der berühmten Brücke bis zur gewaltigen Festungsanlage auf der anderen Flussseite und, am Horizont, den Mont Ventoux (zumindest unser Blick – die Augen der Kinder haben sich beim Eisverkäufer des kleinen Museumscafés verfangen).

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Drei Tage verbringen wir in der schönen Stadt, bevor uns der TGV wieder über Straßburg nach Karlsruhe bringt. Fazit, sofern man das nach den oberflächlichen Besichtigungen beurteilen kann: die zitierten Hirsch-Reisen „Lyon“ und „Provence“ sind schön!

Die nächsten Hirsch Reisen in die Region finden Sie hier:
Lyon und Provence