Ágio Pás-cha! Die neuen Osterreisen

Ostern einmal anders: orthodoxe Bräuche auf Kreta, Zypern und in Armenien

In der Osterzeit lebt altes Brauchtum auf. Beim orthodoxen Osterfest auf Kreta oder Zypern erleben Sie die Inseln des Zeus und der Aphrodite aus anderer Perspektive! Im Frühling sind sie übrigens am schönsten, wenn sattes Grün Täler und Hügel überzieht und die Erde noch nicht von der Hitze ausgedörrt ist. Und Armenien, die echte Unbekannte in diesem Trio, steckt voller erstaunlicher Spuren der frühen Christenheit.

Wenn Ostern für katholische und evangelische Christen vorbei ist, fängt es für griechisch-orthodoxe erst an. Ein Grund sind die unterschiedlichen Kalender, der gregorianische und der julianische, die zur Berechnung der Feiertage herangezogen werden.

Im Mittelpunkt: der Epitáfios

In Griechenland gilt Ostern als der Höhepunkt des Kirchenjahres. Die ganze Familie kommt zusammen, Blumenschmuck, Prozessionen und traditionelle Osterspeisen gehören dazu. Übrigens auch Ostereier: Die werden am Gründonnerstag in Gedenken an das Blut Christi rot bemalt und vom Priester gesegnet. Ihr rotes Ei bewahren die Griechen auf, bis es im nächsten Jahr beim Grillen des Osterlamms ins Feuer geworfen wird.

Am Morgen des Karfreitags schmücken die Gläubigen das symbolische Grab Christi mit Blumen, ein Holzgestell mit einem Tuch, auf dem der Leichnam Jesu abgebildet ist. Abends wird der „Epitáfios“ in feierlicher Prozession durch die Gemeinde getragen. In der nächtlichen Ostermesse, wenn die Glocken läuten und die verhüllten Ikonen von ihren schwarzen Schleiern befreit werden, tritt der Priester tritt hervor und ruft „Christós anesti“ (Christus ist auferstanden). Das Licht wird von Kerze zu Kerze weitergereicht, alle umarmen sich, Feuerwerkskörper werden gezündet. Am Ostersonntag drehen sich dann die Grillspiele und die ganze Familie versammelt sich, um das knusprige Osterlamm zu genießen.

zypern ostern

Zypern im Frühling

Zypern ist berühmt für seine mediterrane Lebensart und traumhafte Landschaften. Seit 1974 ist die Mittelmeerinsel in den türkischen Norden und den griechischen Süden geteilt. Von ihrer frühen Christianisierung zeugen die Spuren des Apostels Barnabas, der zusammen mit Paulus nach Zypern kam. Die Klosterruine von Bellapais, Kreuzritterburgen und die meisterhafte gotische Kathedrale von Famagusta gehören zu den Höhepunkten der Reise. Im Troodosgebirge überraschen die UNESCO-geschützten Scheunendachkirchen: Äußerlich unspektakulär, verbergen sie innen prächtige byzantinische Fresken.

Alles in allem spiegelt die „Heimat der Aphrodite“ an die 8000 Jahre Geschichte. Römische Villen, Paläste und Königsgräber sind von der antiken Hafenstadt Paphos geblieben. Ein „Muss“ ist jener mythische Ort, wo die schaumgeborene Göttin der Liebe den Wellen entstieg.

In der geteilten Hauptstadt Nikosia erinnern venezianische Festungsmauer und Johanneskathedrale an die Blütezeit im Mittelalter. Die Sophien-Kathedrale auf türkischer Seite wurde zur Moschee. In der verwinkelten Altstadt und auf der Prachtmeile Ledrastraße kann man nach Herzenslust bummeln.

Reiseleiterin Meike Droste erzählt:
„Ostern auf Zypern ist immer wieder ein Erlebnis! Hier, am Schnittpunkt von Orient und Okzident, wandelt man eigentlich immer auf ‚österlichen Pfaden‘ ‒ Zypern ist ja der erste christianisierte Ort Europas. Noch dazu in einer Jahreszeit, in der auch die Natur wieder erblüht und aufersteht.

Mich begeistern die lebendigen Traditionen, an denen uns die Menschen teilhaben lassen. Überall kommen wir damit in Berührung: ob in Bergdörfern oder in den Städten, wo die Frauen am Gründonnerstag beginnen, das symbolische Grab Christi mit Blumen zu schmücken. Es duftet herrlich nach Flaouna, dem traditionellen Osterkuchen, und am Ostersamstag werden wir in einer Taverne ein gemeinsames Ostermahl (Mezé) feiern.“

kreta - kloster arkadi
Orthodoxe Traditionen auf der „Insel des Zeus“

Kreta hat mit den Minoern einst die erste Hochkultur Europas hervorgebracht. Vor über 100 Jahren begann der Brite Arthur Evans den legendären Palast von Knossos auszugraben ‒ möglicherweise das Labyrinth des Ungeheuers Minotaurus, ganz sicher eine archäologische Sensation!

In den malerischen Hafenstädten haben die Venezianer, die größten Seefahrer des Mittelalters, Spuren hinterlassen, etwa im wunderbar gelegenen Agios Nikolaos, auf der Festungsinsel Spinalonga oder in der alten Hauptstadt Chania mit ihrem orientalischen Flair. Im bergigen Landesinneren trifft man auf Dorfkirchen mit byzantinischen Fresken. Im Kloster Kera Kardiotissa wird die Legende der angeketteten Marienikone erzählt. Hoch über der Lassithi-Hochebene liegt die Zeushöhle, Geburtsstätte des Göttervaters.

Am Karfreitag geht es zum Kloster Preveli über dem Libyschen Meer zur Vorbereitung des Epitáfios; die feierliche Karfreitagsprozession und die Osternacht wird die Hirsch Gruppe im hübschen Rethymnon miterleben.

Reiseleiterin Marina Aloupi erzählt:
„Das Osterfest ist für uns Griechen das wichtigste des Jahres. Man durchlebt die Passion, leidet, hofft und freut sich auf die Erlösung. Die Vorbereitung auf den Tod, dieses Mitschwingen im Schmerz und die Hingabe an die Freude der Auferstehung macht man von früher Kindheit an mit. In der Karwoche auf Kreta bekommen die Gäste einiges davon mit. Wer sich auf diese Atmosphäre einlässt, wird davon berührt. Vor unserer Abreise am Ostersonntag im letzten Jahr haben die Hotelbediensteten, der Fahrer und ich spontan getanzt, das ergab sich einfach so und hat die Gäste richtig entzückt!“