Bernina Express im Advent

1. Tag:

Nach Überprüfung der Impfnachweise konnten wir pünktlich um 7.25 Uhr am HBF starten. Die Aufnahme von 3 Gästen bei Baden Baden verlief ohne Probleme. Nach der Kaffeepause in Pratteln kamen wir ca. 11:30 Uhr in Zürich an. Hier war nun ausreichend Zeit für den Spaziergang durch die Altstadt. Gemäß Programm konnten wir das Fraumünster, das Großmünster die Zunfthäuser und die Altstadt besuchen. Hierbei kamen wir am Weihnachtsmarkt im Niederdorf auf dem Hirschenplatz vorbei. Auf unserem weiteren Weg sahen wir den Lindenhof vom Limmat-Ufer aus, konnten den „singing christmas tree“ bewundern, ein überdimensionaler begehbarer Weihnachtsbaum, worin sich Kinder und Erwachsenen-Chöre aufstellen und am Abend wunderschöne Weihnachtslieder singen. Wir spazierten weiter über die Nobelmeile Bahnhofstrasse zu unserem Ziel, dem Weihnachtsmarkt im Hauptbahnhof. In der riesigen Halle waren ca. 50 wunderschöne Häuschen aufgebaut, eines schöner als das andere. Wir konnten Handwerkskunst, Schmuck und Textilien aus der ganzen Welt bewundern, der Duft von originellem Züri-Tirggel und leckerer Züricher Kalbsbratwurst stieg uns in die Nasen. Zwei Attraktionen stachen direkt ins Auge: ein überdimensionaler strahlender Kronleuchter, der von der Hallendecke bis zum Boden reichte, und ein riesiger Tannenbaum, der sich fast bis zum Hallendach emporstreckte, unter anderem geschmückt mit 12 000 glitzernden Swarowski-Steinen.

Nach einer längeren Verweildauer auf dem Weihnachtsmarkt schlenderten wir über die festlich geschmückte Flaniermeile Bahnhofstrasse zum Bus und setzten unsere Fahrt Richtung Davos fort. Ab Zürich war die Landschaft plötzlich weiß von Schnee, wie von unsichtbarer Hand mit Puderzucker bestreut. Entlang des 40 km langen Zürichsees sah man in der Ferne die strahlend weiße Bergkette der Alpen. Wir kamen ca. 17.30 Uhr am Sunstar Hotel in Davos an und gingen durch teils tiefen Schnee und gestreute Wege zum Hotel. Hier wurden wir vom Direktor, Herrn Lauber, bei einem Apéro freundlich begrüßt. Er stellte uns sein Hotel vor und gab uns wichtige Tipps für unseren weiteren Aufenthalt. Das darauffolgende 4 Gänge-Abendmenue war vorzüglich, wie auch an jedem weiteren Tag danach. (Die Krönung war am 3. Tag ein 8 Meter!!! langes Dessertbuffet, das keine Wünsche offenließ).

2. Tag:

Nach einem ausgiebigen Frühstück gingen wir zu Fuß zum Wintersportmuseum. Hier wurden wir in 3 Gruppen eingeteilt und konnten die zahlreichen „antiken“ Wintersportgeräte aus vergangenen Tagen bewundern. Zu jedem Teil passte eine kleine Geschichte.  

Danach hatten wir eine Pause, bis wir uns um 15:00 Uhr am Hoteleingang zu einer Kutschfahrt trafen. Zu dieser Zeit wussten wir noch nicht, ob uns ein Traktor mit Anhänger oder eine Pferdekutsche mit Kufen durch die Schneelandschaft fährt. Und dann kamen sie: Drei wunderschöne nostalgische offene Kutschen (mit Rädern und Kufen), gezogen von je 2 unruhigen Pferden, die es nach Bewegung drängte. Neun Personen fanden in einem Fahrzeug Platz, und als alle in dicke Wolldecken und Felldecken eingemummt waren (es war 8 Grad minus), ging es los. Zuerst auf Rädern durch die Stadt, dann auf Kufen über Wirtschaftswege in ein zauberhaftes Seitental von Davos. Da es während unserer Fahrt besonders heftig schneite, hatte uns eine dicke Schneeschicht im Nu in der Kutsche zugedeckt. Keinem machte das etwas aus. Im Gegenteil, es wurde freudig begrüßt mal wieder so viel Schnee zu erleben.

Vor und nach der Kutschfahrt nutzten einige Gäste noch die Zeit für einen Spaziergang durch die Stadt, einen Besuch im Kirchner Museum, oder sie verweilten in der wunderschönen Saunalandschaft im Hotel.

3. Tag

Heute waren wir alle leicht angespannt, denn wir wollen mit dem Bernina Express auf 2253 m über den Bernina Pass fahren. Werden wir das schaffen? Bei diesem Schnee? Wie hoch mag der Schnee auf dem Pass liegen, wenn wir in Davos schon 50 cm haben? Die Straßen wurden in der Nacht schon mehrmals geräumt, dennoch waren sie durchgehend mit festgefahrenem Schnee bedeckt. Unser Busfahrer, Herr Baumgärtner, hatte abends zuvor vorsorglich Schneeketten aufgezogen. Dies erwies sich als besonders vorausschauend und wichtig, denn wir mussten mit dem Bus nach Tiefenkastel zum Bahnhof fahren. Wofür im Sommer 40 min benötigt werden, brauchten wir jetzt eine Stunde.

Im Bahnhof erfuhr ich, dass der Bernina Express pünktlich ohne Einschränkungen und Hindernisse auf der Strecke fahren kann. Der Zug schlängelte sich in zahllosen Kurven, durch viele kurze und lange Tunnels, über hohe gemauerte Viadukte und durch Galerien, die ein Verschütten der Gleise mit Schnee und Geröll verhindern sollen. Das Landwasserviadukt und den Albulatunnel passierten wir, malerische Ortschaften des Engadins wie Bergün, Preda, Bever, Samedan und Pontresina zogen an uns vorbei. Bergan fuhren wir durch eine um einiges noch reizvollere Schneelandschaft zum Bernina-Pass auf 2328 m. Vorbei am Morteratsch-Gletscher, im Hintergrund, leicht im Dunst, der Piz Bernina mit 4049 m und der Piz Palü mit 3900 m. Vorbei an den Talstationen der Luftseilbahnen Diavolezza und Piz Lagalp, dem Piz Gambrena mit Gletscher und dem Kleinen-, Schwarzen- und Weißen See auf dem Scheitel des Passes, gelangten wir zur Alp Grüm, wo wir 10 min Rast machten und den Zug kurz verlassen konnten für wunderschöne Fotos. Kein Weg führt hierher, nur die Bahn. Mit Überschreiten der Passhöhe befanden wir uns auf der Südseite der Alpen. Fuhren wir bisher ab Pontresina 400 m bergan, so ging es nun 1000 m steil bergab ins Tal Poschiavo bis zum gleichnamigen See, und dann mit mäßigerem Gefälle nach Tirano (Italien). Eine grandiose Talsicht begleitete uns auf der gesamten Strecke, bestes „Postkartenpanorama“. Hatten wir vorher leicht dunstiges Wetter mit mäßiger Fernsicht, so wurde jetzt die Sicht immer klarer, und die Sonne vertrieb den Dunst. Wir genossen die Sonnenstrahlen in den schneebedeckten Tälern und auf den Bergen. Am Poschiavo See vorbei passierten wir das Kreisviadukt bei Brusio und kamen zur Mittagszeit in Tirano an.

Vier Stunden aufregende Erlebnisse lagen hinter uns. Nach einem leckeren Mittagessen beim „Italiener“ traten wir die Rückreise an. Während wir im Bernina Express über den Bernina Pass fuhren, steuerte unser Busfahrer den Hirschreisebus über den Julier- und den Berninapass nach Tirano. Ist diese Fahrt im Sommer über 2 Pässe schon sehr anspruchsvoll, so war sie jetzt im Winter ein wahres Erlebnis. Kurve um Kurve, Serpentine um Serpentine spurte unser Bus zur Passhöhe Bernina, um auf der anderen Seite talwärts nach St. Moritz zu fahren. Nun kam die 2. Herausforderung, der Julierpass mit 2284 m. Er ist etwas höher gelegen als der Berninapass, die Straßenverhältnisse etwas „rustikaler“. Der Imbiss auf der Passhöhe, ein beliebter Kaffestop, war wegen der Schneemassen nicht geöffnet. Geschlossene Schneedecke auf der gesamten Strecke, ohne Schneeketten wäre diese Fahrt nicht möglich gewesen. Die Fahrt durch die nunmehr dunkle Winter-Landschaft war besonders reizvoll. Ein wahrhaftig erlebnisreicher Tag endete um 18:30 Uhr am Hotel mit einem kräftigen Applaus für den Busfahrer.

4. Tag:

Für heute war ein Ausflug nach Chur vorgesehen mit einem Stadtrundgang und anschließendem Besuch des Weihnachtsmarktes. Das Wetter hatte sich etwas beruhigt, so dass die Schneeketten abgenommen werden konnten. Beim Stadtrundgang durch die Altstadt erhielten die Gäste Informationen über die älteste Stadt der Schweiz und Auszüge aus seiner bewegten Geschichte. Der sonst sehr schöne Weihnachtsmarkt in der Poststraße Richtung Bahnhof war wegen zu erwartender Einschränkungen durch Corona-Maßnahmen nur mit ca. 25 Ständen bestückt. Dadurch haben wir unseren vorgesehenen Aufenthalt verkürzt und waren ca. 14:30 Uhr zurück im Hotel.

5. Tag:

Um 08.15 Uhr standen alle Gäste am Bus zur Heimfahrt bereit, alle Koffer waren verladen. Wir verließen Davos Richtung St. Gallen. Hier führte ich unsere Gäste durch die Altstadt und informierte über Geschichte und Geschichten der Menschen der Stadt. Danach erkundeten die Gäste St. Gallen nach eigenen Interessen, wobei auch die Kathedrale und die Stiftsbibliothek besucht wurden.

Nicht zuletzt auch wegen des sehr harmonischen Verlaufs der Reise bereitete der Busfahrer vor der Weiterfahrt einen kleinen Sektumtrunk vor, der sehr gerne angenommen wurde. Ohne Zwischenfälle erreichten wir den Vogtsbauernhof zu einer Kaffeepause und schließlich den Bahnhof Karlsruhe pünktlich um 19.15 Uhr.