Cádiz – die Stadt am Atlantik
Ein eiskalter Morgen in Frankfurt am Main – unsere Reise beginnt früh am Flughafen der Metropolstadt. Mit dem Shuttle-Bus vom Hotel fahre ich gemeinsam mit einer Mitreisenden zum Flughafen. Der frühe Flug nach Sevilla stört unsere Gruppe der Willy-Scharnow-Stiftung nicht; vielmehr freuen wir uns auf warmes Wetter, Sonne und vier eindrucksvolle Tage auf der „Halbinsel“ Cádiz. Laut Wetter-App soll es einen Regentag geben – ob die Vorhersage wohl stimmt?
Kurz vor 13 Uhr landen wir in der sonnigen Stadt Sevilla. Unser Busfahrer Xavier erwartet uns bereits am Parkplatz, und ohne lange zu zögern, geht es weiter nach Cádiz. Auf der Transferfahrt erzählt uns Xavier in spanisch, über die Region und unser Reisebegleiter Stefan Schmidt vom Spanischen Fremdenverkehrsamt übersetzt uns es auf deutsch.
In Cádiz begrüßt uns unsere Reiseleiterin Elizabeth im Hotel Bahía an der Strandpromenade, wo ein „kleines“ Mittagessen auf uns wartet. Nach einer Kennenlernrunde mit unseren Mitreisenden und dem Reiseveranstalter machen wir uns anschließend auf den Weg zu einer Stadtführung – von der Neustadt bis in die Altstadt von Cádiz.
In der Innenstadt fällt uns sofort auf, dass die Vorbereitungen für den Karneval in Cádiz bereits in vollem Gange sind. Elly erzählt uns, dass der Karneval in Cádiz einen der berühmtesten Umzüge in ganz Spanien hat. Auf unserem Rundgang werfen wir natürlich auch einen Blick auf die Kathedrale von Cádiz, das Rathaus und zahlreiche königliche Häuser. Selbst am Abend, gegen 20 Uhr, sind die andalusischen Gassen noch voller Leben – sowohl Einheimische als auch Touristen genießen die besondere Atmosphäre.





Nach etwas Freizeit in der Innenstadt und einem erfrischenden Getränk an der Markthalle geht es weiter zum Abendessen ins Restaurant El Faro. Berühmt für seine Fischgerichte und die traditionelle andalusische Küche, beeindruckt uns das Lokal mit seiner romantischen Atmosphäre und großzügigen Portionen. Mit dem Nachtisch und den letzten Schlücken Wein lassen wir unsere ersten Eindrücke von Cádiz Revue passieren. Nicht viel später geht es zurück ins Hotel – wir brauchen genug Schlaf für unsere Wanderung am nächsten Tag.
Der zweite Tag beginnt mit einem reichhaltigen Frühstück, und um 9 Uhr brechen wir auf in den Naturpark La Breña y Marismas de Barbate. Unterwegs nehmen wir unseren Wanderführer, Victor, mit, bevor es weiter in den Park geht. Die Wanderung startet mit einem Anstieg, doch sobald wir die Küste erreichen, wird der Weg angenehmer. Unser Wanderführer erzählt uns von den ökologischen Besonderheiten dieser Region. Am Ziel, dem Leuchtturm, genießen wir einen wunderschönen Blick auf den Atlantik und den weitläufigen Strand. Natürlich darf ein Gruppenfoto zur Erinnerung nicht fehlen. Nach einem kurzen weiteren Spaziergang neigt sich unsere Wanderung dem Ende zu, und am Parkplatz wartet bereits Xavier auf uns für die Weiterfahrt nach Vejer de la Frontera.




In Vejer de la Frontera angekommen, machen wir einen Spaziergang durch die idyllische Stadt mit ihren weißen Häuschen. Das malerische Bergdorf, das strategisch auf einem Hügel thront, blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Bereits die Phönizier und Karthager nutzten diesen Ort als Siedlung, bevor die Römer ihn zu einem wichtigen Teil ihres Reiches machten. Später hinterließen auch die Mauren deutliche Spuren, und Vejer blieb über fünf Jahrhunderte unter islamischer Herrschaft, bis es im 13. Jahrhundert von den Christen zurückerobert wurde. Die Stadt war über Jahrhunderte ein Schmelztiegel der drei abrahamitischen Religionen – Christen, Juden und Muslime lebten hier einst nebeneinander und prägten die kulturelle Vielfalt, die noch heute in den engen Gassen und historischen Bauwerken spürbar ist.



Ein besonderes Symbol der Stadt ist die La Cobijada, eine geheimnisvolle, schwarz verhüllte Frauenfigur, die an mehreren Orten in Vejer zu sehen ist. Diese traditionelle Tracht, die nur ein einziges Auge freilässt, hat ihre Wurzeln in der spanischen Mode des 17. Jahrhunderts und ist nicht direkt aus der maurischen Zeit übernommen worden. Dennoch erinnert ihr Erscheinungsbild an die islamische Verschleierung, die während der maurischen Herrschaft in Andalusien verbreitet war. Die Cobijada war eine typische Kleidung für Frauen in Vejer de la Frontera und galt als Ausdruck von Sitte und Zurückhaltung. Heute steht sie als Wahrzeichen der Stadt und symbolisiert ihre kulturelle Identität. Eine Statue von La Cobijada auf einem Aussichtspunkt von Vejer ehrt diese historische Tracht und erinnert an das reiche Erbe der Region.

Zum Mittagessen ziehen wir uns an den wunderschönen Barrosa-Strand zurück und kehren im kleinen Strandlokal „Santorini“ ein. Nachdem wir uns mit einem köstlichen Mittagessen gestärkt haben, geht es weiter zur Playa del Puerco, wo eine Führung im Hotel Iberostar auf uns wartet. Die Tour endet mit einem Kaffee im hoteleigenen Bistro. Dort diskutieren wir noch über unsere Eindrücke von Vejer und der Wanderung – die sich fast wie vor einigen Tagen anfühlt, obwohl sie erst am Vormittag stattgefunden hat.
In Cádiz haben wir bis zum Abendessen Freizeit. Da die Vorbereitungen für den Karneval die Stadt am Wochenende füllen, mache ich nach einer kurzen Pause einen Spaziergang entlang des Strandes, der direkt vor unserem Hotel liegt. Um halb neun gibt es dann wieder ein traditionelles spanisches Abendessen. Morgen geht es schon weiter nach Jerez.

Der letzte volle Tag am Atlantik – dieser Tag ist ganz Jerez de la Frontera gewidmet. Ein Besuch in Jerez wäre nicht komplett ohne eine klassische Stadtführung und eine Besichtigung der königlichen Reitschule. Die Heimat des Sherry-Weins und der Flamenco-Shows empfängt uns an einem sonnigen Samstag. Die Wetter-Apps der Gruppe sind gespalten: Einige sagen, es wird regnen, während andere fest davon überzeugt sind, dass wir keinen Tropfen abbekommen werden. Wir lassen uns überraschen.
Im Garten der Reitschule bestaunen wir die zahlreichen Orangenbäume. Das leuchtende Orange und das kräftige Grün der Bäume, im Zusammenspiel mit den Sonnenstrahlen der Vormittagssonne, lassen uns fast vergessen, dass uns morgen die grauen Wolken (und Wolkenkratzer) von Frankfurt erwarten.
Die Reitschule wurde 1973 auf private Initiative von D. Álvaro Domecq Romero gegründet, einem Schüler der Spanischen Hofreitschule. 1987 erhielt sie schließlich die offizielle Anerkennung durch den König von Spanien.
Zu den bekannten Reitern der Reitschule zählen Rafael Soto auf Invasor und Ignacio Rambla auf Oleaje, die mit der spanischen Equipe bei den Olympischen Sommerspielen 2004 in Athen die Silbermedaille gewannen. Direkt gegenüber der prestigeträchtigen Reitschule befindet sich das Museum, das eine Sammlung von Wägen aus der spanischen Geschichte zeigt. Diese wurden zu verschiedenen Anlässen genutzt und werden heute noch ab und zu für Shows oder sogar zur Hochzeiten der königlichen Familie herausgeholt.



Zur Mittagszeit lassen wir die Reitschule hinter uns und machen uns auf den Weg in die Innenstadt von Jerez. Wir spazieren entlang der Einkaufsstraße bis zur Markthalle. Ab hier haben wir bis zur mittäglichen Flamenco-Show in einer traditionellen Tabanco Freizeit. Ein Teil der Gruppe geht mit mir zum Markt, wo ich ein paar Orangen und Artischocken kaufe, um sie nach Deutschland mitzunehmen. Nach dem Marktbesuch trenne ich mich von der Gruppe und schlendere nochmal durch die Einkaufsstraße, um ein wenig zu bummeln.
Pünktlich zum Mittagessen treffen wir uns wieder an der Markthalle und gehen gemeinsam zur Tabanco El Pasaje. Hier probieren wir den berühmten Sherry-Wein aus Jerez – jeder von uns hat jedoch eine andere Meinung zu seinem Geschmack.
Der Sherry-Wein ist das wohl bekannteste Produkt aus der Region Jerez de la Frontera und ein wahrer Schatz der andalusischen Kultur. Seit Jahrhunderten wird dieser edle Wein in der Region hergestellt, die perfekte klimatische Bedingungen für den Weinanbau bietet. Sherry wird aus weißen Trauben gewonnen, vor allem der Palomino-Traube, und durchläuft einen einzigartigen Reifeprozess, bei dem er in Fässern aus amerikanischer Eiche gelagert wird. Es gibt verschiedene Arten von Sherry – von trocken bis hin zu süßeren Varianten. Jede Sorte hat ihren eigenen, charakteristischen Geschmack und wird oft zu traditionellen spanischen Gerichten oder Tapas genossen. Der Sherry ist nicht nur ein Wein, sondern ein Stück Kultur, das die Region Jerez so einzigartig macht. Mit dem Wein genießen wir eine beeindruckende Flamenco-Show und lassen die Seele baumeln – ganz passend zur “Fiesta”-Zeit.

Natürlich darf eine Besichtung von Alcázar und der Kathedrale in Jerez nicht fehlen. Nach unserem leckeren Mittagessen machen wir uns zu Fuß auf den Weg der Stadterkundung in Jerez.
Der Alcázar von Jerez ist eine beeindruckende Festungsanlage, die im 11. Jahrhundert während der maurischen Herrschaft erbaut wurde. Die Festung diente als militärische Verteidigungsanlage und als Palast für die maurischen Herrscher. Heute können Besucher durch die gut erhaltenen Mauern, Türme und Gärten wandern, die eine faszinierende Mischung aus maurischer und christlicher Architektur zeigen.
Die Kathedrale ist ein imposantes Gebäude, das im 17. Jahrhundert im barocken Stil erbaut wurde. Sie wurde auf den Überresten einer früheren Moschee errichtet und vereint gotische, Renaissance- und Barockelemente in ihrer Architektur. Die Kathedrale befindet sich auf dem Platz von Arenal und ist ein wichtiges religiöses und historisches Wahrzeichen der Stadt. Die alte Minarette dient heute als Glockenturm.



An der Kathedrale machen wir noch ein Gruppenbild zur Erinnerung des sonnigen Samstags. Noch fiel kein Tropfen. In den Gassen von Jerez sitzen die Spanier zur Mittagszeit in Cafés und genießen die Sonne am Wochenende. Für uns geht es jedoch mit dem Bus weiter zum Weingut außerhalb von Jerez.
Die Bodega Luis Pérez ist eine familiengeführte Weinkellerei in Jerez, die sich auf hochwertige Weine abseits des klassischen Sherry spezialisiert hat. Auf den sanften Hügeln rund um Jerez wachsen hier Rebsorten wie Tintilla de Rota, Merlot und Syrah, aus denen elegante Rot- und Weißweine entstehen. Die Bodega bietet nicht nur Weinverkostungen, sondern auch spannende Einblicke in den Herstellungsprozess – von den Weinbergen bis zur Abfüllung. Besonders beeindruckend ist die atemberaubende Aussicht von der Bodega auf die Landschaft Andalusiens, die den Besuch zu einem besonderen Erlebnis macht.




Nach einem langen Tag im andalusischen Jerez geht es zurück zum Hotel. Der Abend steht zur freien Verfügung, doch wir entscheiden uns für ein letztes gemeinsames Essen vor der Rückreise. Unser Blick fällt auf das kleine Strandlokal direkt vor unserem Hotel – die perfekte Wahl für einen gemütlichen Abschied von Cádiz. Bei gutem Essen und einem Glas Wein lassen wir die vergangenen Tage Revue passieren, lachen über unsere Erlebnisse und genießen die Brise des Atlantiks.
Und der angekündigte Regen? Wieder nichts! Morgen geht es früh zurück nach Deutschland – mit vielen Erinnerungen und vielleicht auch ein bisschen Sand in den Schuhen.




Vor unserer Abreise zum Flughafen versammeln wir uns ein letztes Mal in einer gemeinsamen Runde. Wir tauschen noch ein paar abschließende Worte aus, und unser Reisebegleiter Stefan sowie Jürgen lassen die Reise mit einem kurzen Resümee ausklingen. Nicht lange danach brechen wir nach Sevilla auf.
Im Bus verabschieden wir uns von unserer wunderbaren Reiseleiterin Elly, die uns mit ihrem enormen Wissen die andalusische Kultur und Geschichte nähergebracht hat. Ihre Begeisterung für die Region hat unsere Reise zu etwas ganz Besonderem gemacht.
Am Flughafen heißt es dann endgültig Abschied nehmen – nicht nur von unserem Reisebusfahrer Xavier, der uns sicher durch die Straßen Südspaniens chauffiert hat, sondern auch von der warmen Sonne und dem strahlend blauen Himmel Andalusiens.
Nach drei Stunden Flug landen wir wieder in Deutschland. Nach und nach verabschieden wir uns voneinander, mit vielen schönen Erinnerungen im Gepäck. Ein herzliches Dankeschön an Stefan, Jürgen, Elly und Xavier – ohne sie wäre diese Reise nicht das unvergessliche Erlebnis geworden, das wir nun mit nach Hause nehmen.

Hanife Gökce
seit März 2023 unterstützt sie das Team bei Hirsch Reisen und liebt das Reisen und das Entdecken neuer Orte. Besonders begeistert hat ihre letzte Reise nach Cádiz. Die charmante Altstadt, das andalusische Flair und die beeindruckenden Strände haben bleibende Eindrücke hinterlassen. Diese Reise war ein besonderes Highlight und hat ihre Reiselust weiter entfacht.